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Irak: Kontinuierliche notfall- und traumapädagogische Angebote für geflüchtete Kinder im Nordirak

News ,  Notfallpädagogik

Vor zehn Jahren initiierten die Freunde der Erziehungskunst die notfallpädagogische Arbeit in Flüchtlingslagern im Nordirak. Im November 2023 reiste ein Team der Freunde der Erziehungskunst wieder in den Nordirak, um mit den Mitarbeitenden der inzwischen vor Ort selbstständig tätigen Organisationen Friends of Waldorf Education und Island of Hope eine Schulung durchzuführen.

„Heute stehen den Kindern mehr Türen offen”, sagt Sadoon Barakat, Teamleiter von Friends of Waldorf Education (FWE) im Nordirak, in seinen Abschlussworten nach einer Woche Training. „Wir konnten hunderte Kinder darin unterstützen, die Erfahrungen der Flucht zu verarbeiten und bieten ihnen bis heute einen sicheren Ort im Flüchtlingslager, in dem sie ganz Kind sein dürfen.“

Diese sicheren Orte sind die sogenannten Child Friendly Spaces, die täglich die Türen für die Kinder öffnen. Ein geregelter Ablauf und die Anwesenheit der FWE Mitarbeiter:innen vermitteln den Kindern ein Gefühl von Schutz und Geborgenheit. Anfangs- und Abschlusskreise, Phasen des freien Spiels, Märchenstunden und eine gesunde Mahlzeit sind einige der Elemente, die für die Kinder einen verlässlichen Rahmen schaffen. Dieser unterstützt nicht nur die Verarbeitung traumatischer Erfahrungen, sondern stärkt auch die Resilienz der Kinder, die nach wie vor unter einfachsten Bedingungen in Zelten leben. Wenn Sadoon Barakt von Türen spricht, welche den Kindern heute offenstehen, meint er damit unter anderem die Schullaufbahn. FWE unterstützt die Kinder durch altersgerechte Kindergarten-Angebote darin, die Schulreife zu erlangen. In den Camp-Schulen ist mittlerweile bekannt, dass oft das Lernen den Kindern besonders Freude macht. Den Kindern, die als Kindergartenkinder einen der Child Friendly Spaces besucht haben, fällt dies tendenziell leichter. Gleiches berichtet Hishyar Obeid, Gründer der ebenfalls vor Ort tätigen Organisation Island of Hope (IoH). IoH ist in den letzten Jahren aus der Arbeit von FWE als eigenständige Organisation hervorgegangen und bietet neben den Kindergartenaktivitäten am Nachmittag auch einen Hort für Schulkinder im Camp an.

Im November 2023 ist ein Trainingsteam aus Deutschland und aus der Schweiz in den Nordirak geflogen, um mit den Mitarbeiter:innen von FWE und IoH intensiv an den Themen Kindheitsentwicklung und Waldorfpädagogik zu arbeiten. Im Wechsel mit Impulsvorträgen haben sie in Gruppenarbeiten gemeinsam die Inhalte vertieft und an den kulturellen Kontext angepasst. Für die Arbeit mit Kindergartenkindern übten die Kolleg:innen kleine Handarbeiten, für die Hortkinder erarbeiteten sie künstlerische Aktivitäten.

Sadoon Barakt erzählt, dass er sich vor der Vertreibung durch die IS Kämpfer niemals hätte vorstellen können, mit Kindern zu arbeiten. Vielmehr strebte er eine Karriere an der Universität an. Als er, seine Familie und Freunde 2014 geflohen sind, sah er den Schrecken in den Gesichtern der Kinder und wusste, dass er ihnen helfen musste. Er beobachtete ein Team von Notfallpädagog:innen im Camp und spürte, dass es eben diese Arbeit ist, die er selbst mit den jesidischen Kindern machen wollte. So schloss er sich dem Team an, das sich vor Ort bildete und blieb bis heute dabei. Mittlerweile hat er studiert und erfolgreich den Abschluss in Betriebswirtschaftslehrer erlangt. Er leitet das FWE Team und plant, in seine Heimat Sindjar zurückzukehren, um dort einen Kindergarten auf Grundlage der Notfall- und Waldorfpädagogik aufzubauen.

Raphaela Logemann

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