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Nepal Februar 2018

Ein zweites Leben nach dem Erdbeben

Interview mit Sushma Bajracharya


Lukas Mall, der Leiter der Einsätze im November 2017 und Februar 2018, sprach mit Sushma Bajracharya, die für die GIZ in Nepal arbeitet (gekürzte Fassung).

Sushma Bajracharya, Sie sind Community Development Advisor. Können Sie kurz beschreiben, was Ihre Tätigkeiten sind?

Ich arbeite für das Wiederaufbauprogramm in Nepal, das von der GIZ bei der Konzeption, Planung und Umsetzung der Komponente "Soziale Mobilisierung" unterstützt wird. Das Hauptziel dieser Komponente besteht darin, die Widerstandsfähigkeit der Gemeinschaft gegenüber Naturkatastrophen und von Menschen verursachten Katastrophen zu stärken. So soll die Bevölkerung in der Lage sein, in Zeiten nach Konflikten und Katastrophen besser zurechtzukommen und möglichst gut auf künftige Katastrophen vorbereitet sein.

Wie und wann sind sie auf die Notfallpädagogik aufmerksam geworden?
Ich selbst unterstütze eine lokale NGO, die mit Straßenkindern in Katmandu arbeitet.  Unmittelbar nach dem Erdbeben führten wir, zusammen mit einer anderen Organisation namens Spiny Babbler, mit den Kindern viele Aktivitäten wie Geschichtenerzählen, Poesie, Malen usw. durch. Den Begriff „Notfallpädagogik“ kannten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.  Es war einfach ein Bedürfnis da, gemeinsam mit den Kindern etwas zu unternehmen, um den Stress, den sie während und nach dem Erdbeben erlebten, zu bewältigen. Wir stellten fest, dass die Kinder sich entspannten und ihre Gefühle besser ausdrücken konnten.  Ich füge dazu einen kurzen Bericht bei.
Später, ungefähr im März 2017, hatte ich viel Kontakt mit Kristina Wojtanowski. Die Notfallpädagogik-Interventionen durch die Freunde der Erziehungskunst wurden besprochen und geplant. Gemeinsam haben wir zwei Interventionsrunden durchgeführt und ich hatte die Gelegenheit, mehr über die Arbeit und die Notfallpädagogik zu erfahren.

Sie haben schon mehrere Einsätze in Nepal begleitet, wie haben Sie diese und die Kinder vor Ort erlebt?
Ich hatte bisher die Chance, die Einsatzteams in fünf Schulen in entlegenen Gebieten Nepals, die mit am stärksten von den Erdbeben betroffenen waren, zu begleiten. In diesen Regionen arbeiteten die Teams mit Schulkindern, Lehrern und Gemeindemitgliedern zusammen.  Ich empfand die Teammitglieder der Freunde als sehr kompetent, motiviert und flexibel.  Ich war erstaunt, wie schnell sie sich an die lokalen Gegebenheiten anpassten und über ihre Bereitschaft, etwas über unsere Kultur, Sprache und so weiter zu lernen.  Die erste Intervention, bei der ich dabei war, fand im November 2017 statt, die zweite im Januar/Februar 2018.  Beide Teams wurden von Lukas Mall geleitet.  Die GIZ-Teams im Außendienst, zu denen auch ich gehöre, waren sehr beeindruckt von seinen Managementfähigkeiten und davon, wie gut er den recht komplizierten theoretischen Teil der Notfallpädagogik erklären konnte.
Ich denke, dass die Interventionen auf ihre eigene Art und Weise Lebenskunst lehren, besonders in Notfällen. Oft sind die Kinder am Anfang unmotiviert – was sich immer schnell ändert. Die Interventionen dauerten nun nur drei Tage, wenn es etwas länger wäre, würden wir sogar noch mehr Wirkung sehen. Nichtsdestotrotz denke ich, die Kinder werden sich immer sehr gerne an diese erinnern und was sie gelernt haben, wird etwas sein, das sie für immer in Ehren halten werden.

Und welches Erlebnis während eines Einsatzes hat Sie meisten berührt?
Zum Beispiel dieses in Syafrubesi: Hier wohnen die meisten Schulkinder in der Schulherberge, die sehr einfach ausgestattet ist, weil sie aus weit entfernten Dörfern kommen. Ich besuchte dort die dritte Klasse. Es waren vier Kinder, die nichts machen wollten, keine Spiele, keine Lieder, keine Zeichnungen. Aber vom zweiten Tag an wurden sie voll eingebunden und am letzten Tag, so sagten sie, würden sie gerne mehr tun.  Es war so schön zu sehen, wie sie sich allmählich öffneten.

Wie sehen Sie die Entwicklung der Dörfer für die Zukunft?
Gerade erst wurden die Kommunalverwaltungen nach fast zwei Jahrzehnten neu gewählt.  Die Dorfbewohner sind sich ihrer Rechte und Pflichten bewusster.  Daher denke ich, man kann für die Zukunft dieser Dörfer optimistisch sein.

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