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Florenz: klein aber lebendig

Es ist 11 Uhr ... "Kinder - die Hofpause ist beendet!" Unsere kleine Schule hat fünf Klassen mit insgesamt 37 Kindern, eine bescheidene Zahl, aber durchaus ausreichend, um unser altes Gebäude zum Zittern zu bringen...

Und da sind sie: Hier- und dorthin springend, auf der Suche nach verlorenen Flöten, Mützen oder halbfertigen Handschuhen - " Maestra, ich habe die Stricknadeln vergessen ..." - und ich hoffe innig, dass wenigstens niemand das Englischheft vergessen hat.

Jetzt habe ich eine Stunde frei und kann mich ein wenig entspannen. Ah ... die drei oberen Klassen haben Musik. Trotz der "Erdbeben" kurz zuvor, ertönen nun ihre engelsgleichen Stimmen, die Mauern und Türen durchdringen.

Dies sind jene authentischen Momente von Dankbarkeit, die dir sagen, dass du doch den schönsten Beruf der Welt gewählt hast. Oder wenn du eine Geschichte erzählst, ihre Einbildungskraft einfangen kannst, und alle vor dir sitzen mit leuchtenden Augen – gewiss, dass das Abenteuer gut enden wird ... ja, es muss natürlich der Held triumphieren.

Manche Szene erleben wir von unserem "Lehrerzimmer" aus mit (eigentlich ein Toiletten-Vorkämmerchen): Die kleinen Streitigkeiten, Tränen und verlegene Entschuldigungen, unwilliges Sich-die-Hand-geben, das doch das Herz berührt oder berühren wird, mit der Zeit: das Leben antwortet auf viele Fragen, früher oder später.

Und die Fragen? "Maestra – warum?" In jenen Momenten, in welchen du dich in einem unsicheren Gleichgewicht zwischen Antworten und Schweigen befindest, wächst auch du.

Und dann die Theateraufführungen, ihre ersten Auftritte! "Maestra", fragen sie dich, "kommt denn wirklich die ganze Schule?" "Ja, alle 30!" Aber ihnen scheint es ein enormes Publikum. Mit Mühe nur kannst du die Tränen zurückhalten, während sie spielen. Wie anders wir sie dann sehen, gewachsen von einem Tag auf den anderen.

Mir, die ich Englisch unterrichte, haben sie den Genius der Sprache, von dem Steiner spricht, "vorgestellt". Jeder Moment, in denen in ihnen plötzlich etwas passiert und der Gedanke Wort wird, ist ein Wunder.

Vor kurzem haben wir in der Konferenz darüber gesprochen, wie wichtig es für einen Lehrer ist, niemals aufzuhören mit der Selbsterziehung und dem eigenen Streben. Ich glaube, für unsere kleine wachsende Schule ist dies wertvoller als Gold!

Manuela Aquisti

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