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Gesunde Inseln im Chaos

Die Hauptstadt Bangkok ist eine vom Kommerz verzerrte Metropole. Es zeigt sich eine rapide Auflösung traditioneller Werte im täglichen Leben. Es gilt als modern, Säuglinge möglichst mit Kaiserschnitt auf „saubere“ Art zur Welt zu bringen und das Stillen und der intime Körperkontakt zwischen Mutter und Kind angestellten Betreuerinnen zu übertragen. Mit fatalen Folgen für die kommenden Generationen.

Doch auch in Thailand ist der Bedarf nach Freiräumen für gesunde kindliche Entwicklung für immer weitere Kreise gebildeter junger Eltern wichtig. Statt möglichst früher und prüfbarer kognitiver Leistung, soll sich das menschliche Potential entwickeln dürfen und liebevoll begleitet werden. In diesem Spannungsfeld hat sich die anthroposophische Bewegung angesiedelt und erfreut sich wachsenden Zuspruchs, der weltweite Kreise zieht. Auch die Möglichkeit sich als Elterngemeinschaft zu finden und verantwortungsvoll die Aufgaben einer Schulentwicklung zu übernehmen, kann in einer Zeit , in der man wichtige Entscheidungen über das Wohl seines Kindes lieber „Experten“ überlässt und das Vertrauen in die eigenen Einschätzungen über das Wohl des eigenen Kindes einer großen Verunsicherung Platz macht, zu einer ganz persönlichen Kraftquelle werden. Die anthroposophische Bewegung in Thailand ist ein gelungenes Beispiel für diese Phänomen einer mutigen Gegenläufigkeit und des Aufbaus von gesunden Inseln im Chaos.

In Bangkok gibt es zwei große, etablierte Waldorfschulen in denen Kinder vom Kindergarten an bis zur 12. Klasse unterrichtet werden. Beide haben klein angefangen und wachsen mit zunehmender Schülerzahl stetig an. Panyotai Waldorf School ist die älteste Waldorfschule in Bangkok; sie wurde1996 gegründet und engagiert sich sehr für die Erhaltung und Pflege der geistigen Wurzeln. Ein Ziel ist die Grundlage der Anthroposophie mit traditionellen kulturellen Werten zu verbinden und aktiv neu zu gestalten. Auch die Tridhaksa School wächst seit dem Jahr 2000 stetig. Ungefähr 250 Schüler werden dort derzeit unterrichtet und die Schule bemüht sich besonders um soziale Gerechtigkeit, denn die Schule soll allen zu Gute kommen können, auch wenn die Eltern das Schulgeld von monatlich ca. 100 € nicht aufbringen können. Auch das Thema der Inklusion von Kindern mit besonderem Förderbedarf wird gezielt erarbeitet. An der Schule existiert bereits eine Förderklasse, in der fünfzehn Kinder mit unterschiedlichem Förderbedarf gemeinsam unterrichtet werden.

Neuland bearbeitet die „Tonrak Foundation for Children with Special Needs“, denn die seelisch-geistige Bildung von Menschen mit Behinderungen ist in Thailand eher nicht üblich. Insofern ist an allen Enden Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit zu leisten, um Eltern und potentielle Lehrer auszubilden und Förderer von den besonderen Ansätzen der anthroposophischen Heilpädagogik zu überzeugen. Ziel ist der Aufbau einer sozialtherapeutischen Lebensgemeinschaft. Etwas außerhalb von Bangkok wurde Land gestiftet und wird jetzt nach und nach von der Gemeinschaft aus Eltern, Lehrern und Freunden, nicht zuletzt von den Jugendlichen selbst, ergriffen. Zu diesem Zweck engagieren sie sich, beispielsweise beim „Family Network“, einem öffentlichen Radiosender, bei diversen Universitäten und Unternehmen.

Außerdem entstand in den letzten drei Jahren das Pilotprojekt einer heilpädagogischen Lehrerausbildung. Sie wurden in Zusammenarbeit mit der Johanna Ruß Schule in Siegen und den Freunden der Erziehungskunst realisiert. Aus  Thailand und Singapur beschäftigten sich fünfzehn Teilnehmer mit der Sinneslehre und methodisch-didaktischen Fragen, übten sich an Kinderbesprechung sowie Gestaltung eines Förderplans und erfreuten sich an unterschiedlichen künstlerischen Tätigkeiten.

Nach dem Militärputsch 2006 kam es in Thailand immer wieder zu politischen Demonstrationen, Zusammenstößen und Gewalt. Die „es ist mir egal“ (Mai pen rai) Einstellung der Menschen ändert sich aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Veränderungen allmählich. Die letzte politische Krise in 2010 hat tiefe Wunden hinterlassen. Was ist mit dem Volk geschehen, fragt sich Anchana Soontornpitag von der Tonrak Stiftung. Warum können wir uns nicht durch Weisheit, klarem Denken und ein erwachendes Bewusstsein aus unserem Leid retten, so wie Buddha es uns einst gelehrt hat?

Die politische Krise der letzten Jahre zeigt, dass es an der Zeit ist, ernsthaft und tiefgründig darüber nachzudenken, wie wir Kindern heute anleiten, bewusster, nachhaltiger und selbstbestimmter zu leben. Thailand ist reich und fruchtbar, so Soontornpitag, aber bisher haben wir das Land missbraucht und versäumt, es als lebendigen Organismus zu betrachten.

So bilden sich in Thailand allmählich neue Strukturen und tragfähige Netzwerke für die Zukunft.

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