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Wie Schulen ohne Rektor funktionieren.

Ist eine Schule wirklich so gut wie ihr Rektor? - Und wenn sie keinen hat? - Dann ist sie so gut wie ihr Unterricht, wie ihre Feste, wie ihre Struktur, wie ihre Leistung, wie ihr Schulleben, wie ihr Klima, wie ihre Konferenzen, wie ihr Stundenplan - denn alles dies beeinflußt ein Rektor nicht unwesentlich durch seine Ideen, durch seinen Führungsstil, durch sein Temperament. - Und wenn sie keinen hat? - Dann hat sie im Kollegium 20 oder 43 oder auch 87 ... ebenso viele, wie Lehrerinnen und Lehrer, Mütter und Väter, Schülerinnen und Schüler, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Verantwortung und Freiheit bilden - wie die beiden Seiten eines Blattes Papier untrennbar miteinander verbunden - das Funktionsprinzip der Waldorfschule: Autonomie und Konsens.

Die Lehrer sind frei für die inhaltliche Bestimmung der Erziehung. Diese Freiheit ermöglicht erst die Eigenverantwortung des einzelnen Lehrers, der unabhängig von Traditionen, Lehrplänen, Schulbüchern, Anforderungen durch den Staat oder die Wirtschaft aus dem Studium der Entwicklungsgesetzmäßigkeiten und der individuellen Fähigkeiten der Heranwachsenden sein pädagogisches Handeln ableitet.

"Schule ohne Direktor" ist ein pädagogisches Prinzip. Es gewährleistet, daß die Schüler den Lehrer als einen Forschenden erleben, als einen Menschen, der seine Fehler hat, der dadurch in Konflikte gerät und der sich nicht hinter Richtlinien oder dem Direktor verstecken kann, der sein Handeln selbst verantwortet. Hieran kann sich Selbstverantwortung bei den Schülern entwickeln.

Der Lehrer ist mit dieser Aufgabe nicht allein. Er bringt seine Arbeit in ein Kollegium ein, das wöchentlich in der Pädagogischen Konferenz die inhaltlichen Fragen der Schulgestalt berät und evaluiert und weiterentwickelt. Hier liegt die Verantwortung für den Lehrplan der Schule. Alle Kollegen, die sich nach einer Probezeit verbindlich für die Arbeit in der Schule entscheiden, sind Mitglieder der Schulleitungs-Konferenz und teilen sich die Aufgabe der Schulleitung: Personalfragen, Stundenplan, Vertretungsplan, Organisation der Fortbildung ... Die Probleme der Schule werden in der Gemeinschaft erörtert; die Vorbereitung der Erörterung und die Ausführung der Beschlüsse wird oft an einzelne Kollegen oder an Gruppen delegiert.

Die Eltern sind direkt an der Trägerschaft der Schule beteiligt. Sie verwalten den Haushalt der Schule, sie bestimmen ihre Sozialgestalt und sind in allen rechtlichen Fragen gleichberechtigt beteiligt. Hierdurch erfahren Eltern und Schüler Identifikation mit ihrer Schule.

Schule ohne Direktor ist nicht leicht für Lehrer, die "nur ihren Job machen" wollen, für Eltern, die ihre Kinder abgeben wollen, für Schüler, die sich über einen Lehrer beschweren wollen; sie alle müssen umdenken, aktiv werden, Ideen entwickeln, mitarbeiten ... oder ... eine Schule mit Direktor suchen.

Gerd Kellermann

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