Lebenspraxis vermitteln - Hilfe zur Selbsthilfe in Uganda
Eine Gruppe von Menschen an der Waldorfschule Aalen engagiert sich für Entwicklungsprojekte in Uganda. Als der Geschäftsführer der Schule, Stefan Heusel, im Frühjahr nach Uganda reiste, besuchte er auch die Waldorfschule St. Paul.
Mr. Saul Mubiru kennt als Lehrer das staatliche Schulsystem aus leidvoller Erfahrung: Lehrplan nach englischem "Vorbild" ohne jeden Praxisbezug, teilweise bis zu 200 Schüler pro Klasse (während nur 15% der Kinder eine Oberstufe besuchen), schlecht ausgebildete Lehrer, die aufgrund miserabler Bezahlung ihr ganzes Streben auf den notwendigen Zweitjob ausrichten.
Mit der Vision einer lebenspraktischen Schule gründete Mr. Saul 1995 in Seguku (zwischen dem Flughafen und Kampala) seine eigene "primary school St. Peter". Bald darauf lernte er die Waldorfpädagogik kennen und konnte mit Hilfe der GLS Zukunftsstiftung Entwicklungshilfe alle 16 Lehrer zu Kursen an der Mbagathi Waldorfschule in Nairobi/Kenia schicken.

In der St. Paul Schule lernen die Kinder Gartenbau, Schreinern, Töpfern, Korbflechten, Mattenweben, Ziegelherstellung und Hausbau, Kochen, Schneidern und Nähen – alles gerade in Afrika sehr wertvolle Fähigkeiten. Auch die künstlerischen Elemente kommen zum Tragen: Formenzeichnen, z.B. zur Einführung der Schrift, Monatsfeiern, Tanz und Drama, um nur einige zu nennen.
Saul Mubiru sprüht vor Energie (in Uganda wirklich eine Besonderheit!) und macht sich tiefe Gedanken um die Zukunft seiner Schüler und der Schule. Aber auch die Lehrer sind unglaublich motiviert – und sogar die Eltern. St. Peter war während unseres Besuchs im Land die erste Schule, die einen gepflegten Eindruck machte und wo man das Engagement spürte.
Die Lehrer bekommen "anständige" 140 Euro, zugleich ist das Schulgeld extrem niedrig – die Schule finanziert sich im Moment vor allem durch ausländische Patenschaften...
Auch wir hatten über den Freundeskreis unserer Schule Patenschaften übernommen und später Ausbildungen finanziert. Doch es gab für die jungen Absolventen schlichtweg keine Arbeitsplätze. Als wir merkten, dass wir zudem oft eine Anspruchshaltung weckten oder die Passivität der betroffenen Menschen begünstigten, stiegen wir auf Hilfe zur Selbsthilfe um:
Einem Priester z.B. gaben wir fünf Jahre lang je 400 Euro, mit deren Hilfe er auf einer Insel im Viktoriasee mit 20 Studenten ein Stück Wald roden und eine Landwirtschaft, Bienenzucht und Hühnerhaltung aufbauen konnte. Inzwischen finanziert er selbst das Studium und den Lebensunterhalt dieser 20 Studenten, die ihm während der Ferien weiter helfen.
Nun suchen wir Spenden für den Kauf eines Grundstücks, mit dem auch die Lehrer, Eltern und Schüler von St. Paul langfristige Erträge erzielen können.
Stefan Heusel