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Der „Sonnenhof“ in Kiew

Mitte der 90er Jahre schlug der heilpädagogische Impuls in der Ukraine Wurzeln. Engagierte junge Frauen waren es, die die Initiative „Sonnenhof“ in Kiew gründeten und sich heute liebevoll um ihre Schützlinge kümmern ... und in ihrem Land noch immer für ein anderes Bewußtsein kämpfen.

Als 1994 in Kiew das Waldorf-Seminar eröffnet wurde, waren unter den Lehrern auch Barbara und Eduard Hasselberg, die einen reichen Erfahrungsschatz aus ihrem Heilpädagogischen Institut „Sonnenhof“ (Arlesheim, Schweiz) mitbrachten. Lange Zeit bekamen sie auf ihre Frage, wie denn Kinder mit Entwicklungsauffälligkeiten in der Ukraine lebten, von behördlicher Seite immer die gleiche Antwort: „Solche Kinder gibt es in Kiew nicht“. Selbst wir kannten sie zum Teil nur vom Hörensagen.

Nur manchmal – besonders wenn der leitende Heimarzt des Sonnenhofes, Erdmut Schädel, die Einrichtung besuchte – wurden Kinder in die neugegründete Waldorfschule in Odessa gebracht, die man sonst nicht draußen sah. Kinder, die sonst versteckt in den Wohnungen ihrer Eltern lebten oder isoliert in Heimen vor sich hinvegetierten. Kinder mit ausgelaugten, oft verzweifelten und einsamen Eltern.

Das erste Kind brachte 1996 eine Studentin zur Sprechstunde – sie hatte beim Einkaufen eine Mutter kennengelernt, deren Tochter Down-Syndrom hatte (vor drei Jahren bekam diese ehemalige Studentin selbst ein Kind mit Down-Syndrom und setzt sich jetzt aktiv für die Rechte dieser Kinder ein).

In der Waldorfschule Odessa begann dann vor 11 Jahren die heilpädagogisches Arbeit in der Ukraine, später gründete sich eine weitere Initiative in Charkow. Als die Heilpädagogen aus Odessa und die Kiewer Waldorfpädagogen Hasselbergs um Unterstützung bei der Gründung eines heilpädagogischen Seminars baten, wurde bereits beim ersten Treffen beschlossen, ein solches zu eröffnen. Die Mitarbeiter des Sonnenhofs gründeten daraufhin eine Stiftung zur Förderung der anthroposophischen Heilpädagogik in der Ukraine und begannen im Oktober 2000 mit dem Unterricht.

Unter den Studenten waren Autodidakten der Heilpädagogik mit jahrelanger Praxiserfahrung genauso vertreten wie Menschen, die ihr Lebtag noch kein Kind mit Behinderung kennengelernt hatten. Uns alle faszinierte der neue Zugang zum Wesen des Menschen und alle verband das intensive Bedürfnis, sich Kindern zuzuwenden, die einer besonderen Förderung bedürfen. Wir wollten etwas tun, etwas beginnen mit diesen Kindern, für diese Kinder.

Schwierigkeiten und dann ... eine Unterkunft

Die städtischen Behörden machten großzügige Versprechungen, das heilpädagogische Projekt unterstützen zu wollen. Der Schweizer Botschafter befand unsere Initiative aus einer ganzen Reihe humanitärer Projekte für bemerkenswert. Ein zweimonatiges Praktikum in einer Schweizer heilpädagogischen Einrichtung verstärkte noch unseren Wunsch, in Kiew eine heilpädagogische Schule zu eröffnen. Ein unwahrscheinlicher Enthusiasmus und die Überzeugung, dass diese Arbeit unbedingt erforderlich sei, beflügelte uns Schulgründer – sechs Absolventen des Seminars. Als wir die gemeinnützige Organisation „Heilpädagogisches Zentrum Sonjatschne Podwirja“ gründeten, waren wir zwischen 28 und 30 Jahre alt.

Nun begannen die eigentlichen Schwierigkeiten, die tatsächliche Arbeit auf der Suche nach Möglichkeiten, die Idee einer heilpädagogischen Schule unter ukrainischen Bedingungen zu verwirklichen. Die Behörden hatten plötzlich ihre Versprechen vergessen und empfahlen uns, eine Privatschule zu gründen, der Schweizer Botschafter hatte inzwischen gewechselt. Ohne die entsprechenden Gewährsleute blieben die Türen zu den entscheidenden Schreibtischen verschlossen...

