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WOW-Day Märchen des Monats - Juli 2020

Das wertvollste Licht von allen

Südafrikanisches Märchen

Das Bild wurde von einer Freiwilligen der Lesedi Waldorfschule gemalt.

Die alten Menschen Afrikas erzählen, dass die Erde, UMHLABA, vor langer, langer Zeit bevor es Menschen gab, dunkel war − denn sie hatte kein eigenes Licht. Und so schickte der Große UTATAWEZULU, Vater des Himmels, ILANGA, die Sonne und INYANGA den Mond, und INKWENKWEZI, die Sterne, um eine Zeit lang mit UMAMA WOMHLABA, Mutter Erde, zu leben. Oh, wie sie blühte und gedieh, während Sternenlicht, Mondlicht und Sonnenlicht tanzten und in Harmonie miteinander leuchteten. Oh, wie Mutter Erde dank der Gaben aufblühte, die Sternenlicht, Mondlicht und Sonnenlicht ihr gebracht hatten. Oh, wie sie ihr Herz von Liebe erleuchtet fühlte.

Und dann, eines Tages, aus dem fernen, weiten Nirgendwo, erschien hinter der tiefsten Dunkelheit ISITHUNZI, der große Schatten. Er kam wie ein großes hungriges Tier und versuchte, das ganze strahlende Licht mit seiner mächtigen Kraft zu verschlingen. Noch nie zuvor hatte es einen solchen Krieg gegeben, sagen die alten Leute. Zwischen dunkel und hell zwischen Tag und Nacht.

Aber endlich ging es zu Ende. ISITHUNZI kam an diesem Tage nicht zum Essen und langsam verschwand der große Schatten in die Ferne. Aber nach dieser Zeit, so sagen die alten Leute, waren die Dinge nie wieder wie zuvor. Sternenlicht, Mondlicht und Sonnenlicht begannen, ihre eigenen getrennten Wege zu gehen. Die Erde konnte ihr freudiges Tanzen nicht mehr spüren und hören. Und wenn sie aneinander vorbeizogen, behielten sie ihr Licht für sich und stritten sich nur, wessen Licht das beste und hellste war.

"Mein Licht ist besser als deins", sagte UKUKHANYA KWENKWENKWEZI, das Sternenlicht. "Alle Geheimnisse des Universums werden der Erde durch mich offenbart, durch mein funkelndes Sternenlicht." "Oh nein!" rief UKHANYO INYANGA, das Mondlicht, "Mein Mondlicht ist viel wichtiger als deins. Durch mein Licht fließen alle Rhythmen des Universums durch die Erde." "Ihr beide irrt euch", sagte das Sonnenlicht. "Meins ist das mächtigste. Alles, was lebt und auf der Erde wächst, die größte Kraft des Universums, scheint durch mich, UKHANYO ILANGA, das Sonnenlicht".

Jetzt, auf der Erde, war das Herz der Mutter von solcher Trauer erfüllt. Ihr Licht konnte sie nicht mehr erwärmen und nähren, und langsam begann sie zu sterben. Als sie sahen, wie schwach und krank UMAMA UMHLABA geworden war, tat es ihnen wirklich Leid − und obwohl sie so hell strahlten, so hell für sie, bewegte sie sich trotzdem kaum. "Oh, was sollen wir für dich tun?", riefen sie. Und sie antwortete: "Ein Licht allein, das kostbarste von allen − nur dieses Licht wird mich retten" und dann verschwand sie. "Wir müssen alle Geschöpfe der Welt fragen, die in unserem Licht leben, welches Licht das wertvollste von allen ist", sagte ILANGA, die Sonne. Und so verließen sie die südlichen Regionen und versprachen, zurückzukehren, sobald sie eine Antwort hatten. Sie gingen alle ihre eigenen Wege, Ost, West und Nord.

Auf einem Spaziergang über die großen Seen des Ostens stieß das Sternenlicht auf ISELE, den Frosch, der über die Steine eines Teiches sprang. "Quak, quak, quak" und so fragte sie: "Liebes Geschöpf des Wassers, welches der funkelnden AMANZI bereitet dir am meisten Freude? Welches ist dein Schatz? "quak, quak, quak..." "Das Sternenlicht ist das wertvollste für mich INKWENKWEZI". In meinem See, dem Liembu-See, kann ich die Sterne glitzern sehen wie Diamanten und ich lebe für ihr Licht. ...quak...quak...es macht mich so glücklich." Und das Sternenlicht war mit der Antwort sehr zufrieden.

