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"Wir wollen, dass unsere anthroposophischen integrativen Praktiken anerkannt werden"

Ein Interview mit dem Team des Gesundheitszentrums in der Favela Monte Azul

Wie ist die Lage in unserer Favela Monte Azul in São Paulo? Wie beurteilen Ärtzt*innen und Therapeuten*innen die Pandemie? Denn Sorgen machen sich viele in der Favela, von denen kaum jemand eine Krankenversicherung hat und einige auf Grund des Alters, Übergewichts oder Vorerkrankungen zur Risikogruppe gehören, die sich wegen der Enge kaum schützen können. Via Whats-App haben wir ein ein paar Fragen gestellt und einen wunderschönen Bericht zurück bekommen, den Anna euch hier übersetzt hat.

Wer bin ich?

Mein Name ist Anna und von September 2019 bis März war ich weltwärts-Freiwillige in der Einrichtung Monte Azul. Die Einrichtung ist die älteste Selbsthilfeorganisation im süden von São Paulo und vorbild vieler weiterer Gemeinschaftsvereine in Favelas. In den letzten 30 Jahren wurden dort etwa 10 Kindergärten und nochmal so viele Hortgruppen gegründet. In einem dieser Kindergärten durfte ich mithelfen und paralle dazu in der Favela-Musikschule Cello-Unterricht geben.

Mehr über meinen Freiwilligendienst auf meinem Blog.

Originalinterview auf Portugiesisch lesen (PDF)

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Eine Krankenschwester erzählt...

Fátima Ferreti ist Krankenschwester im Ambulatorio Monte Azul und beantwortet im Folgenden unsere Fragen:

Kannst Du mir ein wenig über die aktuelle Situation in der Ambulanz erzählen?
Gegenwärtig versorgt die Ambulanz im Dienst teilweise Patienten mit psychiatrischen Beschwerden und Covid-19 und bietet Beratung und Überweisungen an das öffentliche Gesundheits-Netzwerk.

Habt ihr derzeit mehr oder weniger Patienten?
Momentan haben wir weniger Patienten und nehmen bei Notfällen an Online- und persönlichen Untersuchungen und Beratungen teil.
In den Online-Konsultationen führen wir eine aktive Suche durch. Das heißt wir rufen die Familien derer an, die von Monte-Azul unterstützt werden. Dies wird von 20 Fachleuten durchgeführt, die Ärzte, Zahnärzte, Therapeuten und Krankenschwestern sind. Wenn jemand dringenden Pflegebedarf hat, werden sie zu den entsprechenden Fachgebieten geschickt, um der Beschwerde beizuwohnen.

Hat sich Deine Arbeit mit beginn der Pandemie verändert? Was haben Sie vor Ausbruch des Virus getan, was tun Sie jetzt?
Vor dem Virus wurden die Dienstleistungen persönlich in allen Kindergruppen, den Klassen und auch im Ambulatorio erbracht. Angesichts der Pandemiesituation führen wir jetzt gemeinschaftlich Aktionen in den drei Leistungszentren der Associação (Núcleo Monte Azul, Peinha und Horizonte Azul) durch. Dazu gehört auch die Verteilung von Körben mit Grundnahrungsmitteln, Masken, Körperpflegeprodukten und soziale Umfragen.


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Mit Liveübertragung, phsychologischer Beratung und Anthroposophie fürs Durchalten

Wie helft ihr den Menschen jetzt gerade?
Je nach den dargestellten Bedürfnissen bieten wir online psychologische Selbsthilfegruppen für Kinder von null bis 18 Jahren an, zusätzlich zur medizinisch-psychologischen Betreuung stellen wir anthroposophische Medikamente zur Verfügung. Mit mehreren Gesundheitsexperten organisieren wir die Lieferung der gespendeten Inputs wie Lebensmittel, Masken, Desinfektionsmittel, um keine Ballungszentren zu haben. Jeden Dienstag haben wir von 11.00 bis 12.00 Uhr brasilianischer Zeit eine Live-Übertragung auf der Facebook-Seite @vidasiluminando. Auf dieser Seite gibt es mehrere Orientierungsveranstaltungen mit Infektologen, Kinderärzten, Neuropediatern, Zahnärzten, Sozialarbeitern, Psychologen, Kunsttherapeuten, Musiktherapeuten, Logopäden und Krankenschwestern.

Hast Du schon jemanden der an Covid 19 erkrankt war gesehen?
Leider ja, mehrere. Einige von ihnen starben, andere mussten künstlich beatmet werden und wieder anderen wurden durch Medikamente geheilt und unter Quarantäne gestellt.

Fühlst Du Dich bei Deiner Arbeit von der Regierung unterstützt?
Ja und zwar zum Teil deshalb, weil die Monte-Azul-Vereinigung von der Stadtverwaltung São Paulos Gelder erhält. Dies geschieht durch den Sekretär für Menschenrechte und Staatsbürgerschaft durch Steueranreize (Einkommenssteuerressource). Damit wird ein Projekt entwickelt, das derzeit zur Unterstützung von Kindern und Jugendlichen aus Monte-Azul eingesetzt wird. Das Projekt läuft noch bis zum 21.04.2021. Das Geld welches wir erhalten ist jedoch "zweckgebunden" und kann nicht zur Deckung aller persönlichen Schutzbedürfnisse der Fachkräfte verwendet werden. Da das therapeutische Team in einem Home-Office-System arbeitet, erhalten diese Fachkräfte also dann auch kein Geld für Telefon und/oder Essen.

 

Dank Spenden gut geschützt

Kannst Du all den Menschen so helfen, wie Du es gerne würdest und hast Du das Gefühlt Du wirst jedem Patienten gerecht?
Nein, leider nicht. Die Anzahl der Fachleute bietet zurzeit nicht die notwendige Unterstützung für alle in unseren drei Armenviertel dargestellten Forderungen. Das heißt auch, dass wir immer nur eine begrenzte Anzahl an Patienten behandeln können. Manche können wir gar nicht, oder nicht so, wie wir es gerne hätten versorgen, da es an Personal und Ressourcen fehlt.

Was bräuchtet Ihr denn, um genau das verbessern zu können?
Im Moment sind wir aufgrund der Pandemie eingeschränkt und können beispielsweise keine externen Therapien und andere Dienstleistungen durchführen, die nicht mit Corona in Verbindung stehen. Die Regierung hat die Eröffnung der Ambulanz noch nicht freigegeben. Wenn wir diese wieder öffnen dürfen, können wir zumindest mit diesen Dienstleistungen wieder zurückzukehren.

Fühlen Du Dich bei Deiner Arbeit ausreichend vor dem Virus geschützt?
Ja, denn durch Spenden erhalten wir Schutzvorrichtungen. Aber selbst mit der Ausrüstung treffen wir noch zusätzliche Vorkehrungen, um keinen Infektionsherd entstehen zu lassen.

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