Dann kam das Angebot des Leiters der damals gerade gegründeten privaten Waldorfschule „Michail“, eine Abteilung der Schule zu werden, was wir dankbar annahmen. Als Abgeordneter konnte dieser Leiter sich über manche Forderungen hinwegsetzen, und im Namen der Waldorfschule mieteten wir 200 m² eines staatlichen Kindergartens.

Unser Optimismus und die nicht nachlassenden Bemühungen sowie die professionelle und finanzielle Unterstützung aus der Schweiz machten es möglich, dass am 1. März 2004 19 Kinder im Alter zwischen 4 und 14 Jahren die renovierten Räume der heilpädagogischen Abteilung der Waldorfschule „Michail“ betreten konnten, um dort dauerhaft unterrichtet zu werden. Inzwischen gibt es hier eine Kindergartengruppe, drei Klassenräume, ein Büro, eine Küche, Sanitäranlagen und ein Foyer.

Die Kinder verbringen bei uns den ganzen Tag von 8 bis 16 Uhr, haben Unterricht in den Klassen sowie therapeutische Einheiten wie Malen, Eurythmie, Musik oder Sprachgestaltung. Außerdem sind wir darum bemüht, Kindern und Eltern eine tiefes Erleben der Jahresfeste zu ermöglichen, ist doch die Mehrheit von ihnen in einer materialistisch und traditionell geprägten Welt aufgewachsen. Das Erntedankfest, das Adventsgärtlein, die Aufführung von Weihnachts- und Dreikönigsspiel mit Schülern und Eltern und das „Butterfest“ zum Ende der Fastenzeit wurden zu Höhepunkten in unserem Schulleben.

Ein neuer Blick auf die Kinder

Wenn ein Kind aus einem Heim zu uns wechselt, sind die Eltern immer höchst erstaunt über die neue Herangehensweise und die Wirkung, die sie an ihrem Kind beobachten. In einem richtig gestalteten heilpädagogischen Umfeld werden die Kinder sanfter, ruhiger und sicherer. Sie finden dort tatsächlich eine Heimstatt und Verständnis.

Nach einer Elternversammlung, an der die Eltern der Schule zusammen mit ihren Kindern teilnahmen, konnte eine Mutter kaum fassen, wie offen und selbstverständlich sich ihr Kind den anwesenden Erwachsenen gegenüber verhielt, wie ruhig es sich in dem großen Kreis bekannter und unbekannter Menschen bewegte. Später berichtete die Mutter von ihren anfänglichen Befürchtungen, da ihr Kind noch nicht einmal zuhause ein ruhiges, angemessenes Verhalten zeigte, wenn Gäste kamen.

Die Mehrheit unserer Kinder hält der Staat für „nicht bildbar“, unter ihnen sind Kinder mit Autismus, Down-Syndrom, geistigen Retardierungen unterschiedlichen Grades, Zerebralparese, Epilepsie, Kinder ohne klare Diagnose. Einmal stellten wir erstaunt fest, dass von 17 Kindern nur drei sich sprachlich ausdrücken können. Die staatliche Unterstützung für Kinder mit Behinderungen beläuft sich in der Ukraine auf eine monatliche Invalidenrente von 55 Dollar. Das heilpädagogische Zentrum selbst hat bis heute keinerlei staatliche Unterstützung erhalten.

Barbara Hasselberg wurde zur Organisatorin, Freundin und nahen Vertrauten für die erste Gruppe ukrainischer Heilpädagogen, für unser Kollegium. Unermüdlich ist sie auf der Suche nach Mitteln zum Erhalt der Schule. Dabei blieben kuriose Erlebnisse nicht aus: Als wir ihr Fotos aus unserem Schulalltag zeigten, sagte sie mit einem verschmitzten Lächeln: „Ihr habt so glückliche Kinder. Sie sehen vollkommen zufrieden aus. Es ist ganz schön schwer, Gelder für bedürftige Kinder aufzutreiben, die so glücklich aussehen. Wenn ich die Sponsoren bitte, `Helft armen Kindern!´, möchten sie Bilder von Kindern in Not sehen. Dabei ist das größte Ziel aller Pädagogen, dass sich die Kinder in der Schule glücklich und verstanden fühlen.“

