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Wo die Sonne aufgeht – Eindrücke aus Amman

Der Leiter einer großen Privatschule in der jordanischen Hauptstadt ist sehr an der Waldorfpädagogik interessiert. Ein Lehrer der Waldorfschule Haan-Gruiten begleitet die Schule und macht die dortigen Kollegen mit Neuem bekannt.

Es ist 7.45 Uhr, die ganze Schule versammelt sich auf dem Pausenhof und lauscht der jordanischen Nationalhymne, die aus altersschwachen Lautsprechern krächzt. Andächtig blicken wir zur Landesflagge, dann setzt sich der ganze Tross in Bewegung, geordnet in Reih und Glied. Über 500 Schüler finden ihren Weg zu ihren Klassen, der Unterricht kann beginnen.

Heute hospitiere ich in der ersten Klasse, die sich immer freut, wenn Mr. Chris sie besucht, da es dann meist etwas Neues gibt. Heute beginnt die Klassenlehrerin mal mit einem Dankesspruch für Allah und schließt dann ein Liedchen und einige Spiele an, darauf folgt das geliebte Formenzeichnen. Epochenhefte haben wir schon binden lassen, Wachsmalkreiden wurden bestellt. Die Kinder tauchen in das Formerlebnis ein, es wird still, mancher schnuppert an dem Bienenwachs, stolz wie Oskar zeigen sie ihre Formen.

Doch die restlichen sieben Stunden des Tages arbeiten sie aus Schulheften, lösen Multiple Choice Aufgaben, füllen Arbeitsblätter aus. Oft gibt es keine Zeit fürs Formenzeichen, da der staatliche Lehrplan erarbeitet werden muss, dann fordern die Kinder aber eine neue Form.

Etwas später am Tag habe ich ein Treffen mit den Klassenlehrern der vierten Klasse. Wir arbeiten sprachgestalterlich an einem englischen Stabreim, stampfen und klatschen. Kinder spähen durch die Türe, um zu sehen, was denn da vor sich geht. Ein Kind sagt mir: „Mr. Chris, you are famous!“ Das erfreut, denn es zeigt, dass die Waldorfelemente, die langsam Einzug finden, die Kinder erreichen und von ihnen tief aufgenommen werden.

Am Nachmittag ist das wöchentliche Treffen mit allen Lehrern der Unterstufe. Es geht um die Rhythmisierung des Unterrichts.

Al Mashrek International School heißt die Schule unter der Leitung von Hanna und Bassam Malhas, die die Waldorfpädagogik kennen gelernt haben und Elemente in ihrer Schule einführen wollen. Meine Aufgabe ist es, mit den Lehrern des Kindergartens und der Unterstufe, die noch keine Kenntnis der Waldorfpädagogik haben, künstlerisch zu arbeiten, um sie aufzuwecken für einen rhythmischen, künstlerischen und kindgerechten Unterricht. Wir haben in den letzten sechs Monaten schon vieles geschafft, viele Fragen sind aufgestiegen und auch der Wunsch, die Kinder ehrlich zu verstehen. Das ist die Grundlage.

Al Mashrek bezeichnet den Ort, wo die Sonne aufgeht.

Christian Bauer

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Häufiggestellte Fragen über den Freiwilligendienst