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Indonesien nach der Katastrophe

Notfallpädagogischer Folge-Einsatz auf der Insel Sulawesi

Vor etwa zwei Monaten stürzten das Erdbeben und der dadurch ausgelöste Tsunami die indonesische Insel Sulawesi in die Katastrophe. Über 2.000 Menschen starben und Teile der Region wurden buchstäblich von der Erde verschluckt. Die Zerstörung ist nach wie vor deutlich sichtbar und bei den Einheimischen sind die traumatischen Erlebnisse tief in der Seele verankert. Ein neunköpfiges Notfallpädagogik-Team ist Anfang Dezember erneut nach Indonesien gereist, um die Menschen vor Ort bei der Verarbeitung des Erlebten zu unterstützen.

Geröll und Schutt wurden zwar an einigen zentralen Stellen am Strand und im Zentrum der Küstenstadt Palu entfernt, doch die Zerstörung ist immer noch allgegenwärtig und von unvorstellbarem Ausmaß. Im Ortsteil Balaroa versanken über 1.000 Häuser mit etwa 5.000 Bewohnern durch das Phänomen der Erdverflüssigung im Schlamm. Viele Kinder mussten mit ansehen, wie die Erde vom einen auf den anderen Moment alles verschluckt hat. Hier ist kein Aufbau mehr möglich und unzählige Vermisste bleiben vermutlich für immer verschwunden. Dies sind Erinnerungen und Erfahrungen, die tiefe seelische Wunden hinterlassen.

Während der Fokus beim ersten Einsatz, Anfang Oktober, auf der Arbeit mit den traumatisierten Kindern und Jugendlichen lag, standen dieses Mal die Beständigkeit der Hilfe sowie die Aus- und Weiterbildung von lokalen Fachkräften im Vordergrund. „Ziel dieses Einsatzes ist es, Lehrer, Sozialarbeiter und Lehramtsstudenten so zu schulen, dass sie ein Verständnis dafür bekommen, wie sich ein Trauma auf Menschen auswirkt und ihnen zu vermitteln, was sie tun können, um Kinder langfristig zu stabilisieren“, erklärt Einsatzleiterin Kristina Wojtanowski. Ihr internationales Team bestand aus erfahrenen Pädagog*innen, Kunst- und Bewegungstherapeut*innen und einer Ärztin. Die Schulungen fanden im Rahmen von Workshops und theoretischen Einheiten an Schulen und der Universität statt. Dabei wurden Anregungen für heilendes Spiel sowie für musikalische und künstlerische Aktivitäten gegeben, mit denen die Kinder lernen können, das Trauma zu verarbeiten. Spiele und kreative Tätigkeiten tragen, ebenso wie bestimmte Tagesabläufe mit Ruhe- und Aktionsphasen dazu bei, die Selbstheilungskräfte der Kinder zu stabilisieren. Der Bedarf an psychosozialer Hilfe ist sehr groß. Das  notfallpädagogische Interventionsteam konnte bereits während der ersten Tage vor Ort mit insgesamt über 500 lokalen Fachkräften, Student*innen und freiwilligen Helfer*innen arbeiten. 

Dass der Verarbeitungsprozess des Erlebten noch lange andauern wird, musste Kristina Wojtanowski immer wieder im Gespräch mit Einheimischen feststellen. „Viele Betroffene haben während der Gesprächsgruppen mit der Ärztin und Psychotherapeutin aus unserem Team zum ersten Mal über ihre Erlebnisse gesprochen“, sagt sie. „Es wird deutlich, wie tief sich die schrecklichen Erinnerungen eingebrannt haben und dass ein Gesprächs- und Hilfsangebot fehlt“, erläutert sie. Die psychischen Auswirkungen zeigen sich oft erst Wochen, Monate oder Jahre nach einer solchen Katastrophe. Daher ist es besonders wichtig, die notfallpädagogische Arbeit in Indonesien fortzuführen.

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