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Lehrerbildung in Ostafrika: Start des neuen Kurses in Kenia

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Mitte Dezember nahm der ostafrikanische Lehrerausbildungskurs (EATT) nach einer Corona-bedingten Pause von zwei Jahren seine Arbeit an der Rudolf Steiner Schule Mbagathi am Rande von Nairobi wieder auf.

In der langen Zeit der Schulschließung und der sozialen Einschränkungen unternahmen die Kolleg:innen in Ostafrika große Anstrengungen, um mit neuen, ungewohnten und oft schwierigen Bedingungen zu arbeiten. In einigen Fällen wurde der Unterricht nach draußen verlegt: Die Lehrer:innen pflanzten gemeinsam mit den Kindern viele Bäume und Blumen in den Schulgärten und auf dem Schulgelände. Viele gingen viele Kilometer weit, um kleine Gruppen von Kindern in Familien zu besuchen, sie brachten Lernmaterial oder erzählten einige Geschichten. Das wichtigste aber war dabei, die Kinder zu sehen, mit ihnen zu sprechen, ihnen zuzuhören und ihnen einen Anstoß und etwas Hoffnung zu geben!

In der Vorweihnachtszeit kamen nun 45 Kolleginnen und Kollegen zusammen, um zu lernen, zu singen und Fragen und Themen der Waldorfpädagogik und ihrer Praxis zu diskutieren. Die Teilnehmenden kamen aus fünf Ländern Ostafrikas: Äthiopien, Tansania, Uganda, Simbabwe und Kenia. Es gab eine Gruppe von 23 Teilnehmenden für den Kindergarten-Bereich, 22 nahmen an Workshops und Vorträgen zur Pädagogik in der Grundschulzeit teil.

Die Wiederaufnahme des ostafrikanischen Lehrerfortbildungskurses steht in einem breiteren regionalen Kontext der nachhaltigen Entwicklung für Afrika. Die im Jahr 2013 von der Afrikanischen Union beschlossene „Agenda 2063: The Africa We Want“ beinhaltet unter anderem die Teilziele „Gut ausgebildete Bürger und eine durch Wissenschaft, Technologie und Innovation gestützte Revolution der Qualifikationen“, sowie „Gesunde und gut ernährte Bürger“ und betont dabei „die Notwendigkeit einer auf den Menschen ausgerichteten Entwicklung, der Gleichstellung der Geschlechter und der Stärkung der Jugend“.

Auf globaler Ebene steht die Entwicklung der Schulbildung in Ostafrika im Einklang mit der Agenda 2030 – den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs), die 2015 von der UN-Generalversammlung mit einem Zieldatum von 2030 festgelegt wurden. Das Ziel 4.2. der Agenda 2030 fordert ausdrücklich Maßnahmen, um sicherzustellen, dass „alle Mädchen und Jungen Zugang zu qualitativ hochwertiger frühkindlicher Entwicklung, Betreuung und Vorschulbildung haben, damit sie für die Grundschulbildung bereit sind.“ (Weitere Informationen unter www.bmz.de/de/agenda-2030)

Die Module des Kurses wurden von einem Team aus sieben lokalen Tutoren geleitet. Zu den Hauptthemen des ersten Moduls gehörten:

  • die Schichten und Ebenen des menschlichen Wesens
  • der Erzieher und die frühkindliche Betreuung und Bildung – wesentliche Eigenschaften und Dispositionen
  • die Gestaltung eines Morgenkreises in Krippe und Kindergarten
  • ein Studium der menschlichen Temperamente als pädagogisches Mittel zur Förderung von Wissen, Verständnis und Einsicht
  • die Kraft und der Reichtum von Geschichten in den Klassen 1 und 2
  • Handarbeit, Formenzeichnen und Malen

Neben diesen Kernelementen gab es Gelegenheiten für praktische Anwendungen: Die Einführung und Vermittlung traditioneller Lieder, darunter ein Hochzeitslied aus Sansibar und ein Lied zur Begrüßung eines neuen Babys, sowie das Erzählen von Märchen und Volkserzählungen aus Afrika und Europa.

Und so ging es an die Arbeit ... unter blassblauem Himmel, bei warmem Sonnenschein, der von heftigen Regenschauern unterbrochen wurde, mischten sich die Geräusche menschlicher Gespräche und Dialoge mit dem schrillen Ruf des Hadada-Ibis, dem Gesang des Pirols und dem eindringlichen Zwitschern der Sperber. Gleich hinter den belebten Klassenzimmern arbeitete das Gärtnerteam der Schule mit Geschick und stillem Fleiß am Anbau der Lebensmittel, die jeden Tag auf den Esstisch kamen. Reihen von Karotten, Spinat, Zwiebeln und Amarant füllten die Beete, neben Büschen und Bäumen voller Papayas, Mangos, Orangen, Zitronen, Limetten und Guaven.

Eines Nachmittags, in der Mitte des Kurses, wurden einige Neuankömmlinge auf dem kleinen Bauernhof der Schule begrüßt. Zwei junge Kühe in bester Verfassung, beide trächtig, stolperten aus dem Anhänger. Sie waren mit einer zweckgebundenen Spende einer Privatperson gekauft worden, und wie es der Zufall wollte, hatte der Spender gerade Geburtstag. Ein tolles Geburtstagsgeschenk! Es besteht die Hoffnung, dass die jungen Kühe und später ihre Kälber mit der Zeit mehr Milch für die Kinder der Schule liefern.

Der Kurs endete mit einer Abschlussveranstaltung und einer Ausstellung der Arbeiten der Teilnehmenden (Handarbeiten, Malen und Formenzeichnen) sowie Präsentationen der beiden Jahrgänge. Und da die Tage immer näher an die Weihnachtszeit heranrückten, sangen wir gemeinsam einige Weihnachtslieder.

Und als ob das noch nicht genug wäre, gab es in der abendlichen Stille Momente, in denen das leise, tiefe Brummen eines Löwen zu hören war, der am Rande des nahegelegenen Nationalparks entlangschlich!

Wir verabschiedeten uns und machten uns auf den Weg zu Bussen, Zügen und Flugzeugen, wobei uns die frohe Botschaft in den Ohren klang und wir uns auf das nächste Modul freuen, das für April 2022 geplant ist.

Trevor Mepham

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