
Äthiopien: Finks Hawzien
Lebensmittel für die Kinder in Finks Hawzien
2020 begann für das Projekt „Der Phoenix von Hawzien“ (Übersetztung von Finks Hawzien) eine schwere Zeit. Neben der Corona Pandemie und der damit verbundenen Schließung von Kindergärten und Schulen hat eine schwere Heuschreckenplage die Ernte stark vermindert. Im Herbst 2020 begann dann auch noch ein Bürgerkrieg in Äthiopien.
Zwar können heute wieder 160 Kinder den Kindergarten und 250 Kinder die Schule in Hawzien besuchen, jedoch ist die Versorgung mit Lebensmitteln sehr schlecht. Vor diesem Hintergrund sammelt das Projekt Geld für Kraftfutter für die Kühe, damit sie mehr Milch geben können und für Mehl damit die Kinder neben der Milch in dem Kindergarten und in der Schule auch Brot zu essen bekommen. Um alle Kinder der Schule und des Kindergartens für ein Jahr mit Brot zu versorgen, kann mit rund 12.000 EUR gerechnet werden und für das Kraftfutter für die Rinder in gleichen Zeitraum mit rund 4.500 EUR. Finks Hawzien wäre auch wenn auch nur ein kleiner Teil des Geldes zusammenkommen würde schon sehr geholfen. Wenn die Versorgung der Kinder gesichert ist, wollen sie im nächsten Schritt die Schäden an den Gebäuden und am Mobiliar beseitigen.
Zum Projekt
Der äthiopische Verein Finks Hawzien, Society for Integrated Development, mit über 30 lokalen Mitgliedern aus Hawzien, Wukro und Mekele ist 2002 enstanden. Gegründet wurde er von Dr. Atsbaha Gebre-Selassie, der in den 70er Jahren seinen Geburtsort Hawzien verließ, nach Deutschland ging und biologische Landwirtschaft studierte. Um den Kindern und auch den Erwachsenen seiner Heimat eine Zukunftsperspektive zu geben, fasste Dr. Atsbaha den Plan, ein Selbsthilfeprojekt zu gründen. So entstand der staatlich als NGO anerkannte Verein, der auf Deutsch mit Phoenix Hawzien übersetzt wird.
Vom Bürgermeister in Hawzien erhielt der Verein 30.000 m² Land für den Bau eines Kindergartens. Als 2005 die Baupläne genehmigt wurden, stand dem Bauprojekt nichts mehr im Wege. Der Kindergarten „Hiwotay Merebet“ („Ein behütetes Zuhause“) wurde im September 2006 eingeweiht und wird heute von 160 Kindern besucht. 2008 wurde die Gründung der Schule geplant und das Fundraising gestartet. Fünf Jahre später begann der Bau der ersten vier Klassenräume, einer Mehrzweckhalle, einem Lehrerzimmer und Sanitäranlagen – für bis zu acht Klassen ausgelegt. Die Eröffnung der „Bruh Tesfa“ Schule, was übersetzt „Bright Future“ bedeutet, fand im September 2014 mit einem großen Fest statt. In der freien „Bright Future“ Schule in Hawzien soll kreatives Denken gefördert und praktische Fähigkeiten vermittelt werden. Dabei ist es für den Verein essentiell, dass in den jüngeren Jahrgangsstufen neben dem klassischen Lehrstoff ein besonderer Fokus auf Spiel, Kunst und praktisches Arbeiten gelegt wird. Die Schule hat sich zum Ziel gesetzt, selbstständiges Handeln zu fördern und neue Impulse für das bestehende Schulsystem zu geben.
Seit Oktober 2017 wird eine volle Stelle für den Handwerksunterricht von der Ustinov-Stiftung finanziert. Es konnten eine vollbezahlte Kunstlehrerin und eine Helferin eingestellt werden. Zusätzlich unterrichten mehrere lokale Künstler einmal die Woche ihr Handwerk. Es gibt eine Töpferin, die den Kindern beibringt mit Ton zu arbeiten. Ein Musiker unterrichtet das Musizieren auf traditionell äthiopischen Instrumenten, Tanz und Gesang. Der Umgang mit Holz wird den Kindern von einem lokalen Zimmermann beigebracht und eine Korbflechterin zeigt die Herstellung der traditionellen Körbe. 2019 wurden dann vier weitere Klassenräume sowie ein Chemie-/Physik- und ein Medienraum gebaut. So stand dem Plan die Schule bis zur 8. Klasse aufzubauen, um dann insgesamt 320 Kinder zu unterrichten, nichts mehr im Wege.
Aktuelle Herausforderungen
2020 begann leider eine schwere Zeit. Es fing mit Corona und der damit verbundenen Schließung von Kindergärten und Schulen an. Eine Heuschreckenplage verminderte zusätzlich die Ernte. Doch damit nicht genug. Im Herbst 2020 begann ein Bürgerkrieg in Äthiopien insbesondere in der Provinz Tigray, in deren Mitte Hawzien liegt. Leider wurde, zu unserer großen Bestürzung, ein Wachmann, der lange Jahre für Finks Hawzien gearbeitet hat, gleich zu Beginn des Konfliktes getötet. Wie durch ein Wunder sind die Gebäude und das Mobiliar bis auf einige Schäden erhalten geblieben und auch die Kühe haben überlebt.
Heute ist die Provinz Tigray und damit Hawzien von der Außenwelt abgeschnitten. Die Banken sind geschlossen, das Internet und die Telefonlinien sind gekappt. Die Löhne werden von Mitarbeitern von internationalen Organisationen nach Hawzien gebracht, da Banküberweisungen und individuelle Besuche nicht mehr möglich sind. Wir können heute nur an manchen Tagen kurze Telefonate über das W-Lan des Roten Kreuzes in der zwei Autostunden entfernten Provinzhauptstadt Mekele mit Mitarbeitern von Finks Hawzien führen. So wissen wir das der Kindergarten und die Schule wieder geöffnet haben. Momentan gehen 160 Kinder wieder in den Kindergarten und 250 Kinder zur Schule.
Wir hoffen auf bessere Zeiten für den Phönix von Hawzien!