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Die Waldorfpädagogik in Taiwan

Ya Chih Chan, die 1996 für ihre Ausbildung ein Stipendium der Freunde der Erziehungskunst bekam, berichtet, wie die Waldorfpädagogik in ihrer Heimat Fuß faßte.

Ich blicke zurück auf die letzten fünf Jahre, in denen ich als Klassenlehrerin in Taiwan gearbeitet habe und an der schnellen Entwicklung der Ci Xing Waldorf School in I-Lan beteiligt war – und fühle, wie das Schicksal uns geleitet hat.

Schon nach diesen wenigen Jahren hat die Schule nicht nur einen großen Kindergarten mit über 80 Kindern in fünf Gruppen, sondern auch acht Klassen mit 180 Schülern (es gibt zwei 1. und 2. Klassen). Die Schule hat Platz für 12 Klassen, so daß sie bald bis Klasse 6 zweizügig sein wird.

Vom Beginn bis zur staatlichen Finanzierung

Die Initiative zu dieser Waldorfschule ging aus von Sue Chang und dem von ihr geleiteten Kindergarten, der damals schon seit 20 Jahren bestand. 1991 begegnete Sue Chang in Stuttgart der Waldorfpädagogik, was der entscheidende Moment für die Zukunft war. Sie vertiefte sich in das Neue, besuchte Kurse und hospitierte in vielen Waldorfschulen.

Schon 1994 konnte sie im Rahmen einer Bildungsreform die Ideale der Waldorfpädagogik in das staatliche System einbringen, das den Impulsen der Zivilgesellschaft in der Tat entgegenzukommen versuchte. Sie organisierte auch eine nationale Konferenz über Frühe Kindheit und wagte sich 1996 daran, ihren seit über 20 Jahren bestehenden Kindergarten ganz zu einem Waldorfkindergarten werden zu lassen.

Nach dreijähriger Erfahrung und Unterstützung durch erfahrene Waldorfpädagogen aus dem Ausland öffnete 1999 die erste Klasse mit zunächst sechs Kindern. Schon bald darauf ergab sich die positive Möglichkeit, eine Charter School zu werden (staatliche Schule in privater Trägerschaft), und so gründeten wir im April 2001 eine Anthroposophische Stiftung als Träger. Weiterhin kamen regelmäßig Marjorie Theyer aus Neuseeland und Thanh und Ben Cherry aus Australien, um unsere Arbeit immer wieder ganz wesentlich zu unterstützen und zu vertiefen.

Ab 2002 waren wir dann tatsächlich eine staatlich finanzierte Waldorfschule, eine öffentliche Schule mit eigenen Rechten in bezug auf das Curriculum und die Einstellungen – ein großer Schritt in der Geschichte des taiwanesischen Erziehungssystems. Insgesamt wird unsere Arbeit vom Bildungsressort geschätzt, und wir erhielten bereits verschiedenste Anerkennungen.

Qualitäts- und Ausbildungsfragen

Wie sichern wir die Qualität unserer Arbeit, die auf den Idealen der Waldorfpädagogik gründet? Da ich die intensivste Ausbildung in Anthroposophie und Waldorfpädagogik hatte, habe ich die Verantwortung für die Vertiefung unserer Arbeit übernommen. Ich lerne unglaublich viel durch diese Aufgabe.

Zunächst war es für mich sehr schwer, in die Taiwanesische Gesellschaft zurückzukehren, nachdem ich mehrere Jahre im Ausland gewesen war. Wie konnte ich das, was ich empfangen hatte, den Menschen um mich herum weitergeben? In meinen Seminaren und Gesprächen mit Lehrern mußte ich passende Übersetzungen für jene Worte und Ideen finden, mit denen die Menschen noch nicht vertraut waren. Ich kann sagen, daß ich durch diese Arbeit mich selbst und die Anthroposophie wieder mit Taiwans Kultur verbunden habe, was mir wie ein Inkarnationsprozeß erscheint.

Mit Unterstützung aus dem Ausland konnten wir im August 2002 eine dreijährige Teilzeit-Ausbildung einrichten. 40 Teilnehmer aus ganz Taiwan beendeten das erste Jahr und spezialisieren sich nun auf den Kindergarten- oder Klassenlehrer-Bereich.

Ich bin sehr glücklich, wenn ich sehe, daß die Waldorfpädagogik in unserer Kultur Wurzeln schlägt und Teil des Lebens vieler unserer Lehrer und Eltern geworden ist – und vor allem, wenn ich sehe, wie wir für Kinder bessere Möglichkeiten schaffen können. Ci Xing ist die erste chinesisch-sprachige Waldorfschule der Welt und die erste staatlich finanzierte Waldorfschule in Süd-Asien.

Weit entfernt davon, uns von dem ermutigenden Beginn verwirren zu lassen, sind wir uns unserer Verantwortung und Aufgabe tief bewußt und bemühen uns weiterhin mit aller Kraft, ihr gerecht zu werden. Allen, die uns bisher unterstützt haben, möchte ich ganz herzlich danken!

Ya Chih Chan (übersetzt hn)

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