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Olympische Spiele in Mumbai

Die Tridha Waldorfschule hatte jetzt die 5. Klasse. Was erlebt das 11-jährige Kind, wenn es eine andersartige Welt wahrnimmt, zu der es zunächst keine Beziehung herstellen kann? Wenn es erlebt, wie Dinge auf einen zukommen, für die man noch nicht gewappnet ist? Was hilft?

Ich erlebte, wie sich Verhalten und Wahrnehmungsfähigkeit der Kinder veränderten, und fühlte, daß sie eine Art „Initiation“ brauchten. Das indische Epos Ramayana ist voller „Einweihungen“ – Rama wird durch Dutzende von Herausforderungen geprüft, bis er selbst zum Meister seines eigenen Schicksals wird.

Auch unsere Schule hat einen Wendepunkt erreicht: Wir stehen davor, eine Mittel- und Oberstufe zu begründen. In nicht ferner Zukunft warten schon die Prüfungen der 10. Klasse, und wir sind noch nicht für sie gewappnet...

Die Kinder der 5. Klasse und wir befanden uns in einer ähnlichen Lage – also warum keine Initiation, die alle herausforderte? In diesem Moment erinnerte ich mich an ein Gespräch mit den Sportlehrern am Emerson College (GB). Sie organisierten jedes Jahr Olympischen Spiele. Und so faßte ich den Entschluß, dies müsse auch in Mumbai geschehen.

Der Fünfkampf erweckt innere Harmonie und Stärke - und den Wunsch nach Begegnung. Und zum ersten Mal in Indien lud eine Waldorfschule eine andere ein. 24 Kinder der Sloka Waldorfschule aus Hyderabad machten sich auf die 17-stündige Zugfahrt nach Mumbai! Der Schritt in den Umkreis, genau wie ihn der Fünftklässler auch erlebt...

Und dann maßen sich 44 Kinder, eingeteilt in vier „Städte“, im Weitsprung, Diskus, Speerwurf, Lang- und Kurzstreckenlauf. Es war ein Tag, an dem niemand weinte, niemand schrie; ein Tag, an dem man die eigene Gegenwart sah und die eigene Zukunft ins Auge faßte. Jeder Mitstreiter und jeder Gewinner war – ein Freund.

Die meisten Schulen in der Millionenstadt Mumbai haben keinen Platz zum Spielen. Wir hatten jedoch etwas Platz und beschlossen, kein Sportgelände zu mieten, sondern unseren kleinen Schulhof in etwas Wundervolles zu verwandeln. Eltern und Freunde in der Mitte, die Athleten liefen und agierten an der Peripherie - Was für ein Bild! Stärke im Zentrum und Bewegung und Begegnung im Umkreis.

Spiele sind das Tor zur Welt und der Weg, Ängste zu überwinden. Durch Spiele können wir einander ohne Vorurteil und Scham begegnen, mit Lachen und Wärme erreichen...

Man muß heute als Prüfung nicht mehr eine Nacht in der Wildnis mit Bestien und inneren Dämonen verbringen. Ein Tag im olympischen Geist führt zu einer tiefen Begegnung mit sich selbst, dem anderen Menschen – und vielleicht dem Schöpfer. Wir hoffen, daß er auch dauerhaft das Band zwischen den indischen Waldorfschulen stärken wird.

Patrick Brillant (übersetzt hn)

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