25 Jahre Waldorfpädagogik in Peru
Das Colegio Waldorf in Lima feiert dieses Jahr 25. Geburtstag. Zum Schuljahresanfang im März 1982 hatten der Kindergarten und die ersten drei Klassen begonnen, im letzten Jahr gab es bereits die 17. Feier für eine Abschlußklasse. Das Echo aus den Universitäten ist recht positiv, da man die Kreativität bei Problemlösungen schätzt.
Jeden Montag bieten wir neuen Eltern, deren Kinder mit dem Staatssystem nicht zurechtkommen, eine Schulführung mit Gespräch an – und einige entscheiden sich für uns: Heute haben wir 275 Schüler, darunter auch schon welche der zweiten Generation. Sogar das Kollegium hat bereits zwei ehemalige Schülerinnen: eine Kunstlehrerin und eine Eurythmistin.
Unsere Schule hat den guten Ruf, daß sie auch die schwierigen Kinder aufnimmt und vieles noch „heilen“ kann. Wir haben dabei schon interessante Erfahrungen gemacht.

Für alle Eltern haben wir außer den Elternabenden und Vorträgen eine Elternschule, in der sie immer besser verstehen lernen können, was wir mit den Schülern tun – und warum wir es tun. Eine unserer Hauptsorgen ist, daß die Kinder oft in zwei ganz verschiedenen Welten leben müssen, daheim und in der Schule. Der amerikanisierte Lebensstil vieler Familien und die Tatsache, daß meistens beide Eltern arbeiten müssen, überläßt die Kinder allzuoft sich selbst und dem Fernseher oder den Computerspielen.
Eine andere Sorge ist das Verkehrs- und das Sicherheitsproblem in unserer 8-Millionen-Stadt. Wegen der vielen Überfälle müssen alle Kinder gebracht werden. Wegen der Erdbebengefahr hat Lima keine U-Bahn – es gibt nur Kleinbusse und das Verkehrschaos ist enorm.
Höhepunkte unseres Schuljahrs sind immer wieder die Teilnahme am jährlichen Schüler-Musikfestival mit den Geigengruppen der Unterstufe und unserem Oberstufenchor, unser Johannifest mit dem großen Feuer, das Ehemaligentreffen sowie der Adventsbasar und das Christgeburtsspiel.
Durch gemeinsame Unternehmungen mit den anderen Waldorfschulen in Lima, die Teilnahme an den großen südamerikanischen Waldorftagungen und durch die Teilnahme von neun Schülern am UNESCO-Jugendfestival in Stuttgart im Sommer 2006, fühlen wir uns hier nicht isoliert.
Eine große Schwierigkeit sind die stark steigenden Lebenshaltungskosten in Peru. Kollegen mit Kindern oder kranken Eltern müssen sich alle noch nebenbei etwas verdienen – durch Handarbeiten, Backen oder Nachhilfestunden. Auch Staatsschullehrer müssen oft zwei Jobs annehmen. Doch trotz aller Probleme: Wir sind eine harmonische, lernbegierige und freudige Gemeinschaft, und das trägt.
Roswitha Spittler