Einweihungen in Tiflis und Bukarest
Im letzten Halbjahr konnten zwei große vom BMZ kofinanzierte Projekte ganz bzw. weitgehend zuende gebracht werden. Damit stehen das Leben und die Arbeit mit seelenpflegebedürftigen Kindern und jungen Menschen in Tiflis und Bukarest auf einer neuen, starken Grundlage. Unser Projektbetreuer Friedwart Fahlbusch berichtet.
Michaelschule Tiflis: Fünf Jahre nach dem Erdbeben
Sie werden sich sicher noch an unseren Spendenaufruf für die Michaelschule Tiflis erinnern, die 2002 durch ein Erdbeben ihre Räume in einer staatlichen Sonderschule verloren hatte. Dank Ihrer aller Hilfe und des unermüdlichen Einsatzes der Lehrer und Eltern vor Ort konnte damals auf einem neu erworbenen Grundstück schnell ein altes kleines Haus saniert und hergerichtet werden, in dem der Schulbetrieb Anfang 2003 vorläufig weitergehen konnte. Parallel dazu beantragten wir beim Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) erfolgreich ein Neubau-Projekt.

Im Herbst 2006 war dann endlich das neue Haus bezugsbereit. Die Lehrerinnen, Eltern und auch Helfer aus Brachenreuthe und Everswinkel halfen bei der Ausgestaltung des Hauses mit und verliehen ihm eine sehr schöne farbige Gestalt. Alle Flure und Räume sind mit Bildern und Pflanzen geschmückt, und das Haus zu betreten, ist bereits eine Wohltat. Obwohl die letzten Arbeiten erst Ende 2006 abgeschlossen wurden, fand die Einweihung und die Belebung des Hauses bewußt bereits am 25.9. statt, um diesen großen Schritt zu Beginn des neuen Schuljahres und in der Michaelizeit gemeinsam mit den Kindern als Fest zu gestalten.
Die Einweihung war tatsächlich ein großes Ereignis mit diversen Ehrengästen – Vertretern der deutschen Botschaft, der Stadt und des Erziehungsministeriums – zwei Fernsehstationen, Presse, vielen Eltern, den Kindern, allen Lehrern, befreundeten Institutionen aus Tiflis und uns. Es war beglückend zu sehen, wie gern die Kinder wieder in die Schule kamen und von den Lehrerinnen mit Herzenswärme empfangen wurden.
Das Gesamtprojekt einschließlich Grundstückskauf und Sanierung der provisorischen Unterkunft hatte einen Umfang von rund 500.000 Euro. Das BMZ-Projekt umfaßte davon rund 320.000 Euro, darunter 41.000 Euro Eigenmittel, die wir mit Hilfe Ihrer Spenden decken konnten. Wir möchten, auch im Namen der Michaelschule, allen Helfern (allen voran Malkhaz Gelashwili, dem ideenreichen und aufopferungsvollen Projektleiter) und Spendern einschließlich des BMZ und der Software AG Stiftung für ihren Beitrag danken!
Bukarest: Eröffnung des sozialtherapeutischen Zentrums
In Bukarest konnte man Anfang November gleich zwei Feste begehen: Am 2.11. feierte die Asociatia Prietenia und damit die heilpädagogische Schule „Corabia“ ihr 10-jähriges Bestehen. Und einen Tag später galt das Fest der Eröffnung der neuen Häuser des sozialtherapeutischen Projekts „Pantelimon“, in das die Betreuten nach ihrer Schul- und Berufsvorbereitungszeit hinüberwechseln können.
Nach rund drei Jahren Laufzeit dieses BMZ-geförderten Projektes konnte man hier ebenfalls schon vor Projektende mit einem mutigen Schritt die sozialtherapeutische Arbeit offiziell beginnen. In Wirklichkeit war der erste Schritt ins praktische Leben dieses neuen Zentrums für Sozialtherapie in Bukarest bereits der Baubeginn, denn die ersten Betreuten halfen von Anfang an nach Kräften bei der Arbeit mit.
Obwohl das Projekt gut vorankam, gab es am Ende erhebliche finanzielle Schwierigkeiten: In Rumänien gibt es eine starke Inflation, und auch der Kurs des Lei stieg seit Ankündigung des EU-Beitritts drastisch. So mussten wir noch 2006 beim BMZ eine wesentliche Aufstockung der Projektmittel um ganze 180.000 Euro und eine Laufzeitverlängerung bis Ende 2007 beantragen. Wir sind wirklich außerordentlich dankbar, daß das BMZ beides bewilligte (inzwischen ist durch den EU-Beitritt überhaupt keine neue BMZ-Förderung in Rumänien mehr möglich!).
Fertig sind nun das Wohnhaus, die Schreinerei-Werkstatt, ein Haus für die Weberei und Therapien, ein Lagerschuppen und das Wegenetz auf dem wunderschönen großen Gelände. Noch nicht fertig sind das „Turmhaus“ – der spätere zentrale Treffpunkt mit Speisesaal, Küche und Büro –, das Gewächshaus, die Ställe und das Außengelände.
Das aber tat der feierlichen Eröffnung keinen Abbruch, und auch hier waren hohe Gäste anwesend: Der deutsche Botschafter Honoratioren der Stadt und der Ministerien, Gäste aus der Schweiz und Deutschland.
Volker Ermuth, Vorstand der Prietenia, eröffnete den Festakt mit Dankesworten an alle Spender. Die Betreuten spielten dann Szenen aus dem Stück „Der vierte König“, was der deutsche Botschafter danach sofort aufgriff: „Ich möchte Ihnen die Grüsse und guten Wünsche der Bundesregierung zu diesem Festakt überbringen und habe dazu eine Ansprache schriftlich verfasst, aber ich möchte davon abweichen...“ Daraufhin dankte er den jugendlichen Schauspielern für ihre sehr beeindruckende Darbietung und fuhr sinngemäß fort: „Dieses kurze aber substanzielle Stück hat doch auf den Punkt gebracht, worum es hier geht: Dass Mut und Selbstvertrauen wachsen kann... Es hat mir gezeigt, was für eine wesentliche Arbeit hier für und mit den jungen Menschen geleistet wird. Dafür danke ich Ihnen.“
Für eben diese Arbeit wünschen auch wir beiden Einrichtungen alles Gute. Möge die Heilpädagogik und Sozialtherapie für die Kinder und jungen Erwachsenen in Rumänien weiterhin so blühen und gedeihen, wie ich es hier oftmals erlebt und empfunden habe!
Friedwart Fahlbusch