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Südafrika

Emergency Pedagogy S.A.: Erster Einsatz der notfallpädagogischen Teams in Südafrika

Seit dem Jahr 2017 bildet sich eine Gruppe von 34 Menschen zu einem Netzwerk aus mehreren notfallpädagogisches Teams in Südafrika: In Johannesburg, Kapstadt, Plettenberg und Durban gibt es inzwischen ausgebildete Notfallpädagog*innen, die durch Schulungen der Freunde der Erziehungskunst und aktiver Teilnahme an notfallpädagogischen Einsätzen nun zum Teil selbst Trainerinnen sind und Einsätze planen und durchführen. In der Provinz KwaZulu-Natal arbeitete Emergency Pedagogy S.A. im Juni mit Betroffenen der Überschwemmungen von Anfang April.

Zwischen dem 7. Und 13. April 2022 kam es im Süden Afrikas zu heftigen Regenfällen. Durch die Wassermassen traten zahlreiche Wasserläufe über ihre Ufer, darunter die Flüsse Amanzimtoti, Umbilo und Umgeni. An einigen Orten kam es zu Stromausfällen und einer Unterbrechung der Trinkwasserversorgung. Zahlreiche Straßen wurden durch Unterspülungen unterbrochen und Brücken, Häuser sowie mindestens 250 Schulen beschädigt. Insgesamt wurden mehr als 13.500 Häuser beschädigt und davon etwa 4000 komplett zerstört, etwa 450 Menschen starben.

Von dieser Katastrophe war auch die Stadt Durban und ihre Umgebung betroffen. Hier kam es in den letzten Monaten zu wiederholten Überschwemmungen – ein zusätzliches Trauma für viele Menschen nach den Unruhen, Plünderungen und gewalttätigen Auseinandersetzungen im Juli 2021.

Hier im „Tal der tausend Huegel“ fand der Einsatz von Emergency Pedagogy S. A. statt: „Ein zehnköpfiges Team machte sich auf den Weg, um den Kindern, Lehrer*innen und Eltern einiger der von den Überschwemmungen betroffenen Schulen die Werkzeuge zur Traumabewältigung und Aktivierung der Selbstheilungskräfte zu vermitteln. Die Roseway Waldorfschule bot großzügiger Weise eine wohltuende „Heimatbasis“ für diese Intervention an.

In dreitägigen Workshops mit etwa 400 Grundschulkindern und 70 Jugendlichen aus der Oberstufe sowie mit über 130 Lehrerinnen und Lehrern der Schulen und Angestellten von Nicht-Regierungsorganisationen konnten sie Lieder, Rhythmen, Geschichten, Bewegung und Spiele, körpergeografische Übungen, Kunst und Handwerk und sogar einige Hintergrundinformationen an alle weitergeben. Zu sehen, wie die Lehrer bereits einiges davon umsetzen, gab Hoffnung, dass die Methoden und Praktiken der Notfallpädagogik als Instrument zur Traumabewältigung und Förderung des posttraumatischen Wachstums eingesetzt werden können.

Das Team wurde mit einem starken Gemeinschaftsgefühl, Großzügigkeit und einem Gefühl der Hoffnung empfangen. Neue Verbindungen wurden geknüpft und Brücken gebaut. Der Einsatz wurde unterstützt durch die Abteilung Notfallpädagogik der Freunde der Erziehungskunst und Aktion Deutschland Hilft.

Emergency Pedagogy S.A.

Auf der 10. Internationalen Lehrertagung am Goetheanum in Dornach hörten einige Pädagog*innen aus Südafrika Bernd Rufs Vortrag über Notfallpädagogik. Daraufhin lud ihn die Michael Mount Waldorfschule in Johannesburg ein, auf der nationalen Lehrertagung 2017 zu sprechen. Schließlich bildete sich eine Gruppe von ca. 34 Interessierten, die sich in eine nördliche "Johannesburg"-Gruppe und eine südliche "Kapstadt"-Gruppe aufteilten, beide mit östlichen Ablegern, nämlich Plettenberg Bay und Durban. Ziel war es mehr zu lernen, an internationalen Einsätzen teilzunehmen und sich zu Trainern ausbilden zu lassen.

Im Juni 2017 kamen Bernd Ruf und Lukas Mall für fünf Tage nach Johannesburg, um mit 34 Personen die ersten Module durchzuarbeiten.  In der Folge trafen sich die Gruppen regelmäßig und arbeiteten nach ihrem eigenen Ansatz – passen zu ihrem Umfeld. Die nächsten beiden Trainings 2018 und 2019, fanden in der geschichtsträchtigen Umgebung von Kapstadt statt.

Während all dieser Schulungen unternahmen die Gruppen Exkursionen zu zwei Organisationen, die mit Kindern aus benachteiligten Verhältnissen arbeiten. Kontakte zu den Betreuenden wurden geknüpft, und es fanden erste Schulungen in den Gemeinden Diepsloot in Johannesburg und Manenberg in den Cape Flats statt. Beide sind geprägt von fehlender oder schlechter Infrastruktur, hoher Arbeitslosigkeit und Bandenkriminalität und häuslicher Gewalt.

In Südafrika begann das Jahr 2019 mit verheerenden Bränden am Kap. Ein kurzer Einsatz mit Mitgliedern beider Teams, Lukas Mall und Bernd Ruf vermittelte einen Einblick in die Vorgehensweise bei Einsätzen. Im Juni vertraten acht Kolleginnen und Kollegen aus Kapstadt und Johannesburg die Notfallpädagogik Südafrikas bei der internationalen Konferenz in Karlsruhe, wo am 23. Juni 2019 das von 24 Ländern unterzeichnete Internationale Netzwerk Notfallpädagogik ohne Grenzen offiziell ins Leben gerufen wurde. Im selben Jahr nutzten einige Mitglieder die Gelegenheit, an internationalen Einsätzen in Simbabwe und Uganda teilzunehmen.

Wegen der Einschränkungen durch die Corona-Maßnahmen konnten zwei der im Rahmen einer umfassenden Fortbildungsreihe zu Notfallpädagogik geplanten Module nicht in Präsenz stattfinden. Es wurde also der Fokus auf Online-Aktivitäten gelegt. Da sich die Vorschriften lockerten, wurde jede noch so kleine Gelegenheit genutzt, um Workshops und kleine Schulungen in Schulen, Krankenhäusern oder NGOs, mit Schüler*innen oder zum Beispiel Pflegepersonal durchzuführen.

Nun ist der nächste Schritt für das südafrikanische Team zu der selbständigen Intervention im Überflutungsgebiet KwaZulu Natals getan und die nächsten Projekte sind bereits in Planung.

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