Durch Begegnung der Welt entgegenwachsen
Dieses Jahr wird die Michael Oak Waldorf School in Kenilworth, einem südlichen Stadtteil von Kapstadt, 44 Jahre alt. Lange war sie eine von zwei Waldorfschulen in der Western Cape Region – heute ein "Elternteil" mit einer viel größeren Familie (neun andere Schulen und mindestens 35 Kindergarten-Initiativen).
Wir möchten Ihnen hier einige unserer Projekte vorstellen, die sich die Lehrer der Klassen 5 bis 10 überlegt haben, um die Entwicklung eines sozialen Bewußtseins zu fördern.
Unsere Fünftklässler stricken kleine Kappen für die frühgeborenen Babys eines Hospitals, die von ihren Müttern wie kleine Känguruhbabys getragen werden, von denen man nur den Kopf sieht. Einige Kinder konnten ihre Mützen persönlich überreichen, was bei ihnen immer tiefe Eindrücke hinterließ.

Die Klasse 6 lud ihre Waldorf-Partnerklassen der Region zu einer zweitägigen Olympiade ein - einem fröhlichen Fest der Begegnung und des Wettstreits mit gemischten Teams. Klasse 7 lud ihre Partnerklassen zu einem Wochenend-Camping unter dem Motto "Ritter und Damen" ein.
Die Achtklässler besuchten letztes Jahr die Zenzeleni Waldorfschule in der Khayelitsha Township, um Setzlinge als Windschutz in der trockenen Umgebung zu pflanzen. Dieses Jahr werden sie ihre neuen Freunde wiederum besuchen.
Die Klassen 8 bis 10 haben schon einige Male zum Aids-Tag kleine Wollquadrate gestrickt und Patchwork-Babydecken gemacht, die sie den Aidswaisen eines Kinderheims schenkten. Als die Jugendlichen mit den Babys spielten, waren viele so tief berührt, daß sie sie nun regelmäßig besuchen wollen.
Zu Ostern luden wir alle Waldorfinitiativen der Region ein, mit uns einen großen Jahrmarkt zu veranstalten, um die Waldorfpädagogik einer größeren Öffentlichkeit vorzustellen. Tatsächlich kamen viele Menschen, genossen die Vorstellungen und bewunderten die Handarbeiten, die man auch kaufen konnte. Auch dies wird künftig jährlich stattfinden.
Unsere neuen Erstklässler sind glücklich, daß jeder einen Zehntklässler als "Freund" hat, der sich mit ihnen wöchentlich in der Pausenzeit trifft. Wir sehen Gruppen, die Geschichten vorlesen, Jugendliche, die mit den Kleinen schaukeln, wandern, spielen oder einfach sprechen. Und die Kleinen strahlen unter dieser ungeteilten Aufmerksamkeit...
Und mit diesen Großen der 10. Klasse begehen wir seit drei Jahren einen feierlichen "Übergangsritus". Fünf Tage lang verbringen sie unter der Leitung eines erfahrenen Erwachsenen in der Einsamkeit einer Farm in den Bergen. Hier unternehmen sie vieles in enger Gemeinschaft, schauen zurück auf die Kindheit, die sie nun verlassen, und blicken dann voraus auf die Welt des Erwachsenseins, in die wir sie bald gut gerüstet entlassen dürfen...
Jenni Brassington und Marion Penfold (übersetzt hn)