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Daniel Engelsman

Daniel Engelsman ist Waldorflehrer in Prien am Chiemsee. Seit dem Frühjahr 2022 ist er Vorstandsmitglied bei den Freunden der Erziehungskunst. Die Freunde kannte er – wenn auch aus der Ferne – bereits in seiner Kindheit, wie er im Interview erzählt.

Daniel, bevor du Waldorflehrer wurdest, hast du als Eventmanager für eine Agentur gearbeitet. Wie kommt man vom Eventmanager zum Waldorflehrer, was ist deine Verbindung mit der Waldorfpädagogik?
Ja, da muss ich ganz vorne anfangen: Bei mir zieht sich so ein roter Faden schon seit Generationen durch die Familie, was die Anthro­posophie angeht. Meine Großeltern haben sich über viele Jahre für anthroposophische Einrichtungen engagiert, unter anderem an der Alanus Hochschule in Alfter. Mein Vater ist Klassenlehrer an einer Waldorfschule und meine Mutter ist Eurythmielehrerin. Ich selbst bin in den Waldorfkindergarten gegangen und natürlich in die Waldorfschule. Als ich fertig war, wollte ich erst mal nichts mehr mit Schule zu tun haben. Zwar hatte ich irgendwo im Hinterstübchen schon darauf geschielt, den Lehrerberuf irgendwann zu ergreifen, weil mich das schon auch fasziniert und begeistert hat. Zunächst aber wollte ich erst mal die Welt ein bisschen kennenlernen, etwas anderes entdecken. So bin ich dann auch in diesem Eventbereich gelandet. Ich habe unter anderem Kongresse organisiert und war da relativ viel auch international unterwegs und wenig zu Hause. Irgendwann ist dann dieser alte Wunsch wieder in mir gewachsen, erstens mehr zu Hause zu sein und außerdem den Faden wieder aufzugreifen, Lehrer zu werden. Da habe ich dann die Waldorflehrerausbildung an der Freien Hochschule in Stuttgart gemacht.

Das Internationale war dir also schon immer wichtig, du sprichst mehrere Sprachen.
Nebender Anthroposophie zieht sich auch das durch meine Familie: Ich bin zweisprachig deutsch-holländisch aufgewachsen. Meine Eltern haben mit uns Kindern immer holländisch gesprochen, in der Schule und im Freundeskreis haben wir deutsch gesprochen. Dann waren wir eine Zeit lang in Kapstadt, ich bin dort in die Constantia Waldorf School gegangen. Meine Eltern haben in den Townships Waldorfschulen und Waldorfkindergärten begleitet. Da kam das Englisch dazu und auch Afrikaans, das natürlich dem Holländischen sehr nahe ist. In der Schule in Deutschland habe ich auch Russisch gelernt, davon sind aber wirklich nur noch Bruchteile übrig. Vor zwei Jahren habe ich als Waldorflehrer in Mexiko gearbeitet, da kam dann noch Spanisch dazu.

Kam durch deine Arbeit in Mexiko die Verbindung mit den Freunden zustande?
Es ist so, dass ich die Freunde der Erziehungskunst und auch Nana Göbel schon länger kenne, wenn auch nicht persönlich, aber durch die Verbindung meiner Eltern gab es da schon immer einen gewissen Zusammenhang. Der erste persönliche Kontakt kam tatsächlich im Vorfeld zu meinem Aufenthalt in Mexiko zustande. Ich wollte nach meinen ersten acht Jahren an der Waldorfschule die Möglichkeit eines Sabbaticals in Anspruch nehmen und dieses Jahr sinnvoll nutzen. Da habe ich eben die Fühler ausgestreckt, was es für Möglichkeiten gibt, in dieser Zeit mit einer Waldorfschule im Ausland zusammenzuarbeiten. Und vor diesem Hintergrund fiel mir ein, dass die Freunde der Erziehungskunst ein großes Netzwerk weltweit haben. Da habe ich einfach mal bei Nana Göbel angerufen und nachgefragt, ob denn jemand wie ich mit meinen Fähigkeiten irgendwo gebraucht werde. Daraus ergab sich, dass ich zunächst mal für zwei Wochen nach Myanmar gereist bin: Ich habe eine Schule kennengelernt und Kurse mit angehenden Lehrerinnen und Lehrern gemacht. Ich habe aber auch schnell gemerkt, dass das für eine Familie mit vier Kindern doch nicht das richtige Land für einen längeren Aufenthalt ist. Zu diesem Zeitpunkt war in Myanmar bereits eine Stimmung zu spüren, die später in den Entwicklungen endete, die wir alle kennen. Nach einigen anderen Überlegungen entschied ich mich für eine Schule in Mexiko. Im September 2019 habe ich dort angefangen. Wie überall auf der Welt hatten wir wenige Monate später mit der Corona-Pandemie zu kämpfen: mit Online-Unterricht und allem, was dazu gehört. Dies alles führte dazu, dass die Schule kurz vor dem Ruin stand, da es dort ja keine staatlichen Unterstützungen gibt. Ich habe meiner Schule und den Waldorfschulen in der Umgebung geholfen, Anträge bei den Freunden zu stellen. Dadurch hat sich der Kontakt mit den Freunden und Nana Göbel sehr verdichtet. Und nachdem ich zurück in Prien an der Waldorfschule war, wurde ich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, mich im Vorstand für die Freunde zu engagieren.

Warum war es dir wichtig, den Posten im Vorstand der Freunde zu übernehmen?
Ich glaube, da gibt es mehrere Aspekte, die mich dazu bringen, diese Aufgabe gerne zu übernehmen. Erstens ist es für mich ein Grundprinzip zu sagen: Wenn ich irgendwo gebraucht werde und ich hinter der Sache stehe, dann versuche ich das möglich zu machen. Das geht natürlich nicht immer, aber wenn es geht, dann versuche ich nach Kräften, mich dafür einzusetzen. Das war auch bei meiner Lehrerlaufbahn so. Ich habe mir nicht die Schule ausgesucht, an der ich gerne arbeiten wollte, sondern gesagt: Die erste Schule, die mich braucht und fragt, für die arbeite ich. Das hat sich in meinem Leben als gutes Prinzip erwiesen. Dazu kommt, dass ich aufgrund meiner eigenen Biografie als Waldorfschüler, als Kind sehr engagierter Eltern und durch alles, was ich da so erlebt habe, schon auch relativ früh einen Einblick bekommen habe, was Waldorfpädagogik bewirken kann in der Welt. Und zwar würde ich sagen, dass das die pädagogische Antwort auf die wirklich drängenden Fragen der heutigen Zeit ist. Ich finde es deshalb sehr wichtig, dass es einen Verein wie die Freunde der Erziehungskunst gibt, die sich zum Ziel gesetzt haben, diese Pädagogik weltweit zu fördern. Und wenn die Menschen, die da bereits tätig sind, glauben, dass ich dafür der richtige Kandidat bin und meine Fähigkeiten dort gebraucht werden, dann freue ich mich darüber und bringe mich ein.

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