Alte Muster und ein ablehnender Staat

Tatsächlich sind die Bedingungen, unter denen behinderte Kinder auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion leben, sehr hart, vor allem mangelt es an einer menschlichen Herangehensweise an die Einzelschicksale dieser Kinder. Wir führen unserer Weihnachtsspiel auch in staatlichen Einrichtungen auf und sehen, dass dort auf 200 Kinder mitunter nur zwei pädagogische Kräfte kommen, das übrige Personal besteht aus Pflegerinnen, und die Versorgung der Kinder beschränkt sich auf die physischen Aspekte. Der Chlor- und Uringeruch lässt die Augen tränen. Diese Orte befinden sich völlig außerhalb des öffentlichen Interesses. Eines unserer Ziele ist es, in der Gesellschaft ein gesundes Verhältnis gegenüber behinderten Menschen zu etablieren.

Ein heißer Junitag. Lernen ist unmöglich bei 35 Grad. Unterricht in der 4. Klasse. Mit Wassereimern machen wir uns draußen den Sommerregen selbst. Alle sind nass, ein bisschen abgekühlt und glücklich. Die Kinder aus dem Kindergarten (wie mieten ja nur einen kleinen Teil des staatlichen Kindergartens, dessen Mitarbeiter und Eltern sich nur langsam an uns gewöhnten, ihre Abneigung, Furcht und Skepsis überwanden) kommen näher heran und schauen neidisch zu. „Kinder, nicht schauen, kommt her!“ rufen die Erzieherinnen.

Eine Woche später beobachten wir mit heimlicher Freude, wie die Erzieherinnen des Kindergartens Wassereimer für ihre Kinder nach draußen tragen. Wir träumen davon, wie schön es für unsere Kinder wäre, eines Tages gemeinsam mit den anderen einen „Sommerregen“ zu erleben.


Was kann der Staat unseren Kindern geben? Was gibt er ihnen?

Ein Lehrer stellt dem Kollegium ein Kind vor, Sonetschka (7 Jahre). Gleich nach der Geburt wurde sie im Entbindungsheim mit Staphylokokken infiziert. Bei der anschließenden Behandlung wurde ihr eine zu hohe Dosis eines Präparates verabreicht, das in Westeuropa verboten ist, und Sonetschka verlor das Augenlicht. Die Eltern wurden nicht zu ihrem Kind und nicht zu den Ärzten gelassen. Sie erfuhren erst später, was vorgefallen ist. Sonetschka war zäh und hat überlebt. Zurückbehalten hat sie Epilepsie, Zerebralparese und Blindheit. Jetzt ist sie sieben, doch der Staat hat ihr nur formelhaft anzubieten: „Ein solches Kind unterrichten wir nicht“.

Mit sieben Jahren kommt Sonetschka zu uns in die erste Klasse. Sie lernt neu ohne Medikamente zu leben, zu schmecken, zu riechen, eine Kerze auszublasen. Wir freuen uns riesig über jeden kleinen Erfolg. Wir wollen Sonetschka beibringen, sich zu freuen. Es tut uns weh, dass unser Staat es nicht nur ablehnt, die Fürsorge für seine Kinder zu übernehmen, sondern sich zudem außerstande sieht, diejenigen zu unterstützen, die es einfach tun.

Es ist schwer, finanziell ganz auf sich gestellt zu sein und noch dazu zu wenig Raum zur Verfügung zu haben. Die Sprachgestaltung muss in der kleinen Küche stattfinden. Wir haben keinen Sport- oder Eurythmieraum. Fast zwei Jahre lang fanden die Eurythmiestunden in zwei Klassen im Foyer statt, wo die Garderobe ist und von wo aus die Türen zu den anderen Räumen abgehen. Die Heileurythmie musste in einer Ecke des Foyers hinter einem Vorhang gegeben werden.

