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Einsatz für ein besseres Schulsystem

„Sich in diesem kleinen südamerikanischen Land für Waldorfpädagogik zu entscheiden, ist angesichts der sozialen, politischen, pädagogischen  und wirtschaftlichen Situation des Landes eine ständige Herausforderung.“ Dies berichtet der Waldorflehrer Moisés Arcos aus Ecuador im Buch „100 Jahre Erziehung zur Freiheit“, das die Freunde der Erziehungskunst anlässlich des Jubiläums der Waldorfschulen herausgegeben haben. In den letzten Jahren wurden immer wieder Gesetze erlassen, die einen immer früheren Eintritt in die Schule vorsehen, die Situation für Schulen in freier Trägerschaft ist unübersichtlich. Moises ist Mitbegründer der Comunidad Educativa Nina Pacha in Ecuadors Hauptstadt Quito. Er war auch an der Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer beteiligt, die nun in der kürzlich gegründeten Waldorfschule in der knapp 500 Kilometer weiter südlich gelegenen Stadt Cuenca unterrichten. José Luis Rodríguez aus dem Gründungsteam hat uns einige Fragen zur Entstehung der Schule beantwortet.

Seit wann gibt es den Wunsch, die Schule zu gründen?
2014 begannen wir an verschiedenen Orten und bei verschiedenen Versammlungen, das hiesige Bildungssystem zu hinterfragen, ein Bildungssystem, welches sich in den letzten Jahren kaum oder gar nicht weiterentwickelt hat. Als Eltern und Erzieher sahen wir die Dringlichkeit irgendetwas zu tun um eine andere Art und Weise zu finden, unsere Kinder zu erziehen. Wir entdeckten auf diesem Wege die Theosophie und später die Anthroposophie, die uns zur Waldorfpädagogik führte. Aber in unserem Umfeld existierte ein solches Bildungsangebot nicht. Und obwohl unsere Suche andere Formen von Pädagogik mit einschloss, gab keine einzige uns eine Antwort auf eine wirklich integrale Bildung. Aus diesem Grund haben wir uns 2016 mit ausländischen Waldorflehrern in Verbindung gesetzt, die sich nach ihrer Pensionierung in Cuenca niederließen, aber genauso auch mit Lehrern der Gemeinschaft Comunidad Educativa Nina Pacha in Quito, die auf der Grundlage der Pädagogik Rudolf Steiners arbeitet. Schließlich beschlossen wir, selbst das Projekt einer ersten Waldorfschule in Cuenca anzugehen, welche außerdem dazu dienen sollte, die Pädagogik bekannt zu machen, andere Bildungseinrichtungen zu Innovationen zu motivieren und neue Waldorfschulen entstehen zu lassen. Seit 2017 absolvieren wir unsere Ausbildung in der Stadt Quito in der Schulgemeinde Nina Pacha unter der Leitung von Moisés Arcos.  Außerdem erhalten wir durch die hier ansässigen pensionierten Waldorflehrer seit 2018 in verschiedenen Workshops Fortbildungen zu den Themen, wie: Arbeiten mit Wolle, Filzen, Färben, Herstellen von Spielsachen, Spiele und Kreise für verschiedene Altersstufen, Raumdynamik, Malen mit Wachsmalkreiden und Aquarellfarben, Eurythmie, Aufbau von Märchen und Erzählungen, und andere. Parallel dazu bauen wir Gelegenheiten aus, Eltern und Interessierte an der Erziehung des Kindes im Lichte der Anthroposophie weiterzubilden, weswegen wir bereits in unterschiedlichen Räumlichkeiten und Einrichtungen verschiedene Workshops gegeben haben. Im Oktober 2019 startet die Initiative LunaSol mit einem Kindergarten für Kinder von 3 bis 5 Jahren. Derzeit befinden wir uns dabei, die Einrichtung anzupassen, sowie Möbel und alle nötigen Materialien zu besorgen.

Wer ist an der Gründung beteiligt?
Wir sind ein Team aus vier Cuencanern: Maritza Vásquez, Karla Rosales, José Luis Rodríguez, Clara Vásquez; alle arbeiten wir an dem Projekt einer ersten Waldorfinitiative in Cuenca, Ecuador. Dass wir auf die Unterstützung von pensionierten Waldorflehrern aus verschiedenen Ländern und Orten zählen können, ist für uns ein großer Segen. Diese sind vor allem: Sandra Doren, Michael Pinchera, Sheila Jhones und Andrea Lyman, zum Schluss konnten wir auch auf Rosario Wright und Robert McEldowney zählen.

