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Zwischen Aufbruchstimmung und staatlicher Kontrolle

In Argentinien gibt es sehr gut besuchte Waldorfschulen in Buenos Aires und einige weitere Initiativen im entlegenen Landesinneren. Unter großen Anstrengungen treffen sich die Lehrer zu gemeinsamen Konferenzen und stellen sich gemeinsam mit den Schülern den Herausforderungen eines sozial gespaltenen Landes.

Jahrzehntelang gab es in Argentinien nur zwei Waldorfschulen in Buenos Aires. Erst im Laufe der 90er Jahre eröffneten weitere Initiativen. Heute gibt es in der 12-Millionen-Stadt vier voll ausgebaute Waldorfschulen, eine neuere Initiative im Stadtzentrum (Juana de Arco) eine weitere in dem Stadtteil Florida, die Schule Cuarto cresciente und eine weitere in Hurrlingham, einem sehr armen Vorort von Buenos Aires und mehrere Kindergärten, die teilweise schon bald eine erste Klasse eröffnen wollen.

Außerdem entstanden in den letzten Jahren ein paar Initiativen im Landesinneren – rund 1600 km weiter südlich in Patagonien und 800 km weiter nördlich in der Provinz Cordoba. Um auch für sie Lehrer vorzubereiten, gaben die Kollegen des Lehrerseminars Buenos Aires unter sehr großen – natürlich auch finanziellen – Anstrengungen Wochenendseminare im Landesinneren.

Neben dem dreijährigen Lehrerseminar, das seit über 20 Jahren in Buenos Aires arbeitet gibt es jetzt eine weitere Ausbildung an der Schule Perrito Moreno, die sich dafür um eine staatliche Anerkennung bemüht. Eine Kindergarten Ausbildung wird auch immer wieder durchgeführt. im Anschluss an das erste Jahr im pädagogischen Seminar.

Dieses Jahr begann ein vierjähriger Oberstufenkurs mit 80 Teilnehmern. Es finden jährlich 2 Arbeitswochen statt und in den Zwischenzeiten arbeiten die Kollegen in Fachgruppen, die die jährlichen Treffen vorbereiten.

Wartelisten trotz Wirtschaftskrise

Die Waldorfschulen in Buenos Aires haben eine starke Nachfrage und teilweise Wartelisten, obwohl die Elternbeiträge recht hoch sind. Dieser Zulauf ist um so bemerkenswerter, wenn man bedenkt, daß Argentinien 2001 in eine starke Wirtschaftskrise geriet, die deutliche Folge einer extrem neoliberalen Wirtschaftspolitik war: Unter der Regierung von Carlos Menem (1989-99) wurde so ziemlich alles, was gewinnbringend war, zu Billigstpreisen ans Ausland verkauft, einschließlich wichtiger Rohstoffquellen.

Viele Menschen, besonders in der Hauptstadt, führte diese Wirtschaftskrise zu einer intensiven Suche nach neuen sozialen Formen und Inhalten: Es kam zu Stadtteil-Versammlungen, Fabriken wurden besetzt und gemeinschaftlich organisiert, Arbeitslose begannen, sich zu organisieren und eigene Unternehmungen aufzubauen. Leider klingt diese Unruhe und Suche mittlerweile wieder ab, doch etwas davon ist immer noch spürbar.

Die Waldorfschulen haben sich diesen neuen Fragen durchaus geöffnet. Die Eltern gestalten überall sehr aktiv und kreativ mit und suchen nach neuen Formen der Beteiligung und Finanzierung anstehender Bauten. Die beiden größten und ältesten Schulen haben als Eltern oft schon ehemalige Schüler, die diese Pädagogik noch qum so bewusster suchen und mittragen.

Obwohl die Schulen keinerlei staatliche Unterstützung erhalten, leiden sie unter einer sehr einengenden staatlichen Kontrolle. Zum Beispiel muß jede kleinste Exkursion – und sei es nur ein halber Tag – fünf Wochen vorher mit Unterschriften aller Eltern und vielen weiteren Dokumenten bei der Schulaufsicht beantragt werden! Doch mit viel Kraft und Phantasie entwickeln und realisieren die Lehrer ihre eigenen pädagogischen Impulse, angefangen von der ersten Klasse bis hin zu wunderbaren Jahresarbeiten oder Klassenspielen in der 12. Klasse.

Bewundernswertes Engagement

Eine große Herausforderung ist es, die Schüler aus größtenteils wohlhabenden Elternhäusern an die soziale Wirklichkeit heranzuführen: Bereits nach staatlicher Statistik lebt die Hälfte der Bevölkerung unter der Armutsgrenze, obwohl der Reichtum der Natur unermesslich ist. Da bedarf es mancher Überwindung, auch seitens der Eltern, wenn die Jugendlichen etwa in Gemeinschaftsküchen der ärmsten Gegenden oder in den besetzten Fabriken Praktika machen.

Clara, einer Schülerin der 12. Klasse, machte als Jahresarbeit jede Woche Musik mit Kindern eines Elendsviertels, die zuvor noch nie ein Instrument in der Hand gehalten hatten. Nach einem Jahr traten sie stolz mit ihren Flöten in der Schule auf, um das Gelernte vorzutragen! Das war einfach ein Waldorfunterricht. Die Kinder strahlten vor Liebe zu ihrer jungen Lehrerin, und ihr gelang es mit bewundernswertem Enthusiasmus, viel Geduld und Geschick, aus diesen kleinen Rabauken für einen Moment kleine Musiker zu machen.

Inzwischen sind verschiedene Initiativen in den ärmsten Vororten von Buenos Aires entstanden, in denen Schüler der verschiedensten Schulen sich engagieren und die teilweise auch von ehemaligen Schülern begonnen wurden.

Andreas Schubert

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