Lernen und Helfen in Deutschland
Unter dem Motto „Lernen und Helfen“ bereichern seit September 2006 die ersten 25 Freiwillige aus 14 Ländern das Leben in anthroposophischen Einrichtungen in Deutschland. Vermittelt durch die Freunde der Erziehungskunst, teilen sie dort für ein Jahr das Leben und die Arbeit der Bewohnerinnen und Bewohner.
So unterschiedlich wie ihre Heimatländer ist auch der Hintergrund, den die Freiwilligen ins Leben ihrer deutschen Einsatzstellen mitbringen: Airan aus Brasilien hat als ehrenamtlicher Mitarbeiter in der Favela Monte Azul (Sao Paulo) schon erste Erfahrungen in der Heilpädagogik gesammelt. In seiner Einsatzstelle im Haus Arild kann der leidenschaftliche Capoeira-Tänzer nun seine Fähigkeiten und Lebensfreude in die Arbeit „seiner“ Wohngruppe einbringen.

Auch Katalin aus Rumänien hat schon Erfahrungen mit der Waldorfpädagogik: Während ihres Studiums unterrichtete sie Deutsch in der Waldorfschule Cluj. Jetzt lebt und arbeitet Katalin in der Lebensgemeinschaft Bingenheim, und ist froh über diese neue Erfahrung. Michal aus Polen wollte sich nach seinem Theologiestudium sozial engagieren und eine neue Kultur kennenlernen. Nun kann er ein Jahr lang das Zusammenleben in der sozialtherapeutischen Dorfgemeinschaft Hermannsberg mitgestalten – und überlegt bereits, später in Polen auf diesem Weg weiterzumachen.
Die Freiwilligen müssen mindestens 18 sein und sollten bereits erste Deutschkenntnisse haben. Die Freunde der Erziehungskunst kümmern sich als Träger um die organisatorische Durchführung, vom Visum über die Versicherung bis zur pädagogischen Begleitung. Die Einsatzstellen übernehmen eine Aufwandsbeteiligung, die Unterkunft, Verpflegung und ein Taschengeld – und bieten den Raum für das Engagement der ausländischen jungen Helfer.
Interessierte Einrichtungen und ausländische Dienstleistende sind herzlich eingeladen und können bei unserem Karlsruher Büro mehr erfahren.
Alle Freiwilligen bringen ihre individuelle, kulturell geprägte Persönlichkeit ein und bereichern tatkräftig das Leben in ihrer Einsatzstelle. Umgekehrt bietet diese ihnen ebenso vielfältige interkulturelle und fachliche Einblicke und Erfahrungen.
Am Anfang braucht es oft eine gewisse Zeit, bis die Freiwilligen sich richtig einleben. Nicht alle hatten zum Beispiel schon Kontakt mit Menschen mit Behinderung. Ein vorbereitendes Praktikum im Heimatland soll den „Praxisschock“ mindern, und dennoch ist zuerst natürlich vieles neu – allein schon die Sprache! Dann aber gelingt die Eingewöhnung in der Regel erstaunlich schnell, und ebenso schnell weiß man in der deutschen Gast-Einrichtung, wie sehr die Freiwilligen nach diesem Jahr fehlen werden...
Claudio Jax