Warum ist die Gründung einer Waldorfschule an diesem Ort besonders wichtig?
Weil wir einen harmonischen Raum bieten wollen, der ein Leben aus Liebe zum Lernen fördert, in dem das Kind als einzigartiges Wesen willkommen geheißen wird und in dem seine vielfältigen Fähigkeiten allmählich geweckt, gepflegt und gestärkt werden; in dem die Kinder ihre natürliche Begeisterung für alles, was sie entdecken, aufrechterhalten und in jeder Erfahrung einen wahren Sinn für ihr Leben finden. Weil wir Menschen wollen, die entdecken, dass diese Welt ein guter Ort ist, dass sie diese Welt als ihre Heimat und als Teil ihres Lebens auf Erden empfinden, die die Welt als einen schönen Ort sehen, der ihnen alles gibt und gleichzeitig in ihnen das Bedürfnis weckt, sie zu respektieren und zu schützen.

Was sind die besonderen Hürden, die für die Gründung der Schule genommen werden mussten?
Zunächst ist dies einmal der wirtschaftliche Faktor, denn wir mussten unsere eigenen Mittel für Ausbildung, Reisen, Workshops, Materialien und für einen Teil der Einrichtung der Räumlichkeiten aufbringen. Für die Eröffnung der LunaSol-Initiative verfügen wir über die Gelder der Familien, die ihre Kinder bei uns eingeschrieben haben, in dieser ersten Phase können wir maximal 15 Kinder aufnehmen, derzeit sind wir noch im Anmeldeprozess. Die Schulgebühren betragen 190 US-Dollar. Ein anderes wesentliches Hindernis ist der Legalsierungsprozess im Bildungsbereich, wofür die Infrastruktur, der Elternbeirat und auch beispielsweise die Schülerschaft vorgewiesen werden muss. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, wird die Dokumentation eingereicht, woraufhin nach etwa sechs Monaten eine Betriebserlaubnis erteilt wird, die für fünf Jahre gültig ist und danach verlängert werden kann.

Welche Schwierigkeiten treten auch nach der Gründung noch auf?
Um die behördliche Genehmigung einzuholen, ist ein Ort vorzuweisen, der uns dessen Nutzung für mindestens die nächsten fünf Jahre zusichert. Deswegen erschien es uns am geeignetesten, ein eigenes, definitives Grundstück für den schrittweisen Aufbau der Schule für Kinder bis 14 Jahre zu erwerben, mit der daraus resultierenden Investition und dem damit verbundenen Aufwand. Der wirtschaftliche Faktor war stets die größte Einschränkung in jeder Phase des Projekts, denn im Moment haben wir lediglich Mittel für das Allerwesentlichste um voranzukommen. Wir werden weiterhin für die nötige Verbreitung der Initiative sorgen müssen, um neue Lehrer, Eltern und eine wachsende allgemeine Gemeinschaft gewinnen zu können; Menschen, die sich an dieser neuen Form von Bildung in unseren Breiten beteiligen wollen. Außerdem erachten wir es als wichtig als Gemeinschaft dafür zu sorgen, dass Lehrkräfte für die späteren Jahre der Initiative hier vor Ort ausgebildet werden können.

Welche besonderen Momente, welche Freuden begegnen Ihnen bei der Gründungsarbeit?
Auf dem Weg begegneten uns Menschen mit einem gemeinsamen Ziel und dem Willen das Bildungssystem unseres Umfeldes zu erneuern und zu verbessern, und indem wir uns zusammentaten, entdeckten wir in der Waldorfpädagogik den besten Weg, dies zu verwirklichen. Die Organisation und Ausrichtung des ersten ecuadorianischen Waldorfmeetings war für uns sehr bereichernd, da wir so die Waldorfgemeinschaft auf nationaler Ebene würdigen und stärken konnten. Das Lernen über die Waldorfpädagogik hat uns auch dazu gebracht, uns selbst zu finden, und uns unserem eigenen Gewissen zu stellen.

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