Finanzbericht 2006
Ein Rückblick auf das letzte Jahr.
Internationaler Hilfsfonds: Mittelverwendung ...
Die Summe der im Internationalen Hilfsfonds verwendeten Mittel betrug 5,2 Mio Euro. An Waldorfschulen und -kindergärten im Ausland wurden rund 1,6 Mio Euro weitergeleitet, darunter Spenden für den Grundstückskauf des Waldorfkindergarten Windhoek und für Bauten der Waldorfschule Windhoek (Namibia), der Panyotai Schule Bangkok (Thailand), des Humboldt-Gymnasiums in Ust-Kamenogorsk (Kasachstan) und des Waldorfkindergartens in Temesvar (Rumänien).

In den 1,2 Mio Euro für den Bereich „Heilpädagogik/Sozialtherapie/Sozialarbeit“ sind rund 300 T€ für die BMZ-Projekte in Bukarest, Simeria (Rumänien) und Tiflis (Georgien) und rund 357 T€ für die Arbeit in der Favela Monte Azul enthalten.
Die deutlichste Veränderung in der Mittelverwendung betrifft die Freiwilligendienste. Die Ausgaben für die Vor- und Nachbereitungs-Seminare, Reise- und Versicherungskosten, Taschengelder und Sozialversicherungen stiegen auf 1,6 Mio Euro und haben sich damit innerhalb von vier Jahren verdoppelt.
... und Mittelherkunft
Die Summe der Spenden von Einzelpersonen ist im letzten Jahr um 20% zurückgegangen, was auf wenigen einmaligen Großspenden beruht, die wir 2005 erhalten hatten. Jedoch ging auch die Anzahl der Spenden 2006 um 5% zurück. Erfreulicherweise nahmen die Zuwendungen von Stiftungen zu: Knapp 1,4 Mio Euro von 40 verschiedenen Stiftungen durften wir 2006 empfangen.
Von 124 Waldorfschulen, -kindergärten und heilpädagogischen Einrichtungen erhielten wir Hilfsfonds-Spenden in Höhe von 149 T€ (2005: 234 T€) - das ist ein Rückgang von über einem Drittel innerhalb eines Jahres! Natürlich geht auch hierzulande die Sorge um die Haushaltsfinanzierung um. Dennoch: Können wir ein Bewußtsein für die Schulen in anderen Ländern schaffen, die mit nur minimalen oder ganz ohne staatliche Zuschüsse überleben müssen?
Ist es bei der staatlichen Förderung von ca. zwei Dritteln eines deutschen Schulhaushaltes eine Utopie oder kann es ein Ziel werden, daß die deutschen Waldorfinitiativen brüderlich z.B. 0,1% (!) für die internationale Waldorfbewegung in ihrem Haushalt verankern? (Zum Vergleich: Der Anteil der „Entwicklungshilfe“ des deutschen Staatshaushalts beträgt 0,36%).
Neue Gliederung
In der Vergangenheit war bei jedem Geldeingang deutlich, ob eine Spende für den Internationalen Hilfsfonds (z.B. für eine Schule) oder für die Arbeit des Vereins (z.B. Mitgliedsspende) bestimmt war. Die Einnahmen der Freiwilligendienste dienen jedoch der Finanzierung sowohl der eingangs beschriebenen Kosten als auch unseres Karlsruher Büros. Um dieser neuen Geldqualität gerecht zu werden, haben wir die Mittelherkunft neu gegliedert. Die Zuwendungen für die Freiwilligendienste sind aus den bisher bekannten Positionen herausgenommen und als eigene Positionen geführt (Unterstützerkreise, staatliche Zuwendungen FWD und Kostendeckungsbeiträge). Am Jahresende werden die Mittel zur Deckung der Kosten im Karlsruher Büro in den Haushalt umgebucht („Haushaltsbeitrag FWD“).
Arbeit des Vereins – unser Haushalt
Unsere Ausgaben überstiegen 2006 erstmals 1 Mio Euro. Dabei fallen 2/3 der Kosten im Bereich Freiwilligendienste (Karlsruhe) an. Die gute Betreuung der Freiwilligen und der aufnehmenden Dienststellen ist sehr personalintensiv. Dabei konnten die Kosten vollständig aus den Einnahmen in diesem Bereich gedeckt werden.
Betrachtet man unter Herausrechnung der Freiwilligendienste die eingegangenen Spenden und die Kosten unserer Arbeit, entsteht ein rechnerischer Kostenanteil in Höhe von 8%. Wir wußten, daß wir sparsam haushalten, aber ein derart niedriger Wert hat uns selbst überrascht, denn darin ist im Gegensatz zur anderswo üblichen Berechnung von „Verwaltungskosten“ noch vieles andere enthalten: Reisekosten, Druck und Versand der Rundbriefe, Betreuung der BMZ Projekte etc. – Im übrigen ist der Kostenanteil wortwörtlich rein „rechnerisch“. Wir leiten alle Spenden an ausländische Projekte zu 100% weiter und decken unsere Kosten aus Mitgliedsspenden, Spenden für unsere Arbeit und Zinserträgen.
Die Mitgliedsspenden sind nach Rückgängen 2004-05 wieder auf 150 T€ angestiegen, und über diese Anerkennung unserer Arbeit haben wir uns sehr gefreut. Die staatlichen Zuwendungen (Verwaltungsanteile BMZ) waren 2006 ungewöhnlich hoch, da verschiedene Projekte aus der Vergangenheit abgeschlossen wurden. So konnten wir eine Rücklage von 54 T€ bilden (etwa 5% des Haushaltes).
In diesem Jahr werden die Kosten unserer Arbeit weiter steigen. Bereits zum Zeitpunkt der Mitgliederversammlung im Mai hatten wir 30 Mitarbeiter (inkl.10 Aushilfen) in Karlsruhe angestellt, da die Entwicklung neuer Freiwilligendienste ständig neue Anforderungen stellt; auch neue Büroräume mußten angemietet werden. – Im Berliner Büro sind weiterhin vier Mitarbeiter und zwei Aushilfen tätig. Dazu kommen sechs ehrenamtliche Mitarbeiter für ko-finanzierte Projekte (BMZ).
Im Haushalt des letzten Jahres hatten wir Sondereinnahmen, mit denen wir in diesem Jahr nicht rechnen können, gleichzeitig steigen die Kosten für unsere Arbeit. Daher bitten wir Sie in diesem Jahr, unsere Arbeit direkt zu unterstützen (ein Überweisungsträger liegt bei). Und wenn Sie unsere Arbeit als Mitglied fördern wollen, freuen wir uns natürlich ganz besonders!
Eleonore Jungheim