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Waldorfschule Tiflis in ständigem Wandel

Die Freie Waldorfschule Tiflis wurde im Jahre 1994 als autorisierte Schule gegründet. Damals übergab die Stadtverwaltung der Gesellschaft, die die Schule gründete, das Grundstück und ein Kindergartengebäude auf unbestimmte Zeit. In den folgenden Jahren wurde mit Hilfe der Freunde der Erziehungskunst und des BMZ sowie der Software AG Stiftung das Kindergartengebäude saniert und weitere Gebäude errichtet, so dass die Waldorfschule in Tiflis auf zwölf Klassen wachsen konnte. Im Jahre 2010 verlieh das  georgische Bildungsministerium der Schule für ihre erfolgreiche Arbeit den Preis als beste Schule in Georgien.

Fridtjof Nansen nannte Tbilisi einmal das Tor zum Orient. Auch heute weiß die Stadt noch nicht so ganz, in welche Richtung sie denn eigentlich gehen will, auch wenn das kulturelle Erbe große europäische Wurzeln besitzt. Doch scheint die Geschichte den Georgiern nie lange Ruhe gegönnt zu haben – und so schwimmt das Land immer zwischen Aufbau und Zerstörung. Auch heute ist wieder eine Suche nach einer neuen, eigenen Identität zu spüren. Nach dem Umbruch in der Sowjetunion erreichte Georgien eine Unabhängigkeit, die viele Probleme mit sich brachte: einen Bürgerkrieg, abtrünnige Republiken, große Korruption, Landflucht und zuletzt eine friedliche Revolution. Heute steht eine recht junge Regierung vor den Folgeproblemen, die sich in der sozialen Gesellschaftsstruktur widerspiegeln, und versucht eine Richtung zu finden, um einen Wiederaufbau zu ermöglichen.

In dieser Situation befindet sich auch die Freie Waldorfschule Tbilisi seit ihrer Begründung 1994 in ständigem Wandel, sowohl in pädagogischer als auch in rechtlicher Form. Begonnen wurde mit zwei Klassen. Inzwischen ist die Schule mit bereits zwei Abschlüssen voll ausgebaut und dennoch ist der pädagogische Aufbau noch immer nicht abgeschlossen – nein, heute wird mehr denn je um einen georgischen Waldorflehrplan und dessen Einklang mit den neueren staatlichen Forderungen gerungen.

Die sozialen und wirtschaftlichen Lebensbedingungen erlauben nur eine geringfügige finanzielle Beteiligung am Schulhaushalt. Noch heute leben über die Hälfte unserer Elternhäuser und das gesamte Lehrpersonal unter dem Existenzminimum. Das Bildungssystem des gesamten Landes ist durch die finanzielle Geringschätzung der Lehrer in einem desolaten Zustand. Auch die Freie Waldorfschule kämpft mit dieser Situation und versucht, durch eine zusätzliche Lehrerausbildung, regelmäßige Seminararbeit und einer aktiven Öffentlichkeitsarbeit ihr Möglichstes.

In Georgien ist die Freie Waldorfschule Tbilisi die einzige Schule, die großen Wert auf eine breit gefächerte Allgemeinbildung (und nicht nur Prüfungsvorbereitung) legt, zu der in besonderem Maße handwerkliche und auch praktische Arbeit gehört. Einmalig sind auch zwei Arbeitspraktika in der 9. und 10. Klasse, in denen meist Aufbauarbeit in entlegenen Regionen des georgischen Kaukasus geleistet werden kann.

Inzwischen war durch die Veränderungen im Bildungswesen Georgiens der Status "Autorisierte Schule" abgeschafft und die Waldorfschule zur öffentlichen Schule Nr. 196 geworden.  Nun müssen öffentliche Schulen auch alle Vorgaben, wie z.B. die Aufnahme der fünfjährigen Kinder in die erste Klasse, die Computerisierung der ersten Klassen usw. einhalten. Um nicht die Substanz der Waldorfschule zu verlieren,  fühlte sich die Schule gezwungen eine Schule in freier Trägerschaft des 'Verein Freie Waldorfschule und Kindergarten Tbilissi' zu werden. Das Bildungsministerium hatte dieser Umwandlung bereits mündlich zugestimmt, als es aber an die Vergabe der Lizenzen ging, stellte sich heraus, dass im Übergang von der kommunistischen auf die heutige staatliche Verwaltung, das Grundstück der Schule als Eigentum der Stadt eingetragen worden war, ohne die Anfang der 90er Jahre zugesicherten Nutzungsrechte zu vermerken.  Und ohne ein eigenes Grundstück wird in Georgien keine Schule genehmigt.

Endlose Verhandlungen mit der Stadt, Versuche auf die alten Nutzungsrechte zu pochen, Einschaltung wichtiger Leute brachten nichts: das Grundstück muss gekauft werden. Sollte dieser Kauf nicht gelingen, verliert die Schule ihre Gebäude und alle vorigen Investitionen waren umsonst.

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