Lar Benjamin – Hilfe für die Verlassenen
In Sao Paulo werden ständig Kinder von ihren Eltern verlassen oder diesen wegen Mißhandlung entzogen. Die Initiative „Lar Benjamin“ gibt einigen dieser Kinder neue Hoffnung und Liebe.
Welche furchtbaren Erlebnisse der Einsamkeit und Verlassenheit muß ein Kind durchmachen, daß von seinen eigenen Eltern verlassen oder mißhandelt wurde! Wir Therapeuten und Waldorfpädagogen von „Lar Benjamin“ wollen diesen Kindern nicht nur physisch und therapeutisch helfen, sondern ihnen außerdem eine familiäre Umgebung geben - und alle Liebe, die uns möglich ist.
Im Moment haben wir acht Kinder bei uns aufgenommen. Es ist nur eine kleine Gruppe, und doch konnten wir im Laufe von 13 Jahren schon 75 Kindern helfen. Lassen Sie mich einige unserer Kinder vorstellen:

Da ist ein neunjähriger Junge, der von seiner Mutter als Kleinkind mit einer Metallstange geschlagen wurde, was ihn fast völlig erblinden ließ. Ein Spezialist, der uns kostenlos half, konnte dem Jungen ein wenig Sehfähigkeit bewahren. Nun suchen wir intensiv nach einer Familie, die ihn aufnehmen möchte. Trotz seines Leidens ist er glücklich, besucht eine lokale Schule und entwickelt sich wie andere Kinder.
Dann gibt es ein wunderbares Mädchen, jetzt 19 Jahre alt, das schon seit elf Jahren bei uns ist. Als Baby wurde sie vor einem Geschäft ausgesetzt und von der Frau, die dort arbeitete, zunächst aufgenommen. Als ihre Ehe getrennt wurde, kam das Kind ins Waisenhaus, wurde später erneut für einige Jahre adoptiert – und kam schließlich zu uns. Wir halfen diesem Mädchen, sich von allen Traumata zu erholen. Nun ist sie dabei, die Schule zu beenden und arbeitet als Assistentin in einer Klinik. Bald wird sie uns verlassen und ein anderes Kind wird kommen...
Dies sind zwei von so vielen furchtbaren Geschichten, denen wir begegnet sind. Wenn wir nichts für diese Kinder getan hätten, hätten viele von ihnen zu jenen kriminell gewordenen Jugendlichen werden können, wie es sie zahllos in unseren Städten gibt. In Brasilien gibt es so viele verlassene Kinder, und doch müssen wir, wie Rudolf Steiner sagt, als ganze Menschheit den nächsten Schritt der Entwicklung machen.
Im Mittel bleiben die Kinder bei uns zwei Jahre, bis wir für sie eine neue Familie finden.
Diese Kinder sind nicht nur unsere Zukunft, sondern auch zukünftige Eltern, die ein starkes inneres Gleichgewicht wiederfinden müssen, um die Muster zu durchbrechen, die sie selbst erleiden mußten.
Wir helfen ihnen zusammen mit Ärzten, Therapeuten und Pädagogen, die zumeist keinerlei Bezahlung verlangen. Dennoch brauchen wir Hilfe, um unsere schwierige und wundervolle Aufgabe fortsetzen und unsere Kinder auch weiterhin beherbergen und versorgen zu können.
Coralia Walter (Übersetzung: hn)