Enthusiasmus für die Kinder der Townships
Das Centre for Creative Education in Kapstadt ist die einzige unabhängige Lehrerausbildungsstätte in ganz Südafrika. Mit unermüdlichem Enthusiasmus bilden Ann Sharfman und ihre Kollegen auch Frauen aus den Townships für ihre Pionierarbeit in einfachsten „Educare Centres“ aus. Seit vier Jahren halfen dabei Mittel unseres Spendenaufrufs vom Sommer 2000.
In den Townships rund um Kapstadt herrscht unveränderte Armut, und doch ist der Zustrom von Menschen aus ländlichen Gebieten ungebremst. Das Leben vieler Kinder aber konnte mit Hilfe von Menschen in Deutschland, Norwegen, Holland und Dänemark sehr verbessert werden.
Seit dem Beginn im Jahre 1994 ist die Entwicklung von Waldorf Educare Centres für Kinder im Alter von wenigen Monaten bis sechs Jahren stetig vorangegangen. Wir schätzen, daß in den letzten 10 Jahren etwa 4500 Kinder unsere Educares besuchen konnten. Hier werden die Kinder mit Liebe und Respekt betreut, und sie erleben das Gefühl, in dieser Welt willkommen zu sein – trotz der ungeheuren Probleme um sie herum.

Frauen, die sich zusammentun
Vor kurzem wurde ein wunderbarer weiterer Schritt getan. Zwölf Frauen, die vor einem Jahr ihre Teilzeitausbildung beendet hatten, waren so inspiriert von dem, was sie aufgenommen hatten, daß sie ihren Lernprozeß fortsetzen wollten, um sich als Waldorferzieherinnen noch besser um ihre Schützlinge kümmern zu können. So gründeten sie eine Partnerschaft, nannten sie „Isiseko Sobuntu“ (Gründung der Menschlichkeit) und wollen auch künftig eng mit dem Centre for Creative Education zusammenarbeiten.
Die zwölf Frauen allein sind schon für fast 900 Kinder in ihren Townships (Khayelitsha, Philippi u.a.) verantwortlich. Ihre Educare Centres sind zunächst oft ganz einfache Konstruktionen aus Holz und Eisen, zusammengebaut aus gebrauchtem Material. Diese Frauen blicken großen Herausforderungen entgegen – viel ist zu tun, um einfache Educare Centres zu richtigen Waldorfkindergärten werden zu lassen. Manchmal geht es langsam voran, doch Schritt für Schritt entwickelt sich wahre Erziehung.
Um die große Zahl von Kindern jeweils wirklich betreuen zu können, braucht es Helfer. Auch diese benötigen Ausbildung und fortgesetzte Inspiration, damit aus alten Methoden eine gesunde, ganzheitliche Sorge und Erziehung für die Kinder wird. Die Frauen von „Isiseko Sobunto“ schicken auch diese Kollegen regelmäßig zu den Fortbildungskursen. Sie selbst besuchen sich gegenseitig, hospitieren im Unterricht der jeweils anderen, sie unterstützen und beraten einander, wo sie können.
Mit ausländischer Hilfe wurden Nähmaschinen gekauft, und die Frauen fertigten Vorhänge an. Nun leuchten ihre Educare Centres in zarter Schönheit – ein ganz wichtiges Ereignis für die Sinnesentwicklung der Kinder. Manche der Frauen hat nie zuvor eine Nähmaschine benutzt und ist stolz auf ihre neue Fähigkeit. Nun dienen sie zur Anfertigung von Puppen und anderem. – Außerdem werden eigene Gemüsegärten entstehen. Ernährung ist ein großes Problem in den Townships, und die meisten Kinder sind unterernährt!
Es ist eine lange Reise, die diese Frauen angetreten haben. Aber mit einem unglaublichen Enthusiasmus arbeiten sie an der Verwandlung der äußerst schwierigen Umstände, unter denen sie leben – alles um der Kinder willen, die sich in ihrer Obhut befinden.
... und die Kurse gehen weiter
Währenddessen gehen unserer Kurse weiter. 2003 haben 62 Frauen das erste, zweite oder dritte Jahr ihrer Ausbildung beendet – unter ihnen sogar muslimische Frauen malaysischen Ursprungs, die nahe der Townships leben. Sie alle sind ebenso voller Enthusiasmus und warten darauf, die Waldorfpädagogik auch in ihrer Umgebung zu begründen. Immer bedeutet ihnen diese Ausbildung und die künftige Aufgabe auch persönlich unendlich viel. Als wir bei einem Morgenkreis einmal Komplimente verteilten, weil die Frauen sich so anmutig und leichtfüßig bewegten, war ihre Antwort: „Wir sind leicht, wir fliegen, weil wir glücklich sind! Dieser Kurs bedeutet so viel für uns.“
Viel Arbeit wurde auch darauf verwandt, die offizielle Akkreditierung für unsere Kurse zu erhalten. Demnächst dürfen in Südafrika nur noch Lehrer mit anerkannter Qualifikation unterrichten. So mußten alle Kurse in der von der Regierung geforderten Ausdrucksweise dokumentiert werden, ohne im pädagogischen Inhalt irgendwelche Kompromisse einzugehen. Ann Sharfman, die über so viele Jahre unermüdlich die Arbeit aufgebaut hat, hat auch diese Aufgabe übernommen und erfolgreich zuende gebracht.
Im Herbst 2003 hat das Centre for Creative Education die entscheidende staatliche Anerkennung erhalten.
Peter van Alphen (übersetzt hn)