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Krieg und Katastrophen: Krisen in der Corona-Krise

Die ganze Welt ist betroffen von der Corona-Krise. Waldorfschulen erhalten als Schulen in freier Trägerschaft keine staatlichen Unterstützungen und gerieten vielerorts in existenzbedrohende finanzielle Schieflagen. Ihnen, Waldorfkindergärten und heilpädagogischen Einrichtungen galt unser Eilaufruf Die Folgen der Corona-Krise mindern vom Frühjahr dieses Jahres. Im Herbst wurde uns deutlich: In einigen Ländern ist die Lage besonders schwierig: weil zur Corona-Krise noch Kriege, Naturkatastrophen oder schon vor der Pandemie verheerende wirtschaftliche Situationen hinzukommen. Lassen Sie uns das Augenmerk auf diese Länder richten: auf Äthiopien, Armenien und den Libanon.

Hawzien, Äthiopien: Covid-19, Heuschreckenplage und Krieg in Tigray

In der kleinen Stadt Hawzien im Norden Äthiopiens arbeitet seit 2006 ein Waldorfkindergarten und seit September 2014 eine Waldorfschule. Die Eltern können nur symbolische Beträge an die Schule und den Kindergarten bezahlen und so hängt ihre Existenz fast vollständig von Spenden ab. Die Einschränkungen des öffentlichen Lebens aufgrund der Corona-Pandemie führten zum Verlust der Existenzgrundlage vieler Familien. Sie sind auf den Verkauf von landwirtschaftlichen und handwerklichen Erzeugnissen angewiesen und wurden mit dem Ausfall der wöchentlichen Märkte schlagartig mittellos. Seit Beginn dieses Jahres kämpft die Region im Nordosten Afrikas außerdem mit mehreren aufeinanderfolgenden Heuschreckenplagen. Atsbaha Gebre-Selassie berichtete uns: „Am 15. Oktober erreichten zahlreiche Schwärme auch Hawzien und seine Umgebung und fraßen die üppig entwickelten Feldfrüchte.“ Eine echte Katastrophe. Die Food and Agriculture Organization der UN erklärt: „Ein Heuschrecken-Schwarm kann an einem Tag die gleiche Menge an Nahrung aufnehmen wie etwa 35.000 Menschen.“ Viele Bauern ernteten das Getreide vor der Reife in der Hoffnung, so wenigsten genügend Futter für ihre Tiere zu haben. Anfang November geriet der Norden Äthiopiens in zusätzliche Bedrängnis als der bereits seit Beginn des Jahres schwelende Konflikt in der Tigray-Region in einen heftigen Krieg mündete. Über 100.000 Menschen wurden zu Flüchtlingen. Die erbitterten Kämpfe wirken sich auch auf das nur 100 Kilometer entfernte Hawzien aus. Telefon- und Stromleitungen werden immer wieder unterbrochen, die Märkte bleiben geschlossen, die Straßen sind dicht. „Wenn es keine Transportmöglichkeiten gibt, ist auch die Versorgung mit wichtigen Lebensmitteln, Medikamenten und anderen Notwendigkeiten sehr schwierig,“ erklärt Atsbaha Gebre-Selassi. Die Waldorfschule in Hawzien und die Familien der Schülerinnen und Schüler werden unsere weitere Hilfe dringend benötigen.

Beirut, Libanon: Starke Inflation und politische Unsicherheit

Die verheerende Explosion im Hafen von Beirut am 4. August traf das geschwächte Land hart. In den letzten Jahren verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage im Libanon
kontinuierlich. Die Regierung ist nicht willens oder in der Lage die substantiellen Probleme der Infrastruktur und Versorgung zu lösen; die Landeswährung, das Libanesische Pfund, erfährt eine starke Abwertung zum US-Dollar. „Das durchschnittliche Einkommen beträgt nur noch etwa 100 US-Dollar im Monat“, erzählt uns Reem Mouawad, Leiterin von Step Together, einer heilpädagogischen Schule und sozialtherapeutische Einrichtung. Seit mehreren Jahren werden keine staatlichen Unterstützungen für soziale Einrichtungen mehr ausgezahlt, sodass diese inzwischen vollständig auf Spenden angewiesen sind. Die Corona-Krise erschwert die Arbeit zusätzlich. Reem Mouawad versucht, den Betrieb der heilpädagogischen Schule möglichst gut aufrecht zu erhalten – durch Arbeit in kleinen Gruppen, Hausbesuche oder Online-Unterricht. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entsprechend zu motivieren ist eine Herausforderung und fordert viel Arbeit, denn auch diese Schule kann zur Zeit nur noch umgerechnet 100 US-Dollar im Monat bezahlen. Um den Mitarbeitenden wenigstens diesen Betrag auch in den nächsten Monat zu zahlen, ist unser aller Einsatz gefragt.

Jerewan, Armenien: Der Konflikt um Bergkarabach und seine Folgen

Nachdem die Schulen in Armenien sechs Monate geschlossen waren, gehen die Kinder seit September unter strengen Auflagen wieder zur Schule. Die lange Schulschließung, der große Mehraufwand für den Präsenzunterricht unter Hygienebedingungen und mit Abstandsregeln in Kombination mit weiterem Online-Unterricht für die höheren Klassen und die Ausgangsbeschränkungen stellen auch die Waldorfschule in Jerewan vor große Probleme: „Die meisten Eltern an unserer Schule arbeiten in der Tourismusbranche, in Cafés, Restaurants und Hotels“, erläutert Ara Atayan von der Aregnazan Waldorfschule, die bereits Anfang der 1990er Jahre gegründet wurde. „Viele haben ihre Arbeit verloren. Einige bezahlen weniger Schulgeld, manche können gar nichts mehr bezahlen.“ Allein für den Herbst errechnete Ara
Atayan Einbußen in Höhe von 50 Prozent des monatlichen Budgets. Ein Verlust von insgesamt mindestens 108.000 Euro, der ausgeglichen werden muss, damit die Schule weitergeführt werden kann. Neben der Corona-Krise leidet das Land an den Folgen des Krieges zwischen Aserbaidschanern und Armeniern im Jahrhunderte alten Konflikt um Bergkarabach. In diesem Krieg fielen auch mehrere ehemalige Schüler der Waldorfschule. Nachdem der Krieg Ende September eskalierte, mussten zahlreiche Armenier
Bergkarabach verlassen. Die Aregnazan Waldorfschule kümmert sich um eine große Zahl der nun mittellosen Flüchtlinge. Jegliche Unterstützung für zusätzliche Unterrichtskapazitäten oder für Lebensmittel oder für Unterkünfte ist nötig.

Mit einer herzlichen Bitte um Ihre Spende,

Nana Göbel, Bernd Ruf

Spendenkonto

Freunde der Erziehungskunst
GLS Bank Bochum
IBAN: DE47 4306 0967 0013 0420 10
BIC: GENODEM1GLS
Stichwort „Aufruf/Krisengebiete“

 

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