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Offener Brief

 

Liebe Kolleginnen und Kollegen der Waldorfschulen in Europa,

als am 24. Februar 2022 die kriegerischen Angriffe auf große Teile der Ukraine begannen, waren wir entsetzt und gleichzeitig voller Hoffnung, dass dieser Wahnsinn schnell wieder enden würde. Doch dem ist nicht so. Rund neun Monate dauert der Krieg inzwischen an. Der Krieg wird immer mehr zum Alltag, doch „man kann sich nicht daran gewöhnen“, schreibt Oleksandra Galina von der heilpädagogischen Schule Sonnenhof in Kiew in einer E-Mail Ende Oktober. Sie berichtet, dass die Luftalarme in den letzten Monaten immer häufiger werden und länger anhalten als zuvor. Hinzu kommen immer wieder zum Teil sehr lange anhaltende Stromausfälle. Auch die Wasser- und Gasversorgung ist Schwankungen unterlegen.

Die Schulen in der Ukraine haben nie aufgehört mit den Schülerinnen und Schülern zu arbeiten. Alle, auch diejenigen, die das Land verlassen haben, wurden unterrichtet – zum Teil über Online-Unterricht. Für die Waldorfschulen und Waldorfkindergärten im Land war dies nur möglich, weil wir fast allen Waldorfeinrichtungen die Gelder überwiesen haben, die für die Gehaltszahlungen der in der Ukraine verbliebenen Pädagoginnen und Pädagogen notwendig sind. Insgesamt konnten wir der Waldorf-Bewegung in der Ukraine mit einer Summe von 900.000  Euro helfen. Hinzu kamen Schulungen und Interventionen durch die Abteilung Notfallpädagogik der Freunde der Erziehungskunst, mit denen Lehrerinnen und Lehrer der Waldorfschulen den Umgang mit selbst erlebten aber auch mit den erlittenen Traumata der Kinder bearbeiten lernen.

In den meisten Waldorfschulen in der Ukraine findet wieder Präsenzunterricht statt, wenn auch mit kleineren Klassen, da einige Familien das Land verlassen haben. Doch der Präsenzunterricht ist seit dem letzten Sommer laut einer Verordnung des ukrainischen Bildungsministeriums nur möglich, wenn die jeweilige Schule über genügend Schutzräume verfügt, in denen die Schülerinnen und Schüler sowie alle Mitarbeitenden im Falle eines direkten Beschusses Schutz finden können. Eine Verordnung, die zeigt, dass der Krieg – leider – bereits zum Alltag geworden ist. Trotz des hohen Aufwands entscheiden sich die Schulen für den möglichst schnellen Bau der Schutzräume: „Für unsere Schule steht das lebendige Lernen im Vordergrund. Ein direkter Kontakt ist dafür unbedingt notwendig“, erklärt Natalya Lukyanchenko von der Stupeni Waldorfschule in Odessa. Bereits im August wurde der Keller der Stupeni Schule vertieft, Boden betoniert und Kabel für Strom und Kommunikation verlegt. Doch die Kosten sind groß.

Wir möchten auch in den nächsten Monaten mithelfen, dass die Waldorflehrerinnen und -lehrer in der Ukraine ein Gehalt erhalten können und das schaffen wir nur durch eine große kollegiale Hilfsaktion. Wir würden uns sehr freuen, wenn die europäischen Waldorfschulen und die europäischen Waldorflehrerinnen und -lehrer ihre Kolleginnen und Kollegen in der Ukraine unterstützen und deren pädagogische Arbeit finanzieren würden. Wir rechnen mit einem monatlichen Bedarf von mindestens 70.000 €. Wir freuen uns deswegen über jede Spende für die Waldorfschulen in der Ukraine.

Nana Göbel und Henning Kullak-Ublick (Für Vorstand und Aufsichtsrat der Freunde der Erziehungskunst)
Olena Metzenseva (Für den Vorstand der Assoziation der Waldorfschulen in der Ukraine)

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