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Ungarn – Dynamik und Herausforderungen

Ungarn hat 20 Waldorfschulen – mehr als jedes andere osteuropäische Land. Über die Hälfte wurde allein in den letzten acht Jahren gegründet. Doch in vielem ist die ungarische Situation, sind die dortigen Fragen und Herausforderungen, mit anderen Ländern vergleichbar.

In den letzten 15 Jahren gab es im ungarischen Schulsystem große Veränderungen. Der staatliche Einheitslehrplan wurde ersetzt durch einen Rahmen-Lehrplan und lokale, schul-basierte Lehrpläne. Viele Alternativschulen entstanden und haben die Lehrmethoden und die innere Haltung der Lehrer deutlich beeinflußt. Auch die Eltern werden zunehmend als Partner in der Erziehung betrachtet und können in manchen Fragen mitentscheiden. Die ungarischen Waldorfschulen hatten an dieser Entwicklung deutlichen Anteil.

Ein wichtiges Ziel der letzten Jahre war es, die Anerkennung der Waldorfpädagogik unter neuer Gesetzgebung zu sichern. Inzwischen sind die Waldorfschulen im Rahmen des neuen Bildungsgesetzes anerkannt, ebenso das Prinzip des Klassenlehrers. Der Waldorf-Rahmenlehrplan wurde ausgearbeitet - und staatliche Experten lobten seine Qualität. Nun entwickeln die einzelnen Waldorfschulen auf dieser Grundlage ihre eigenen lokalen oder individuellen Lehrpläne und arbeiten an der Frage der Qualitätssicherung.

Im Moment gibt es 35 Waldorfkindergärten und 20 Waldorfschulen, von denen neun bereits Oberstufen haben. Der Bedarf an ausgebildeten Lehrern ist sehr groß. Das Lehrerseminar in Solymár bei Budapest bietet eine vierjährige Ausbildung (für ausgebildete Staatslehrer zweijährig) und veranstaltet regelmäßige Tageskurse für tätige Waldorflehrer. In Zusammenarbeit mit der IAO (Internationale Assoziation Osteuropa) werden jedes Jahr vier mehrtägige Konferenzen organisiert.

Ein Problem für viele Schulen sind die Räumlichkeiten. In manchen Fällen müssen horrende Mieten gezahlt werden, in anderen Fällen ist aufgrund der Raumnot eine ständige Um- und Ausbauarbeit nötig. Weitere Herausforderungen sind die Qualitätssicherung, die begleitende Beratung, die Finanzierung der Ausbildungsstätten und der ungarischen Waldorfvereinigung.

Dazu kommt die soziale Frage. Wir stehen in Ungarn vor der kritischen Situation, daß ein wachsender Teil der Gesellschaft mit den zunehmenden Lebenshaltungskosten nicht mehr Schritt halten kann. Dies betrifft auch viele Eltern, die aufgrund ihrer Ideale ihr Kind zu einer Waldorfschule schicken möchten, das nötige Schulgeld aber nicht aufbringen können. – Auf der anderen Seite gibt es wachsenden Wohlstand und Eltern, die eine gute Ausbildung für ihr Kind wie eine Dienstleistung kaufen wollen.

Hier liegt die entscheidende Herausforderung für die Waldorfschulen: Wie können sie es vermeiden, elitär zu werden und nur jenen offen zu stehen, die das Geld haben, um zu zahlen?

Balogh Klára und Sam Betts

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