Mitarbeiter und Kinder

Alle Pädagogen und Therapeuten des Zentrums haben studiert, drei Jahre am heilpädagogischen Seminar gelernt und in diesem Rahmen auch Praktika in verschiedenen Einrichtungen in der Schweiz absolviert. Dieses Jahr beenden vier Fachkräfte ihre staatliche Ausbildung zum „Korrekturpädagogen“. Unsere Therapeuten haben zusätzlich zu ihrem Hochschulstudium eine Fachausbildung in Eurythmie, Sprachgestaltung, Musiktherapie etc.

Unsere Mitarbeiter sind ganz normale Menschen, zumeist Frauen zwischen 30 und 35 Jahren. Viele haben Familie, eigene Kinder. Sie finden in ihren Männern eine wichtige Stütze, auch in finanzieller Hinsicht. Doch müssen sich manche Mitarbeiter auch selbst versorgen. Zwei unserer Therapeuten sind neu nach Kiew gezogen und mussten dort eine Unterkunft finden. Eine Einzimmerwohnung in Kiew kostet bereits mindestens 400 Dollar Miete. Die Gehälter unserer Fachkräfte liegen zwischen 150 und 300 Dollar...

Die Kinder in unserer Schule haben ganz unterschiedliche Schicksale. Doch wir haben gelernt, sie alle als „unsere Kinder“, als „unsere Familie“ anzusehen und zu behandeln. Auch in der jetzigen schwierigen Situation, wo wir auf Kinder warten, deren Familien für die Schulkosten aufkommen können, spricht uns eine Familie an – zwei Großeltern und ihr neunjähriger Enkel mit Down-Syndrom. Der Vater des Jungen hatte die Familie gleich nach der Geburt des Kindes verlassen, die Mutter hatte starke epileptische Anfälle und ist gestorben. – Die Großeltern haben nur ihre Rente, mit der man in Kiew kaum über die Runden kommt, das Rentenniveau liegt noch unter dem Mindestlohn für die Ukraine. Wir fragen, ob die Großeltern irgendeine Möglichkeit sehen, zumindest für einen Teil der Kosten aufzukommen. Sie antworten ohne zu zögern: „Wir sind bereit, die ganze Rente zu bezahlen, die das Kind vom Staat bekommt.“ Das ist nur sehr wenig, aber können wir denn diesem Kind die Chance versagen zu leben, sich mit seinen Altersgenossen zu entwickeln? Oft sehen „unsere“ Familien so aus.

Die Eltern

Wir freuen uns ganz besonders, wenn unsere Eltern bei uns mitmachen, wenn aus „Kunden“ Partner werden, die die Verantwortung für die weitere Entwicklung mit übernehmen. Sie werden ein aktiver, bewusster Teil der Organisation, die die Pädagogen erarbeitet haben. Es ist schon bemerkenswert, dass alle derartigen pädagogischen und sozialen Strukturen in der Ukraine aus Initiativen von Müttern behinderter Kinder hervorgegangen sind. Oft sind das keine kompletten Schulen, sondern lediglich bestimmte Einheiten. Die Behörden sind eher ansprechbar und bereit zu helfen, wenn sich die Eltern in ihrer gemeinsamen Notsituation zusammentun, wenn sie an das Mitgefühl der Gesellschaft appellieren.

Wir sehen unsere Aufgabe anders. Wir suchen nicht nach Mitleid. Wir hoffen auf Verständnis, auf Respekt, den jedes Individuum verdient, und unsere Arbeit zielt darauf ab, dass die Öffentlichkeit unsere Kinder und ihre Familien nicht bloß als Notleidende wahrnimmt, sondern die besonderen Schicksale erkennt, die besondere Kraft. Die Eltern unserer Kinder kommen diesem Verständnis immer näher. Wir träumen davon, dass immer mehr Menschen – seien sie mit dem Problem besonderer Kinder vertraut oder nicht – unsere Freunde, Mitstreiter und Unterstützer werden.

