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WOW-Day 2020: Schulwege

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Trotz der Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie haben es einige Schülerinnen und Schüler geschafft, im Rahmen des WOW-Day eine Spendenaktion durchzuführen. Der Erlös kam Waldorfschulen, Waldorfkindergärten und heilpädagogischen Einrichtungen auf der ganzen Welt zugute. Die Projekte, die Spenden aus dem WOW-Day erhalten haben, haben wir in diesem Jahr gebeten gemeinsam mit ihrem Dank für Euren Einsatz, eine kleine Erzählung mitzuschicken, in der sie uns schildern, wie die Kinder und Jugendlichen täglich zu ihnen kommen. Diese spannenden Geschichten möchten wir gerne mit allen teilen. Deswegen stellen wir einige von ihnen hier in unserem E-Mail-Newsletter, auf unserer Webseite und in der kommenden Ausgabe von „Waldorf Weltweit“ vor, die im November erscheinen wird. Heute stellen wir Euch den Schulweg einiger Schülerinnen und Schüler der Darbari Waldorfschule in Indien vor.

Liebe Schüler*innen, liebe Kolleg*innen und liebe Eltern,

im Namen der Darbari Waldorf School möchte ich mich herzlich bei euch für das Geschenk bedanken, das ihr uns mit der WOW- Day Spende gemacht habt. Es ist ein unschätzbares Geschenk, das nicht nur eine wesentliche finanzielle Unterstützung bedeutet, sondern auch ein Zeichen der Verbundenheit darstellt, in dieser schweren Zeit der Pandemie.

Die Pandemie hat Indien im letzten Frühjahr hart getroffen. Die Infektionszahlen stiegen unglaublich schnell. Die Schulen waren seit März 2020 für mehr als 10 Monate geschlossen- eine Katastrophe für die Kinder aus armen und bildungsfernen Familien. Die Pandemie bewirkte eine Rückkehr zu alten Gewohnheiten: Viele Familien schickten ihre Kinder zum Arbeiten, obwohl das illegal ist. Einige Jungen mussten sogar in den Steinbrüchen schwer arbeiten. Auch die Zahl der Kinderhochzeiten ist wieder gestiegen, vor allem in armen, ländlichen Gegenden. Die junge Sushyia, die seit fünf Jahren bei uns in der Schule war, wurde im Juli im Alter von 14 Jahren verheiratet. Durch die Pandemie konnten wir nicht mit ihren Eltern sprechen und sie von der Verheiratung ihrer Tochter abbringen.

Wir erleben eine wirklich schwierige Zeit. Ich bewundere euch alle sehr, denn trotz der Pandemie hattet ihr die Kraft diesen WOW- Day erfolgreich zu gestalten! Ich danke euch von ganzem Herzen!

 

WIE KOMMEN DIE KINDER IN DIE DARBARI WALDORF SCHOOL?

Die Darbari Waldorf School befindet sich direkt am Eingang zum Dorf Darbari. Die meisten Schüler*innen kommen zu Fuß. Dafür müssen die Kinder sehr früh aufstehen. Als erstes müssen sie Wasser aus dem Brunnen holen, um sich abzuwaschen. Auch wenn sie sehr arm sind und kein fließendes Wasser haben, möchten die Kinder sauber in der Schule ankommen. Meistens haben sie kein richtiges Frühstück und sind mit übrig gebliebenen Chapatis (ein traditionelles Fladenbrot) vom Vortag zufrieden.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Kinder auf ihrem Schulweg in freier Wildbahn auf Dromedare sowie auf Ziegen und Kühe stoßen! Schüler*innen aus abgelegenen Dörfern schlafen und leben in der Schule und kehren nur während der Ferien nach Hause zurück, da der Weg sonst zu weit wäre. Morgens in der Schule anzukommen ist immer ein starker und bewegender Moment. Wir alle versammeln uns im Kreis und singen auf Hindi, Englisch, Französisch und Marwali, bevor alle in ihr Klassenzimmer gehen. Jeder Morgen ist ein neues Versprechen der Hoffnung!

 

Über die Schule

Die Darbari Waldorf School wurde 2016 gegründet und bietet 40 Schüler*innen zwischen 5 und 17 Jahren die Möglichkeit, Bildung zu erlangen. Fast alle der Kinder stammen aus der Kaste der „Unberührbaren“, also der untersten Kaste des eigentlich abgeschafften Kastensystems in Indien.

Darbari liegt in der Thar Wüste von Rajasthan, eine raue Gegend. Diese steinige Wüste mit ihrer spärlichen Vegetation und ihrer extremen Hitze (die Temperaturen gehen bis 50° Celsius) erstreckt sich über 200.000 Quadratkilometer. Die Dürre, glühende Hitze, die einfachen Lebensbedingungen und die große Armut führen zu dem nüchternen Charakter des Bhil Volkes. In unserer abgelegenen Gegend gibt es eine Analphabetenrate von 70 Prozent. Die Kinder bekommen wenig Bildung, nur 5 Prozent schließen die Schule ab.

Die Darbari Schule möchte den Angehörigen der Kaste der „Unberührbaren“ ihre Würde zurückzugeben. Wir möchten dazu beitragen, dass sich die Menschen zu freien Individuen entwickeln, unabhängig von Kaste, Geschlecht, sozialem Status und Religion. Für Mädchen ab 13 Jahren ist der Schulbesuch die einzige Möglichkeit einer arrangierten Heirat zu entgehen. Die Eltern widerstehen mehr und mehr dem Druck der Familie und schicken die Mädchen zu unserer Schule, anstatt sie vorher zu verheiraten.

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