Die Waldorfbewegung in Italien
Als 1949 der erste Waldorfkindergarten in Milano eröffnete und ihm bald darauf die erste Schule folgte, ahnte man es vielleicht noch nicht – doch bis zur nächsten Schulgründung sollten viele, viele Jahre vergehen... Erst 1978 konnten auch Kinder in Rom die zweite Waldorfschule besuchen, in den 80er Jahren folgten dann Oriago, Sagrado, Meran und Palermo.
1992 wurde dann – vor nun 14 Jahren – der Bund der Rudolf-Steiner-Schulen in Italien gegründet (und die Schulen in Bologna und Trento). In der folgenden Zeit gab es überall ein wachsendes Interesse an der Waldorfpädagogik. Insgesamt entstanden in den 90er Jahren an über 15 Orten Schulinitiativen, wovon 11 Schulen bis heute arbeiten. Bologna, Conegliano, Firenze und Manduria sind Beispiele dieser Gründungsphase.
Die Aufgabe des Bundes war es vor allem, ein erstes Zentrum für die Waldorfausbildung zu gründen und diesem in der Pionierphase wichtige Impulse zu geben.

Der entscheidende Wendepunkt für die Entwicklung der Waldorfbewegung war die große Veranstaltung "In Freiheit zur Freiheit erziehen" im Jahr 2000. Dieses kulturelle Großereignis wurde vom italienischen Bund der Waldorfschulen organisiert und war Teil der übrigen Veranstaltungen zu "Bologna - europäische Kulturstadt des Jahres 2000".
Zwei Wochen lang gab es Vorträge, Podiumsdiskussionen, Theateraufführungen, Zirkus und Konzerte, an denen sogar ausländische Waldorfschulen mitwirkten. Auch die Waldorf-Ausstellung der Freunde der Erziehungskunst in einem bekannten Einkaufszentrum in Bologna gewann große Aufmerksamkeit.
So begann 2001 eine neue Phase. Seither werden die Kontakte zwischen dem Bund und den einzelnen Schulen intensiv gepflegt. Jeden Frühling laden wir nun zur gemeinsamen Konferenz "Waldorf Italien" ein, auf der sich mittlerweile rund 130 Kollegen jeweils mit einem bestimmten Thema beschäftigen.
In den letzten sechs Jahren wurden wieder 12 neue Waldorfschulen gegründet. Heute haben wir 29 Schulen sowie 66 Kindergärten und Spielgruppen. Eine Oberstufe gibt es leider bisher nur in Mailand!
Die italienische Waldorfschulbewegung ist aber insgesamt noch ziemlich jung, und trotz aller Schwierigkeiten blicken wir hoffnungsvoll in die Zukunft.
Roberto Maldone (übers. bs)