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Campo Verde - Eine Schule in den Bergen Brasiliens

Als vor 30 Jahren alles begann, kannten die Bergbewohner Schule kaum und wohnten in zugigen Lehmkaten. Die ersten Schüler kamen teils zu Fuß, teils zu Pferde bis über 10 km weit aus den Bergen. Die Waldorfschule Escola Araucária in Campo Verde im Bundesstaat Minas Gerais betreut heute etwa 150 Schüler in einem Kindergarten und neun Klassen. Der Schulverein finanziert die berufsbegleitende Lehrerbildungsseminare und entlohnt sie mit einem ordentlichen Gehalt.

Alles Begann als Ende der 80er auf Initiative eines deutschen Auswanderers ein heruntergewirtschaftetes Land in der Serra da Mantiqueira gekauft und wieder aufgeforstet wurde. Campo Verde ist eine Siedlung, eine Autostunde über schlechte Straßen von der Stadt Camanducáia entfernt, die wiederum zweieinhalb Busstunden von São Paulo entfernt liegt. Die Bewohner der Berge wohnten damals in zugigen Lehmkaten bei regelmäßigem Frost von Juni bis September. Die Kinder waren fast alle unterernährt und voller Parasiten. Es gab noch Milzbrand und Lepra, aber keine Schule.

Der Appell an die Behörden war vergeblich. Also erstellten die Gründer selbst die ersten einfachen Baulichkeiten. Ein aufreibender Kampf von über drei Jahren und viele Auflagen galt es zu bestehen. Schließlich erkannten auch die Behörden in Camanducaia die Initiative als Gemeindeschule an. Und doch gab es immer wieder Behinderungen: die Zuschüsse waren unzureichend und von der Laune des jeweiligen Bürgermeisters abhängig; die Schulrätin lauschte heimlich unter den Fenstern, ob auch genau der staatliche Lehrplan unterrichtet würde und vieles mehr.

Im Laufe der Jahre wurde die Waldorfpädagogik eingeführt. Mit Hilfe der Schulrätin konnte die Schule Bürgermeister und Gemeinderat überzeugen, dass im Bundesland Minas Gerais ein neues Schulgesetz erlaubte, die Pädagogik selbst zu wählen. Im Rahmen des neuen, fortschrittlichen Schulgesetzes besuchte die Schulinspektorin des Regierungsbezirkes die Schule und war begeistert: „Heute sehen wir, dass sie dem neuen Gesetz schon lange voraus war!“

Im Jahr 2002 bekam die Schule vom Gemeinderat eine Ehrenurkunde für vorbildliche Gemeinde- und Umweltarbeit. Die Schüler sammeln u.a. in regelmäßigen Aktionen LKW-Ladungen des in der Landschaft herumliegenden Mülls ein. Eines Tages drehte ein Regionalsender einen Film über die Schule, der bereits auf vielen Kanälen in ganz Brasilien gezeigt wurde.

Daraufhin erhielten die Lehrer ein kleines staatliches Grundgehalt, und erstmals bezahlte die Gemeinde einen Bauern mit Geländewagen dafür, dass er die besonders abgelegen wohnenden Kinder zur Schule brachte. 

Und noch etwas: als die Schule vor 40 Jahren begann, lebten die meisten Bergbewohner noch in Lehmhütten, ja und heute bauen die Grundschullehrer ein Lehmhaus nach althergebrachter hiesiger Sitte nach. Welch ein herrliches und unerwartetes Abenteuer!

Und noch eine Freude: bisher ist keiner der ehemaligen Schüler in die Favelas der Großstädte abgewandert, einem größeren Teil konnte zu einer Weiterbildung verholfen werden. Die ersten Bergbauernkinder können an der Universität studieren!

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