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Ein freiwilliges soziales Jahr in Horizonte Azul

Bericht von Jola Bär

Jola beschreibt hier, was sie im Süden Sao Paolos erlebt hat. 33 Freiwillige waren im Sommer 2019 erwartungsvoll nach Brasilien aufgebrochen, haben beobachtet, durften mitfühlen und mit dem Lernen der portugiesischen Sprache auch immer mehr in den Einrichtungen mitarbeiten. Niemand hätte erwartet, dass alle im März, noch bevor das Virus Brasilien wirklich erfasst, von der Bundesregierung zur abrupten Rückkehr aufgefordert werden.

Inzwischen sind Jola und die anderen Freiwilligen zurück in Deutschland und wollen ihren Einrichtungen und Gastfamilien, von denen jetzt viele arbeitslos sind, mit Lebensmittelpakten helfen.

Wer bin ich?

Ich bin Jola und im Moment 21 Jahre alt. Seit August 2018 habe ich als Freiwillige bei der Associação Communitária Monte Azul in São Paulo gearbeitet. Also insgesamt fast 1 Jahr und 8 Monate. Leider musste ich Ende März unerwartet zurück nach Deutschland.

Monte Azul organisiert seit 40 Jahren Sozialarbeit auf waldorfpädagogischer Basis in den Favelas von São Paulo und verhilft den Menschen so zu einem menschenwürdigeren Leben. Die Menschen und besonders die Arbeit der Einrichtung haben mich sehr bewegt und ergriffen. 

Gelebt und gearbeitet habe ich in Horizonte Azul, am äußersten Zipfel der Metropole São Paulo. Dort ist der südlichste der drei Projektstandorte der Associação Comunitária Monte Azul (siehe Karte unten). Zwischen gedrängt bebauten Hügeln ist ein freies Grundstück, wo die Kinder die so wertvolle Möglichkeit haben frei zu spielen, auf Bäume zu klettern und sich einfach einmal auszutoben. Im Kindergarten, der Waldorfschule, den Hortgruppen und auch in den Ausbildungsprogrammen können die Kinder und Jugendlichen aus dem Viertel viel Schönes lernen und erleben.

Mein musikalisches Hobby durfte ich im Geigenunterricht einbringen und meine Liebe zum biologisch-dynamischen Gärtnern im Urban-Gardening-Projekt ausleben.

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Geigenunterricht

Ich war hauptsächlich für den Geigenunterricht an der Escola de Resiliência zuständig (Schule der Resilienz). Zu Beginn gab ich allen 25 Kindern der 2. Klasse 30 Minuten Einzelunterricht. Da mich aber auch Kinder aus anderen Klassen und vor allen Dingen Jugendliche aus den Hortgruppen fragten, ob sie auch Geigenunterricht bekommen könnten, fing ich an die Kinder der Schule in Zweierpaaren zu unterrichten und nahm so für jede freie Zeit, die ich hatte immer mehr neue Schüler dazu. Ich war so begeistert von allen meinen Schülern, ihrer Freude, ihrem Ehrgeiz und ihrer ganz eigenen Persönlichkeit. Das Unterrichten war nicht immer einfach. Jede Stunde war eine Herausforderung und besonders für die kleineren Kinder habe ich lange überlegt und ausprobiert, um Wege zu finden ihnen die Musik und das Geigespielen näher zu bringen. Zwischenzeitlich hatte ich so bis zu 40 Schüler pro Woche. Das ist echt viel und nach einem Arbeitstag war ich immer sehr erschöpft, aber ergriffen von den vielen schönen kleinen Augenblicken des Unterrichts. Es ist eine sehr erfüllende Arbeit, diesen ganz direkten Kontakt und die Interaktion mit den Kindern und Jugendlichen zu haben, zu sehen was Erstaunliches in einer Unterrichtsstunde passieren kann und wie sie es dabei schaffen über sich hinauszuwachsen.


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Die Gemeinschaft in Horizonte Azul

Ich hatte zwar hauptsächlich meine ganz eigene Arbeit aber konnte trotzdem einen guten Kontakt zu vielen anderen Mitarbeitern von Horizonte Azul aufbauen, denn die Atmosphäre dort ist sehr offen und freundlich. Oft bin ich noch etwas länger geblieben, habe mit den Lehrer*innen und Erzieher*innen über die Kinder und den Unterricht geredet oder auch mal ein neues Lied geübt. Einmal die Woche gibt es in Horizonte eine Versammlung aller über 100 Mitarbeitenden, der Administration, der Rezeption, der pädagogischen Bereiche, der Freiwilligen und aller Menschen die in den Küchen kochen, das Gelände im Stand halten, putzen oder den Eingang beaufsichtigen. Zusammen wird gesungen, organisiert, über ein neues Thema diskutiert oder einmal im Jahr auch ein Theaterstück eingeübt. Jeder Arbeitsbereich hat dann auch noch eigene Versammlungen und Arbeitsgruppen, wo Detaillierteres besprochen und Neues gelernt werden kann. All dies macht Horizonte Azul zu einem unglaublich offenen, aktiven, ja pulsierenden Ort. Einem Ort der Menschen Wege und Möglichkeiten schenkt. Möglichkeiten sich weiter zu entwickeln, Gemeinschaft und Freiheit zu spüren. Mensch zu sein.

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