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Ort der Vielfalt

„Papalotes Escuela Waldorf“ ist die bisher einzige Waldorfschule im mexikanischen Bundesstaat Oaxaca, sie liegt in der gleichnamigen Hauptstadt des Bundesstaates. Oaxaca, im Süd-Osten Mexikos, ist eine Region voller Kontraste: einem unvergleichbaren kulturellen Reichtum stehen große Armut und soziale Ungerechtigkeit gegenüber. Im Bildungsbereich ist es noch gravierender: Oaxaca ist der zweitärmste Bundesstaat Mexikos, hinzu kommen ein sehr niedriger Bildungsstandard und der andauernden Arbeitskampf zwischen Lehrergewerkschaft und Regierung. Dieser Konflikt hat in den letzten Jahren zu permanenten Spannungen geführt. Trotz allem ist Oaxaca mit seiner Vielfalt an indigener Kultur, Sprachen und Kunsthandwerk, wie zum Beispiel töpfern, weben oder Holz schnitzen, ein wunderbarer Ort für die Waldorfpädagogik.

 

Die Waldorfschule Papalotes, zu Deutsch Flugdrachen, wurde 2009 von einer Gruppe Eltern und Lehrer gegründet, die sich um die Erziehung ihrer Kinder sorgten. Beginnend mit einer Kindergartengruppe entstand 2012 die erste altersübergreifende Grundschulklasse. Zwei Jahre später kam noch eine Kinderkrippe hinzu. Als erstes Klassenzimmer wurde mit Hilfe von Schülern, Eltern und Architekturstudenten der Universität Oaxaca, ein kleines Schulgebäude nach der lokalen Lehmbauweise „Bajareque“ errichtet. Hierbei werden die Wände aus einen Flechtwerk aus Zweigen gebaut, mit Lehm gefüllt und verputzt.

Gegenwärtig arbeiten in Papalotes sechs Lehrer, die die ungefähr 20 Kinder verschiedener kultureller Hintergründe aus Mexiko und dem Ausland unterrichten. Jeden Sommer nehmen die Lehrer, neben mehreren lokalen Wochenendworkshops, an einer dreiwöchigen Weiterbildung an der Waldorfschule in Cuernavaca teil.

Neben Grundlagen der schulischen Bildung mit waldorfpädagogischen Qualitäten, sollen sich auch die lokalen kulturellen Kontexte widerspiegeln. Beispielsweise hören die Schulkinder der 4. Klasse Sagen der mexikanischen Mythologie und die Schule feiert eine ganze Reihe von nationalen Festen, einschließlich Allerheiligen, eines der wichtigsten Feste in Mexiko. Um dem Tag zu gedenken, schmücken die Schüler und die Lehrer einen farbenprächtigen Altar und präsentieren ein zur Feier passendes Theaterstück.

In letzter Zeit hat Papalotes damit begonnen, mit anderen Waldorfschulen in den USA und in Deutschland Kontakt aufzunehmen, um die Basis für Kultur-, Schüler- und Lehreraustausche zu legen, aber auch um finanzielle Unterstützung zu erhalten. Denn trotz all der Erfolge, bleibt die Finanzierung der Schule weiterhin ein großes Thema. Da die Schule keine öffentlichen Gelder erhält, ist sie völlig auf die Schulgebühren der Eltern angewiesen. Diese müssen aber den durchschnittlichen Gehältern in der Region angemessen sein. Die Herausforderungen, die die Schule dadurch zu bewältigen hat, sind vielfältig: es soll den sehr engagierten Lehrern ein gebührendes Gehalt gezahlt werden, die Personen, die viele Stunden damit verbringen die Schule zu leiten und zu verwalten (derzeit noch unentgeltlich) sollen vergütet werden und gleichzeitig muss auch Geld aufgebracht werden, um Schule und Gebäude weiter wachsen zu lassen.

Trotz dieser Schwierigkeiten ist es ein wichtiges Grundprinzip der Schule, dass Eltern, die wirklich an Waldorfpädagogik für ihre Kinder interessiert sind, nicht aus finanziellen Gründen abgewiesen werden. Deshalb hat Papalotes ein Arbeits-Austausch-Programm ins Leben gerufen, bei welchem die Eltern einen Teil der Schulgebühren in Form von Arbeitsstunden für die Schule einbringen können. Außerdem werden alle Familien gebeten, ganz nach der in Oaxaca üblichen Gemeinschaftsarbeit – genannt „Tequio“ – , bei der Wartung der Schule, des Gartens und des Grundstücks mitzuhelfen.

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