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Kurdistan-Irak März 2015

Zurück im Nordirak: Notfallpädagogik an Flüchtlingsschulen

Ende  März hat ein notfallpädagogisches Team der Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners erneut traumatisierte Kinder und Jugendliche in Flüchtlingslagern in der Provinz Dohuk im Nordirak besucht. In vier UNICEF Schulen konnten 1300 Kinder in der Verarbeitung ihrer schrecklichen Erlebnisse unterstützt und Lehrerkräfte im Umgang mit traumatisierten Kindern geschult werden. Der Einsatz fand in Kooperation mit Aktion Deutschland hilft statt.

Seit dem letzten notfallpädagogischen Einsatz der Freunde der Erziehungskunst im Nordirak im September 2014 hat sich vieles verändert. Die Binnenflüchtlinge, die Großteils in Rohbauten und auf freiem Feld campieren mussten, haben nun in den neu errichteten Flüchtlingslagern Zuflucht gefunden. Seit Mitte Februar hat UNICEF mehrere Schulzelte errichtet, so dass die Flüchtlingskinder wieder eine Schule besuchen können.

In den Flüchtlingslagern Berseve I und Berseve II hat ein notfallpädagogisches Team von 6. bis 20. März vier dieser UNICEF Schulen unterstützt. Die Schulen arbeiten unter schwierigen Bedingungen: viele der Schulzelte haben weder Tische noch Stühle, der Unterricht findet auf dem Boden statt.  In einigen Schulen kommen auf 1300 SchülerInnen nur drei Lehrkräfte und viele der SchülerInnen sind schwer traumatisiert. Sie wurden Zeugen grausamer Gewalt durch die Milizen der IS, haben Eltern und Geschwister sterben sehen. Die traumabedingten Verhaltensänderungen der Kinder sind überall sichtbar, viele legen aggressives Verhalten an den Tag oder isolieren sich selbst.

Um diese Kinder und Jugendlichen in der Verarbeitung ihrer Erlebnisse zu unterstützen, wurden täglich verschiedene pädagogische und therapeutische Angebote gestaltet: Erlebnispädagogik und Bewegungsübungen geben den Kindern ihr Vertrauen in sich selbst und ihre Umwelt zurück und lösen innere Blockaden. Kunsttherapie bietet non verbale Möglichkeiten Erlebtes auszudrücken und zu verarbeiten. Insgesamt konnten ca. 1200 Kinder im Alter zwischen 5-17 Jahren mit verschiedenen Workshops erreicht werden und ihnen etwas Freude zurück gegeben werden. Das Lachen der Kinder, die bunte Tücher, Farben und Bälle zeigen ein Bild der Hoffnung im grauen Umfeld der Flüchtlingslager.

Um nachhaltige notfallpädagogische Strukturen zu etablieren wurden parallel dazu 39 LehrerInnen im Rahmen einer dreitägigen Fortbildung in Psychotraumatologie und den Methoden der Notfallpädagogik im Umgang mit traumatisierten Kindern geschult. Die meisten Lehrkräfte sind selbst Flüchtlinge aus dem umkämpften Sinjar-Gebirge und ebenfalls traumatisiert. Die Fortbildung kann sie darin unterstützen, mit ihren eigenen und mit den Traumatisierungen der Kinder besser umzugehen.

Aber nicht nur Kinder und Lehrer sind betroffen, auch viele Erwachsenen sind schwer traumatisiert. Sie alle haben schreckliche Erlebnisse zu berichten, Familienmitglieder und Freunde verloren und Gewalt und Folter durch die IS-Milizen erlebt. Viele sind den Massakern in ihren Heimatdörfern nur knapp entkommen und nach einer Flucht voller Entbehrungen ohne Hab und Gut in den Lagern um Zakho gestrandet.

Elternberatung und psycho-soziale Hilfe vor allem für Frauen sind deshalb ein weiterer wichtiger Baustein der Arbeit der Freunde der Erziehungskunst im Nordirak. In Zusammenarbeit mit einer lokalen NGO konnten Frauengruppen aufgebaut werden, die den Frauen die Gelegenheit bieten, über ihre Erlebnisse und Erfahrungen zu sprechen und sich auszutauschen. Für diejenigen, die durch ihre Erlebnisse während Vertreibung und Flucht besonders schwer traumatisiert sind, wurden Einzelgespräche mit einer erfahrenen Psychotherapeutin angeboten. 

Im Laufe des Jahres planen die Freunde der Erziehungskunst weitere notfallpädagogische Einsätze in der Region.

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