Die Eltern unserer Kinder kommen aus unterschiedlichen sozialen Schichten. Da gibt es vermögende Eltern, die auch für das Schulgeld von Kindern aus armen Familien aufkommen. Es gibt aber eine große Zahl von Familien, die nicht die gesamte Summe bezahlen können. In der Ukraine unterscheiden sich die Gehälter in der Wirtschafts erheblich von denen im sozialen Sektor. Wir achten ganz bewusst darauf, dass nicht nur Kinder aus vermögenden Familien kommen, wir wollen nicht elitär sein, aber wir mussten das Schulgeld erheben, um unseren Lehrkräften ihr bescheidenes Gehalt zahlen zu können. Ein Schulplatz kostet 300 Dollar, schließlich haben wir fast so viele Pädagogen wie zumeist schwerbehinderte Schüler, die auf Einzelbetreuung angewiesen sind, dazu kommen die Kosten für die Miete und andere schulische Bedürfnisse. Ein Drittel des Schulgeldes übernehmen unsere Freunde aus der Schweiz. Damit bleiben 200 Dollar, die die Familien aufbringen müssen.

Perspektiven und Pläne

Im letzten Jahr haben wir unsere ersten Schulabgänger entlassen, die Neuntklässler. Das Schicksal eines dieser Absolventen ist eng mit dem heilpädagogischen Zentrum verbunden. Seine Mutter stammt aus Kiew, sein Vater aus Jordanien, wo beide leben und arbeiten. Der Junge lebt bei seiner Großmutter. Die Eltern haben verschiedene Möglichkeiten durchgespielt und kamen zu dem Ergebnis, dass es das Beste wäre, wenn ihr Sohn bei uns im Zentrum bleibt. Der junge Mann ist bereits 17 Jahre alt. Er bleibt uns nun als Helfer erhalten.

Als neues Projekt möchten wir nun eine Wohngruppe in einem kleinen malerischen Dorf am Dnjepr einrichten. Es soll ein Projekt mit einem umfangreichen sozialen und kulturellen Angebot werden. Neben der Heilpädagogik und Sozialtherapie könnten sich dort eine Reihe anderer Bildungsinitiativen entwickeln.

Im September beginnt im Zentrum das neue Schuljahr. 14 Kinder werden in den Klassen 2, 3, und 5 unterrichtet. Die Vorschulkinder gehen in eine Spielgruppe. Natürlich wird weiterhin alles angeboten, woran sich die Kinder bereits gewöhnt haben: Unterricht in Malen, Musik, Handwerk und Handarbeit, verschiedene Therapien (Heileurythmie, Sprachgestaltung, Bewegungstherapie), Ganztagsbetreuung, Wanderungen und Ausflüge in andere Orte, Exkursionen und Feste. Wir freuen uns, dass wir von Hilke Osika aus Schweden in die Methode der gestützten Kommunikation eingeführt wurden. Damit haben wir eine weitere Möglichkeit, unserer Kinder noch besser zu verstehen.

Wir haben noch viel Arbeit vor uns, was die Entwicklung unserer Einrichtung betrifft und die Aufklärung über die Arbeit des heilpädagogischen Zentrums „Sonjatsche Podwirja“ in der Ukraine. Wir suchen nach einer Form der Zusammenarbeit mit dem Staat, die es uns erlaubt, staatliche Unterstützung zu bekommen, ohne dabei unsere Identität für staatliche – und das heißt oft noch sowjetische – Werte und Ansichten preisgeben zu müssen. Der schwierige Weg hin zur Akzeptanz von Kindern, die „anders sind“, und zu deren Verständnis begann in Westeuropa in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts. Wir tun jetzt die ersten Schritte.

Zum Abschluss möchten wir betonen, dass uns unsere Arbeit sehr viel Freude macht. Sie fordert eine große innere Stärke, wir werden durch sie aber auch reich belohnt. Unsere Kinder lehren uns unter anderem, in der Gegenwart zu leben, sie rufen uns gewissermaßen zur Ordnung, uns Erwachsene, die wir ständig Zukunftspläne entwerfen oder krampfhaft an Vergangenem festhalten wollen. Sie wollen und verlangen von uns, dass wir wachsen und natürlich sind. Sie lehren uns Liebe und Geduld. Jedes von ihnen trägt ein Geheimnis in sich, etwas sehr wichtiges für die Eltern, für uns, die Lehrer, für die ganze Welt. Um den Schleier zu diesem Geheimnis ein wenig lüften zu können, braucht es nicht nur Zeit, sondern auch Freude, Geduld, Weisheit und Liebe.

Juri Wutjanow
Ljudmila Demenkowa
Soja Masur

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Häufiggestellte Fragen über den Freiwilligendienst