Liebe Freunde!
Unsere Schule dankt den Freunden der Erziehungskunst Rudolf Steiners herzlich für die Unterstützung. Von Beginn des Krieges an hatten wir das Gefühl, dass wir das Wertvollste bewahren konnten, was wir haben: unsere Lehrerkräfte und die Familien der Schülerinnen und Schüler. Das wurde Möglich durch die Unterstützung der Freunde der Erziehungskunst.
Seit Beginn der Angriffe durch die russische Armee in der Ukraine haben unsere Lehrkräfte die Online-Arbeit mit den Kindern aufgenommen, die eine Unterstützung gebraucht haben. Und zwei Wochen später nahm die Schule ihre vollwertige Online-Arbeit wieder auf und lud Schülerinnen und Schüler anderer ukrainischen Waldorfschulen zum Lernen ein. Kinder der Sofia Waldorfschule und der Yavir Waldorfinitiative nahmen am Unterricht gemeinsam mit unseren Schülerinnen und Schülern teil. Während des ganzen Frühlings erhielten ukrainische Kinder innerhalb und außerhalb des Landes – also auch diejenigen, die aus Sicherheitsgründen ins Ausland gehen mussten – Online-Unterricht, einschließlich Epochen-Unterricht, sowie psychologische Unterstützung.
Wenige Wochen später nahm die heilpädagogische Klasse ihre Arbeit wieder auf: Vom Online-Unterricht wechselten die Lehrerkräfte zur Arbeit in Präsenz mit den Kindern, die Korrektur und besondere Unterstützung benötigten. Später nahm der Kindergarten einige Arbeiten wieder auf: Erzieherinnen nähten Spielzeug für Gruppen und luden dann die in Odessa gebliebenen Eltern zu diesen Treffen zusammen mit ihren Kindern ein. So konnten sich die Kinder im Kindergarten auf ihren Abschlusstag vorbereiten. Es werden auch Kinder in die erste Klasse aufgenommen.
Letzten Sommer wurden unsere Lehrer in einem Seminar zum Thema Wirtschaftspädagogik von Jean-Pierre Caron weitergebildet. In diesem Jahr, während des Krieges, wurde dieses Wissen besonders relevant. Fünf Wochen lang beschäftigten sich die 10. Klassen der Stupeni und der Sofia Schule mit den Konzepten der Wirtschaftswissenschaften, den sozialen Aspekten verschiedener Wirtschaftstheorien und präsentierten schließlich ihre Visionen idealer Wirtschaftskonzepte.
Wir feierten auch Online den Abschluss des Schuljahres. Das Kollegium und Kinder aus aller Welt fanden sich in einem gemeinsamen Video-Treffen zusammen, um einander zu beweisen, dass sicher Frieden einkehren und sich unsere ganze Schulfamilie wieder auf dem Schulhof versammeln wird.
Wir haben den Unterrichtsprozess nun abgeschlossen, aber die Lehrerinnen und Lehrer arbeiten an verschiedenen Unterrichtsformen im neuen Schuljahr. Wir diskutieren sowohl methodische als auch organisatorische Fragen, falls der Krieg nicht bis zum Herbst endet.
Neue schwere Zeiten haben gezeigt, dass unsere Schule der einzige Organismus ist, der in Einheit und gegenseitiger Unterstützung lebt. Alle unsere Lehrer kommunizieren unabhängig von der Entfernung miteinander. Wir kennen das Leben jedes unserer Kinder und bleiben mit jeder Familie in Kontakt. Doch ohne die tatkräftige Unterstützung der Freunde der Erziehungskunst wäre die Existenz dieser Gemeinschaft bedroht. Nochmals vielen Dank an alle, die sich dieser Hilfe angeschlossen haben.
Mit herzlichen Grüßen
Natalia Lukyanchenko