WOW-Day Märchen des Monats - Februar 2020
Nangobe waMtutu
Namibische Sage

Niedergeschrieben von von Ester Nakale, die von ihrer Großmutter die Geschichte erzählt bekam. Illustriert von Lundululeni Mtileni
Vor langer Zeit, in einem weit entfernten Dorf, lebte ein Mann. Dieser Mann hatte ein fest gebautes Haus, an das verschiedene Hütten aus Lehm und mit Gras bedeckt angebaut waren. Die Hütten kühlten die Menschen während der heißen Sonne im Sommer und hielten alle warm in kalten Winternächten. Die Frauen und Mädchen übernahmen die Hausarbeiten wie Kochen, Reinigen, Wasser aus dem Fluss holen und Brennholz sammeln, während die Männer und Jungen sich um Rinder, Ziegen und Pferde kümmerten, die Kühe melkten und Butter aus Milch herstellten.
Die Kleidung, die die Menschen trugen, war aus Tierhaut gefertigt. Und die Mütter benutzten eine weiche Kalbshaut, um "Onghanda" herzustellen, die sie als Decke für ihre Babys benutzten. Wenn eine Frau starb, wurde sie in die Onghanda gewickelt, bevor sie begraben wurde. Wie es damals üblich war, hatte der Mann zwei Frauen, die beide Töchter hatten. Die Töchter waren Nehova, deren Mutter Nangobe waMtutu war und die jüngere Tochter war Nanghelo. Leider war Nanghelos Mutter gestorben, und ihre Onghanda war sehr alt, also war Nanghelos Mutter mit Nangobe waMtu-utus Onghanda begraben worden.
Nangobe waMtutu war sehr gemein zu Nanghelo. Sie gab ihr nicht genug zu essen und ließ sie die ganze harte Arbeit rund um das Haus erledigen. Nangobe waMtutu schrie Nanghelo viel an und sagte oft: "Geh weg von mir, deine Mutter wurde sogar mit meiner Onghanda begraben.... geh mir aus den Augen". Das machte Nanghelo sehr traurig, so sehr, dass sie oft weinend und fragend zum Grab ihrer Mutter ging: "Oh Mutter, warum musstest du mit Nangobe waMtutu's Onghanda begraben werden? Ich wünschte, du wärst hier, Mutter!"
Es ging eine Weile so weiter, dass Nangobe waMtutu Nanghelo anschrie und schlecht behandelte und Nanghelo sich am Grab ihrer Mutter ausweinte. Eines Tages fand ein Nachbar Nanghelo fragte, was sie tat. Sie sagte: "Ich bitte meine Mutter, Nangobe waMtutu's Onghanda zurückzugeben." Der Mann antwortete: "Geh, Kind, stör’ nicht den Geist deiner Mutter." Nanghelo ging nach Hause, unwissend, dass ihre Mutter zusah, was geschah. Der Geist ihrer Mutter war tatsächlich gestört worden und wütend, dass Nangobe waMtutu ihr Kind so schlecht behandelte.
Eines nachts, als alle sich zu Bett gelegt hatten, hörte Nangobe waMtutu ein tiefe Stimme in der Ferne, am Rande des Dorfes. Die Stimme war weit entfernt, es klang wie ein Summen. Nach und nach kam die Stimme näher, bis Nangobe waMtutu hören konnte, was die Stimme tatsächlich sagte. “Nangobe waMtutu, ame onda eta onghanda yoye”, Nangobe waMtutu hier bin ich, ich habe deine Onghanda zurückgebracht. Immer wieder klang die Stimme in tiefem Singsang, kam dem Haus näher und dann zu Nangobe waMtutus Hütte. Nangobe waMtutu versuchte, die Kinder aufzuwecken und fragte, ob diese hören könnten, was sie selbst hörte, aber die Kinder waren vor dem Geist geschützt, so dass sie nichts hören konnten. Schließlich quietschte die Tür der Hütte, als sie sich öffnete, und die Stimme sang ein letztes Mal: “Nangobe waMtutu, ame onda eta onghanda yoye.” Nangobe waMtutu, hier bin ich, ich habe deine Onghanda zurückgebracht. Nangobe waMtutu bekam es mit der Angst zu tun und vor lauter Angst erstarrte sie zu Tode. Jeder wusste, dass ein solcher Tod nur durch den traurigen Geist einer Mutter verursacht werden kann, deren Kind schlecht behandelt wurde.

Die Geschichte stammt aus der Waldorfschule Windhoek, Namibia. Die Waldorfschule Windhoek wurde im Jahr 2000 als erste Waldorfschule Namibias gegründet. Seit der Unabhängigkeit des Landes vor zehn Jahren, bemüht man sich Brücken zwischen den zahlreichen ethnischen Gruppen zu bauen. Die Vielfalt macht sich auch in der Schule bemerkbar: Schülerinnen und Schüler aus sieben verschiedenen kulturellen Zusammenhängen kommen hierher, um gemeinsam zu lernen. >> zur Waldorfschule Windhoek
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