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Mexiko: Gefährliche Reisen – Migration durch das Transitland

Jährlich überqueren ca. 400.000 Menschen die südliche Grenze Mexikos. Ein großer Teil von ihnen kommt aus den Ländern Guatemala, El Salvador und Honduras, die zu den tödlichsten Regionen der Welt zählen. Bereits seit den 80er Jahren ist Mexiko Flucht- und Transitland für Menschen aus mittelamerikanischen Ländern. Seit 2015 nimmt die Zahl der Flüchtlinge kontinuierlich zu.

„Einer der vierjährigen Jungen ist uns aufgrund von seinem aggressiven Verhalten von Anfang an aufgefallen. Später erzählte uns sein Vater die Geschichte der Flucht und Ankunft in Mexiko. Die Familie sah sich viel Gewalt ausgesetzt, vor allem der kleine Juan wurde oft geschlagen. Wir konnten beobachten, wie er im Laufe der notfall- und traumapädagogischen Arbeit ruhiger wurde und wieder Freude am Spielen mit anderen Kindern gewann“, erzählt uns die Landeskoordinatorin der Notfallpädagogik-Gruppe Mexiko. Gemeinsam mit einer Gruppe von ausgebildeten Notfallpädagog*innen, geht sie wöchentlich in eine der Flüchtlingsunterkünfte in Mexiko Stadt, um mit Kindern und ihren Eltern zu arbeiten.

Flucht vor Bandenkriminalität und Gewalt

Die Menschen fliehen vor Armut, Bandenkriminalität und Perspektivlosigkeit aus Ländern wie El Salvador, Nicaragua, Honduras und Venezuela nach Mexiko. Eine junge Mutter lebt mit ihrer kleinen Tochter in der Unterkunft. Sie erzählte, dass sie in ihrem Heimatland als Frau für ihren Mann und seine Familie büßen sollte, die in kriminelle Machenschaften verwickelt worden sind. Sie sah sich Gewaltandrohungen ausgesetzt und ihr blieb nur die Flucht, um sich und ihre Tochter davor zu schützen. Eine weitere Frau schließt sich ihrer Erzählung an und berichtet, dass sie als politisch Verfolgte nach Mexiko gekommen ist.

Doch nicht nur in ihren Herkunftsländern, auch auf der Flucht und in Mexiko sind die Menschen traumatischen Erfahrungen ausgesetzt. Ihnen drohen gewaltsame und sexuelle Übergriffe, Entführungen, Diskriminierung, willkürliche Inhaftierungen sowie ein Leben auf der Straße ohne jegliche medizinische oder sonstige Versorgung. So schließen sich Menschen zusammen, um den Strapazen nicht alleine ausgesetzt zu sein.

Sie dürfen wieder Kind sein

Mit den Notfallpädagog*innen verbringen die Kinder ihre Zeit mit künstlerisch-kreativen Aktivitäten, Bewegungs- und Rhythmusspielen sowie Märchenerzählen. Sie gehen raus in die Natur und dürfen wieder Kind sein – eine Erfahrung, die ihnen in der Heimat und auf der Flucht oft lange verwehrt geblieben ist. Die Eltern haben die Möglichkeit, in einem geschützten Rahmen über ihre Erlebnisse zu sprechen oder ihren unaussprechlichen Erlebnissen beim Malen Ausdruck zu verleihen.

Nach dem Erdbeben in Mexiko im September 2017 unternahmen die Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners einen notfallpädagogischen Akuteinsatz. Neben der Arbeit mit den Kindern, haben Schulungen für Helfer*innen vor Ort stattgefunden. Es hat sich ein Team aus professionellen Pädagog*innen, Lehrer*innen und Ärzt*innen gebildet und eine Fortbildung in Notfall- und Traumapädagogik wurde aufgenommen. Im Oktober 2018 fand im Anschluss an die dritte Schulungseinheit ein notfallpädagogischer Einsatz in der so genannten Ciudad Deportiva in Mexiko Stadt statt, wo hunderte Migrant*innen notdürftig untergebracht waren. Daraus ergab sich eine Zusammenarbeit des Notfallpädagogik-Teams Mexiko mit lokalen Hilfsorganisationen und der Grundstein für die Zusammenarbeit war gelegt.

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