Durch die heißen Wüstenebenen und Buschländer des Westens streifend, traf das Sonnenlicht auf INGONYAMA, den Löwen, der gerade umherstreifte. Er wärmte sich in ihrem goldenen Licht, und so fragte sie: "Liebes Tier, dessen Name wie Feuer ist. Welches Licht ist das kostbarste in deinem Herzen?" Und er brüllte: "Die Sonne gibt mir meine Kraft, meinen Mut und meine Stärke. Sie ist kostbar wie Gold − auch in meiner dunkelsten Stunde." Und die Sonne war mit der Antwort sehr zufrieden.

Durch die Wälder und Berge des Nordens hindurch sah das Mondlicht ISIKHOVA, die Eule, durch die Bäume fliegen und sich auf einem Ast niederlassen. Da fragte UKHANYO INYANGA: "Lieber INTAKA YOMOYA, Vogel der Luft, welches Licht ist für dich das wertvollste und schönste?" "Huhuu, huhuu, huhuu...der Mond ist mein Freund − wenn ich durch sein kostbares, silbernes Licht fliege, lebe ich und sterbe...huhuu – huhuu". Und der Mond war mit der Antwort sehr zufrieden.

Als sie wieder in den Süden zurückkehrten, weil sie alle glaubten, dass ihr jeweiliges Licht das kostbarste von allen sei, fanden sie die Erde kalt und kurz vor dem Tod. So gab ihr jeder seinerseits den hellsten Glanz, den sie je gegeben hatten - in der Annahme, dass ihrer derjenige sein würde, der sie wieder gesund macht. Aber nein, sie blieb so ruhig, wie sie nur sein konnte. Dann, so sagen die Alten, riefen die Sonne, der Mond und die Sterne dem Großen UTATAWEZULU zu. "Hilf uns, Vater, was sollen wir jetzt tun?" Und er antwortete: "Es ist an der Zeit, euer Licht aufzugeben. Es wird von oben auf die Erde scheinen. Lebt als ihre Kinder und gebt ihr eure Liebe." Und das war der Tag, sagen die Alten, an dem das Sternenlicht, das Mondlicht und das Sonnenlicht in den Himmel zurückgebracht wurden, wo sie bis heute leuchten. Und mit großer Liebe erwärmten die Kinder ihre Mutter Erde und sie fing an zu genesen. Sie begann auch zu leuchten und zu strahlen mit dem hellsten Licht, das je gesehen wurde, dem Licht, welches das wertvollste von allen war.

 

Dieses Märchen teilte die Lesedi Waldorfschule in Madietane, Südafrika mit uns. Madietane, in der Provinz Limpopo, ist eine circa vierstündige Autofahrt in Richtung Norden von Johannesburg entfernt. Dort in der Abgeschiedenheit befindet sich seit 25 Jahren die Lesedi Waldorfschule. 150 Kinder besuchen heute die Lesedi Schule, davon ein Großteil im eigenen Internat. Das Internat ermöglicht insbesondere Kindern aus den umliegenden Dörfern die Schule zu besuchen, da der tägliche Weg für viele zu weit ist und die meisten Elternhäuser einen täglichen Transport zur Schule nicht leisten können. >> mehr zur Lesedi Waldorfschule

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Die Sammlung von Märchen und Gedichten aus aller Welt ist das Ergebnis des Aktionstages Waldorf-One-World-Day, kurz WOW-Day. An diesem Tag setzen sich Kinder und Jugendliche direkt und aktiv für eine bessere Welt ein. Dazu organisieren sie eine Vielzahl außergewöhnlicher Spendenaktionen, die Menschen auf allen Kontinenten miteinander verbinden. Der Erlös schenkt Kindern Schulzeit, eine schützende Gemeinschaft oder eine warme Mahlzeit.   >> mehr zum WOW-Day

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