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Zirkuspädagogik in den Favelas von São Paulo

Ponte das Estrelas – das ist Zirkuspädagogik, gepaart mit schulbegleitenden und künstlerischen Aktivitäten für Kinder und Jugendliche der Favelas von Sao Paulo. Diese Mischung wirkt wahrhaft heilsam für das Leben und die Entwicklung dieser jungen Menschen – und schafft ein starkes Gegengewicht angesichts der Hoffnungslosigkeit, Gewalt und Kriminalität in ihrem unmittelbaren Umfeld. Nach monatelangen Proben finden die Aufführungen der Artisten in verschiedenen Schulen, Theatern und Kulturzentren statt.

Seiltänzer balancieren über das Drahtseil, das Publikum hält den Atem an. – Was wird Katinka tun, um ihren Freund zu retten? Er ist ein Träumer, ein Künstler aber alleine käme er nicht zurecht. Er kann ja nicht mal ein Haus bauen! Und wozu überhaupt ein Haus bauen, wenn nicht, damit Leo es mit seinen Farben und Klängen füllt? Die Freunde begreifen, dass einer den anderen braucht und gerade die Unterschiede der beiden die Freundschaft so wertvoll machen.

Jedes Zirkusjahr beginnt im Februar mit viel Training, Probezeiten für neue Schüler und natürlich allen Alltagsverpflichtungen wie Schule, Hausaufgaben, Prüfungen vorbereiten. Die Zirkusgruppe entwickelt eine Geschichte, die das Thema der Tournee bestimmt und erarbeiten dazu die entsprechenden Choreografien, baut Bühnenbilder, näht Kostüme und pflegt den Bestand an Utensilien, damit sie zur Aufführung glänzen. Ab März gibt es Extrazeiten für gemeinsame Choreografien. Ab Mai darf niemand mehr fehlen, das gehört zu den Verpflichtungen eines Artisten. Dann geht es in Riesenschritten auf die Tournee zu. Sie wohnen vier bis sechs Wochen zusammen und fahren vom Landgrundstück im Inneren São Paulos zu den einzelnen Orten. Gegen Jahresende ist Zeit für andere Aktivitäten: Musikunterricht, Kunstunterricht und Sprachen können intensiviert werden und nebenbei beginnt eine kleine Produktion von Jonglierbällen, Holzbrücken und Sternen für die Bazare an deutschen Waldorfschulen.

Warum eigentlich „Zirkus“? – Natürlich fallen einem zunächst alle therapeutischen, pädagogischen, präventivmedizinischen und krisenbegleitenden Vorteile dieser Arbeit ein, mehr noch für ein Klientel, das man als an Dauerkrisen Leidende oder andauernde Traumapatienten bezeichnen könnte. Die Kinder kommen aus den Elendsvierteln São Paulos und leiden an Gewalt, kriminellem Umfeld, chronischen Krankheiten,Verwahrlosung, Missbrauch und unterer Armutsgrenze. Es gibt genug Gründe sich etwas „Besonderes“ einfallen zu lassen, allein, um die Kinder an die Zirkusarbeit binden zu können. Aber das ist nicht alles.

Zirkus ist das Versprechen auf ständige Begegnung. Eine Verabredung, sich in einer Welt zu treffen, zu spielen, zu üben, sich anzustrengen, ohne dass es einen einzigen ernsthaften Grund gäbe. Außer der Begegnung der Artisten untereinander, das Vertrauen, weil es sonst nicht funktioniert. Die Begegnung mit den eigenen Grenzen, aber auch den unerwarteten Fähigkeiten und Möglichkeiten, der Verantwortung und nicht zuletzt die Begegnung mit der Welt, unserem Publikum und die Freude mit einem Applaus belohnt zu werden. All das sind wunderbare Begegnungserlebnisse, die langsam das Vertrauen in eine scheinbar so beziehungsunfähige Welt zurückgeben können.

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