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Theater in Windhoek

Namibia ist fast dreimal so groß wie Deutschland, hat aber weniger als zwei Millionen Einwohner, die zu etwa 12 Volksgruppen gehören. 1992 eröffnete in Windhoek der erste Waldorfkindergarten, im Jahr 2000 dann die Waldorfschule, aus der hier berichtet wird.

...und wieder ist ein Jahr vorbei. Es gab wieder viel Arbeit – nicht nur Unterricht, Monatsfeiern, Vortragsabende, Tag der offenen Tür. Auch der Aufbau der Mittelstufe und der Schulneubau wurden weiter geplant und koordiniert und am Konzept eines Schülerheims wurde weiter gearbeitet.

Den Höhepunkt bildete aber das erste große Klassenspiel unserer „Pionierklasse“ 6/7: „Katharina Knie“ von Carl Zuckmeyer.

Als junge und einzige Waldorfschule in Namibia können wir natürlich auf nichts zurückgreifen. Die 6./7. Klasse und ihr Klassenlehrer Hubertus von Tschammer wählten im April die Rollen aus. Dann wurden sie verteilt und mußten in den Maiferien gelernt werden. Im Juni übten die Schüler im Klassenzimmer, in unserem wirklich kleinen Eurythmieraum und auf dem Schulhof artistische Zirkuskünste: Jonglieren, Einrad, Tellerdrehen etc., sowie einzelne Szenen. Auf einem Flohmarkt wurden gebrauchte, bunte Kleidungsstücke gekauft.

Und dann hatten Klassenlehrer und Eltern (die ja das erste Klassenspiel ihres Lebens vor sich hatten!) eine gewaltige Vision und viel Mut: sie mieteten im evangelischen Gemeindehaus einen Saal mit 150 Plätzen und Bühne! Würde der Saal je voll werden? Würden die gewaltigen Kosten wieder hereinkommen? Schließlich sind wir eine kleine Schule mit 86 Schülern und höchstens 50 Elternhäusern!

Die Proben beginnen

Bevor die eigentlichen Proben losgingen, fuhren Eltern und Schüler mit einem unserer Schule eng verbundenen Waldorflehrer aus Eckernförde noch zum Klettern. Zutiefst erfüllt von dieser Mut-Klettertour begannen Schüler und Lehrer dann Anfang Juli mit der intensiven Probenarbeit.

Nach dem Morgenkreis zog man in das etwa fünf Minuten entfernt liegende Gemeindehaus und probte vormittags und nachmittags. Die ganze Schulgemeinschaft begleitete innerlich diese Arbeit. An den Wochenenden bauten Eltern, Schüler und Lehrer die Kulissen (zwei traumhaft schöne Zirkuswagen) – und dann, Anfang August, war es soweit.

Am Vorabend der Aufführung brauchte die evangelische Gemeinde ihren Saal noch für ein Konzert. Das hieß für uns: nach der Generalprobe wurde alles abgebaut und nach dem Konzert mitten in der Nacht wieder aufgebaut!

Am nächsten Tag zogen die Klassen 1 bis 5 nach einem verkürzten Hauptunterricht zum Gemeindesaal. Wir waren alle sehr aufgeregt. Unsere Schule füllte die eine Hälfte des Saales, für die zweite Hälfte hatten wir Schüler einer benachbarten Schule eingeladen. Jeder von uns trug die Spannung in sich: wie wird es werden? Und dann:

Vorhang auf!

Und Zirkus Knie zog mit Gesang, Musik und Zirkuskunststücken ein – und nun begann die Vorstellung: Über 100 Kinder sahen völlig gespannt, voller Lachen, aber auch mit Trauer- und Betroffenheitsschauern gut zwei Stunden ein grandioses Theaterstück. Gewaltiger Applaus erhob sich. Und alle waren sich einig: da gehe ich noch einmal hin. Es folgten zwei brechend volle Abendaufführungen! Alle waren tief beeindruckt von der Glanzleistung der Schüler: Sprache, Ausdruck, Spiel, Kostüme, Kulisse, Beleuchtung – einfach alles stimmte!

Für unsere kleine Schulgemeinschaft ein erhebendes Erlebnis: Unsere Schule, unsere 6./7. Klasse! Wir können was! Für die Eltern war es ebenso etwas ganz Besonderes: Das also ist ein Klassenspiel. So wirkt die Waldorfpädagogik also auf unsere Kinder. Ja, diese Schule wollen wir wirklich!

Da wir leider noch nicht die Lehrer für den Aufbau unserer Mittelstufe gefunden haben, wird die Klasse als 7./8. Klasse so weitergeführt wie bisher. Für alle war dies eine herbe Enttäuschung. Doch nach diesem Klassenspiel gab es für die Eltern nur eine Entscheidung: egal, wie es weitergeht, Hauptsache Waldorfpädagogik. Für uns Lehrer ist dies die schönste Anerkennung unserer Arbeit.

Ein anderer großer Schritt wurde ebenfalls getan: Im Januar sind wir auf unser neues großes Schulgelände umgezogen. Es ist für alle herrlich, schöne Klassenräume zu haben, auch Fachräume. Die ehemalige Farm bietet vielseitige Möglichkeiten der Entfaltung – mit unserer neuen 1. Klasse haben wir ja „erst“ 100 Schüler... Mitte April werden wir die Einweihung feiern. Natürlich werden anfangs Kompromisse und Provisorien vorherrschen: das Geld reicht hinten und vorne nicht, aber wir sind guten Mutes. Allen, die uns bis zu diesem Punkt auf verschiedenste Weise unterstützt haben, sind wir sehr dankbar!

Birgit Peter, Klassenlehrerin der 4./5. Klasse

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