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Schule in einer bedrohten Idylle

Brasilien: 2001 wurde von einer Lehrer- und Elterngruppe das waldorfpädagogische Projekt Dendê da Serra ins Leben gerufen. Auf einer Farm, 6 km nördlich von Serra Grande, zwischen den Städten Ilhéus und Itacaré, wurde eine kleine Schule im Einvernehmen mit der Stadtverwaltung übernommen. Neben einem Kindergarten gibt es seit 2007 acht Klassen.

Durch das Dorf Serra Grande zieht eine bunt gekleidete Menschenschar. Schirm- und Fahnenträger, Krieger, Hofdamen sowie die oberste Hofdame, die eine Puppe zur Abwehr von bösen Geistern bei sich trägt, umringen das Königspaar in einem sambaähnlichen Tanzschritt. Unverkennbar sind die traditionellen Figuren, die zu einem Maracatu-Umzug gehören, dargestellt. Einen solchen Umzug, der afrikanische Wurzeln hat und über die afrobrasilianischen Sklaven verbreitet wurde, suchte sich die siebte Klasse an Stelle des üblichen kleinen Theaterstücks als Projekt aus. So hatten nicht nur Schülerinnen und Schüler etwas davon, sondern auch das ganze Dorf.

Früher als es noch keine Asphaltstraße zwischen Ilhéus und Itacaré gab, war Serra Grande noch ein von der Außenwelt abgeschnittenes Dorf mit einer Bevölkerung, die von der Nutzung natürlicher Ressourcen und einfacher Landwirtschaft lebte. Heute gehören Serra Grande und Itacaré zu einem international anerkannten Naturschutzgebiet, das wegen seiner einzigartigen Strände und Landschaften bei Touristen sehr beliebt ist. Es gibt in der Region noch Reste von atlantischem Regenwald mit seltener Artenvielfalt, und viele Naturschutzorganisationen kämpfen für deren Erhaltung. Denn, diese Idylle wird von der Erschließung neuer Industriegebiete bedroht, was die dort lebende Bevölkerung, deren Haupteinnahmequelle der Tourismus ist, mit Existenznöten konfrontiert.

Ursprüngliche “Berufe” wie Jagen oder Holzfällen sind nun verboten, und es fehlt an wirtschaftlichen Alternativen für eine Bevölkerung mit geringer Schulbildung und einem großen Anteil Analphabeten. Arbeitslosigkeit, Gewalt, Alkoholismus und Drogenkonsum haben in den letzten Jahren aufgrund der sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen sichtbar zugenommen. Somit ringt das Lehrerkollegium mit großen Lernschwierigkeiten der Kinder.

Im Jahr 2011 konnten 24 der größeren Schüler in die neue Ganztagesbetreuung aufgenommen werden, mit Hausaufgabenhilfe, Förderunterricht und zusätzlichen Stunden wie Werken, Gartenbau, Musik und Sport bzw. Freispiel. Vollwertige Mahlzeiten und ein regelmäßiger und vielseitiger Tagesablauf mit liebevoller Betreuung haben bei diesen Schülern bereits deutliche Veränderungen bewirkt, die nicht nur in einem gesünderen Aussehen und besseren Schulleistungen bestehen, sondern auch an ihrem Verhalten zu beobachten ist. Schüler, die vorher extrem aggressiv und schwierig waren, haben sich sichtbar beruhigt und sind viel ausgeglichener und selbstsicherer geworden, was auch von den Eltern zu Hause bestätigt wird.

Da die Escola Rural Dendê da Serra keine Unterstützung aus öffentlichen Mitteln erhält und die meisten Familien nicht in der Lage sind, einen Schulbeitrag zu bezahlen, ist ihr Verein fast vollständig auf Spenden angewiesen. Es ist keine leichte Aufgabe, genügend Spenden für die monatlichen Ausgaben wie Personal, Material und Essenskosten zusammen zu bekommen, und ohne eine große Anzahl regelmäßiger Spender und Paten könnte die Schule diese Aufgabe nicht bewältigen.

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