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Ein unterirdischer Fluss, der an die Oberfläche will

(aus: Waldorfpädagogik weltweit, S. 68-69, Copyright-Hinweise beachten!)

In den 70er-Jahren, als das Franco-Regime in den letzten Zügen lag (die Diktatur dauerte von 1936 bis 1975), kannten nur wenige Menschen in Madrid und auf den Kanarischen Inseln Anthroposophie und Waldorfpädagogik. Damals mussten sich an Waldorfpädagogik Interessierte noch im Geheimen treffen. In spanischen Buchläden waren keine Werke von Rudolf Steiner zu finden. Heute erscheint das alles seltsam, aber diese politische Situation und die alten religiösen Traditionen stehen am Anfang der Waldorfpädagogik in Spanien.

Es besteht kein Zweifel darüber, dass sich Spanien in den letzten 20 Jahren so stark verändert hat, dass das Vorherige wie ein Albtraum aus vergangenen Zeiten erscheint. Gleichwohl sind die Generationen seit der Mitte des 20. Jahrhunderts von diesen Erlebnissen geprägt, und so schauen viele mit Hoffnung auf die jetzige Jugend Spaniens, die nach dem Ende des Franco-Regimes aufgewachsen ist.

Ein Waldorfkindergarten wird noch unter dem Franco-Regime geplant

Der erste spanische Waldorfkindergarten wurde im Frühling 1979 von Karen Armbruster und Heidi Bieler gegründet. Eine deutsch-spanische Familie hatte dem Kindergarten ein Grundstück mit einem renovierungsbedürftigen Häus chen geschenkt und mit Hilfe der "Internationalen Vereinigung der Waldorfkindergärten" in Stuttgart, und vieler Freunde wurde dieses Häuschen zum ersten Waldorfkindergarten, der heute fünf Kindergartengruppen beherbergt und aus dem 1990 die erste Waldorfschule hervorgegangen ist. Die öffentlichen Bedingungen zur Anerkennung der Waldorfkindergärten in Spanien sind schwer zu erfüllen. Der "Lehrplan" für spanische Kinderkrippen und Vorschulen ist sehr verschieden von der waldorfpädagogischen Praxis, was die Aufbauarbeit erschwert.

In Spanien wächst der Impuls der Waldorfpädagogik; inzwischen gibt es eine Waldorfschule in Madrid, die vom Kindergarten bis zur 10. Klasse führt, und zehn Waldorfkindergärten. In Barcelona sind zwei Waldorfkindergärten entstanden, in Alicante, auf Mallorca, Gran Canaria, La Palma, Teneriffa und Lanzarote jeweils einer und in Vitoria eine Spielgruppe. Außerdem arbeiten jeweils eine heilpädagogische Einrichtung in Madrid und auf Teneriffa.

Staatliche Anerkennung für das Waldorflehrerseminar

Seit 1990 organisiert die "Fundación Rudolf Steiner" in Madrid Waldorflehrerseminare. Das "Centro de Formación de pedagogía Waldorf" in Madrid ist gerade dabei, die staatliche Anerkennung zu erhalten, außerdem gibt es ein Kindergartenseminar ebenfalls in Madrid und einen Einführungskurs in Barcelona.

Die Waldorfschule in Madrid ist staatlich anerkannt und kann Schulzeugnisse und Zertifikate ausstellen. Es bestehen gute Beziehungen zu den Ministerien; die Inspektoren und andere Beamte schätzen die Waldorfpädagogik. Leider ist es bisher noch nicht gelungen, eine bis zur wirtschaftlichen Förderung reichende Anerkennung zu erreichen, da damit die pädagogische Freiheit eingebüßt werden würde und der Waldorflehrplan nur zu einem sehr geringen Teil praktiziert werden könnte.

Eine Verbindung schaffen von Mensch zu Mensch

In den letzten Jahren ist die Waldorfpädagogik in Spanien langsam bekannter geworden. Am Anfang durch das Vertrauen der Eltern, die ihrerseits andere Eltern zur Schule brachten, dann aber auch durch Bücher, die veröffentlicht wurden, und durch Medienbeiträge sowie durch Vorträge und Kurse an pädagogischen Hochschulen in ganz Spanien. Die Ausstellung "Waldorfpädagogik" der Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners, 1998 auf Tournee durch Spanien und Portugal, wurde durch die stellvertretende Bildungsministerin eröffnet und von öffentlichen Einrichtungen unterstützt. Diese Ausstellung wurde auch in Barcelona und in Alicante gezeigt.

Beste Beziehungen zum Umfeld

Im Jahr 1999 wurde die Waldorfschule Madrid von einer soziologischen Forschergruppe der Universität Madrid als diejenige Schule ausgewählt, welche die beste Beziehung zu ihrem Umfeld aufgebaut hat. Informationsquellen für diese Umfrage waren das Erziehungsministerium, das Bürgermeisteramt der Region, in der sich die Schule befindet, und Schulinspektoren. Aufgrund dieses Erfolges wurde die Waldorfschule Madrid als Vorbild für andere Schulen gewählt und musste lange Fragebögen ausfüllen, um ihr Vorgehen zu erläutern. Auch andere Schulen sollen nun nach dem Vorbild der Waldorfschule die Verbindung zu ihrem Umfeld pflegen.

Waldorfschule Madrid ist UNESCO-Projektschule

Die Schülerinnen und Schüler der Waldorfschule Madrid nehmen gemeinsam mit Schülern aus 20 anderen Schulen der Region an sportlichen Veranstaltungen teil; noch im Jahr 2001 wird es ein Oberstufen-Treffen mit Schülerinnen und Schülern von acht verschiedenen Schulen geben, u. a. auch mit Schülern aus besonders armen, sozial geächteten Stadtvierteln und mit Immigrantenkindern, um offen über Menschenrechtsfragen zu sprechen. Im Juli 2001 werden Vertreterinnen und Vertreter der Madrider Waldorfschule an einem Treffen mit 250 dem Netzwerk der UNESCO angeschlossenen Projektschulen in Spanien teilnehmen, auf dem auf Einladung ein Einführungskurs über Waldorfpädagogik gegeben wird.

Hier wie überall ist es das besondere Anliegen der Waldorfschule Madrid, Offenheit und Interesse im Zusammenhang mit verwandten Einrichtungen und dem sozialen Umfeld der Schule zu demonstrieren.

Zur Heilpädagogik

Die Verhältnisse auf dem Feld der Heilpädagogik sind in Spanien alles andere als einfach. Spanien ist bemüht, sich an die Konzepte und Formen für soziale Organisationen in der Europäischen Gemeinschaft anzupassen – und gerade dies schließt die Möglichkeit aus, verschiedenartige Behinderteneinrichtungen in geschickter Anpassung an gegebene Organisationsformen auszugestalten. Es gibt nur wenige von Seiten des Staates vorgesehene Organisationsformen; alles andere kann nur privat aufgebaut und ausgestaltet werden. Dennoch – das kann hier erfreulicherweise festgestellt werden – ist es der Einrichtung "Taller Rafael" in Madrid-Pozuela bis jetzt gelungen durchzuhalten. Hier gibt es ein stetig wechselndes Spiel von Anpassung und Organisationsumbau.

ANTONIO MALAGÓN GOLDEROS

Antonio Malagón Golderos
Gründungslehrer der Waldorfschule Madrid, Aufbau des Rudolf Steiner Verlags in Madrid, Dozent. Intensives Arbeiten und ausgelassene Fröhlichkeit gehören zur Waldorfschule Madrid, die Mitglied im Projektschulnetz der UNESCO ist.

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Häufiggestellte Fragen über den Freiwilligendienst